Bezahl-Apps Twint und Paymit fusionieren
(Bild: Twint)
Zürich / Bern – Nach zwei Monaten Verhandlungen ist ein Durchbruch gelungen: Die beiden Schweizer Bezahl-Apps Twint und Paymit fusionieren. Die Zusammenlegung der beiden Systeme erfolgt im Herbst.
Darauf haben sich die fünf grössten Schweizer Banken Credit Suisse, Postfinance, Raiffeisen, UBS und ZKB, das Finanzinfrastrukturunternehmen SIX, die Detailhändler Migros und Coop sowie der Telekomkonzern Swisscom geeinigt, wie sie am Freitag in einem gemeinsamen Communiqué bekannt gaben.
Paymit war im letzten Jahr von den Banken und der SIX lanciert worden, während hinter Twint die Postfinance stand. Die Swisscom hatte im vergangenen August ihre eigene Bezahl-App Tapit wegen Erfolgslosigkeit beerdigt und sich Paymit angeschlossen.
Im Hinblick auf die drohende Ankunft der ausländischen Konkurrenz durch Giganten wie Apple, Google oder Samsung hierzulande führten die neun Schweizer Unternehmen nun seit Ende März Gespräche über eine Zusammenlegung der beiden Bezahl-Apps.
Vorteile vereinen
Das neue System soll Twint heissen und die Vorteile von Paymit und Twint vereinen. So können die Nutzer künftig im Laden sowohl an den Twint-Terminals als auch an den anderen Kassenterminals bezahlen. Die neue Lösung sei offen, um Übermittlungstechnologien wie Bluetooth, QR-Codes und die Funktechnologie NFC zu integrieren.
Bei Paymit muss bisher ein QR-Code eingescannt werden. Bei Twint werden Zahlungen über Bluetooth an einem eigenen Terminal an der Ladenkasse abgewickelt.
Von der gemeinsamen Zahlungslösung würden insbesondere die Nutzer profitieren, hiess es weiter. Sie würden eine breite Akzeptanz in den Läden vorfinden sowie online und in Applikationen von Händlern einkaufen können.
Zudem könnten Rechnungen beglichen und an Automaten Lebensmittel, Parkscheine, Skipässe sowie weitere Güter und Dienstleistungen bezahlt werden. Auch Überweisungen unter den Nutzern würden weiterhin möglich sein, hiess es. Twint werde für die Nutzer weiterhin gratis sein.
«Diese innovative Bezahllösung bietet viele Vorteile. Mit ihr haben unsere Kundinnen und Kunden eine neue Möglichkeit, einfach und sicher in den Filialen oder im Internet zu bezahlen oder auch Überweisungen zu tätigen», erklärte Coop-Chef Joos Sutter.
Anbindung an Konten oder Kreditkarten
Zudem könne der Nutzer wählen, wie er seine mobile Zahlung begleichen wolle. Die neue Twint akzeptiere sowohl die Anbindung eines Bank-/Postkontos als auch einer Kreditkarte sowie das Aufladen per Vorauszahlung (Prepaid).
Auch die Händler würden von der gemeinsamen Lösung profitieren: Mit der neuen Twint können sie den Kunden auch Mehrwertleistungen wie Kundenkarten, Stempelkarten oder Promotionsrabatte wie beispielsweise Coupons auf dem Smartphone anbieten.
«Wir sind sehr erfreut, dass wir nun eine Lösung haben, die technologisch innovativ ist und bei der wir die unterschiedlichen Funktionalitäten von Paymit und Twint zu Gunsten der Kundinnen und Kunden verbinden konnten», erklärte SIX-Verwaltungspräsident Alexandre Zeller.
Dank des gemeinsamen Standards müssen die Händler nur noch eine statt mehrere verschiedene Zahlungsverkehrslösungen in ihre Kassen integrieren. Die Ladenbesitzer können dadurch Kosten sparen. Auch Kleinsthändler oder Dienstleistungsfirmen können sich ohne grosse Investitionen ans System anschliessen.
Farbe ändert sich
Allerdings ändert sich die Farbe: Die neue Twint-App werde nicht mehr grün sein, sagte Victor Schmid von der Beratungsfirma Hirzel.Neef.Schmid.Konsulenten auf Anfrage. Jede Bank werde die Twint-App in ihrer eigenen Farbe herausgeben.
Der Betrieb der gemeinsamen Lösung wird an ein eigenes Unternehmen namens Twint AG übertragen, an dem die fünf grössten Banken und die SIX beteiligt sind. Dieses werde weiterhin mit bestehenden Partnern, darunter die Swisscom für die Bankenintegration, zusammenarbeiten, hiess es.
Die Führungsfunktionen werden aufgeteilt: Chef des neuen Unternehmens wird Thierry Kneissler, der bisher Twint-Verantwortlicher bei der Postfinance ist. Verwaltungsratspräsident wird Jürg Weber, der die Zahlungsverkehrssparte von SIX leitet.
«Wir arbeiten nun mit Hochdruck daran, die beiden Systeme zu migrieren und die gemeinsame Plattform allen Händlern und Endkunden im Laufe des Herbstes 2016 verfügbar zu machen», erklärte Kneissler. Der Fusion von Twint und Paymit muss noch die Eidg. Wettbewerbskommission (Weko) zustimmen.
Mit der neuen Lösung komme das Beste von Twint und Paymit auf eine Plattform. «Wir gestalten damit das mobile Bezahlen selbst. Eine gemeinsame Schweizer Lösung war immer unser Ziel», erklärte Swisscom-Chef Urs Schaeppi im Hinblick auf die ausländische Konkurrenz. (awp/mc/upd/ps)