Zürich – Die schweizerischen Direktinvestitionen im Ausland sind im Jahr 2010 erneut gestiegen und die Ertragslage der ausländischen Tochterunternehmen erholten sich weiter. Rückläufig entwickelten sich dagegen die ausländischen Direktinvestitionen in der Schweiz.
Die Kapitalexporte sind 2010 auf 67,6 Mrd CHF von 30,2 Mrd im Vorjahr angestiegen. Die Zunahme von 123% sei mehrheitlich auf höhere Investitionen der ausländisch beherrschten «Finanz- und Holdinggesellschaften» zurückzuführen, teilt die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Dienstag mit. Ohne diese Unternehmen, die oft grossen Schwankungen ausgesetzt seien, wären die Kapitalexporte auf 39 Mrd von 29 Mrd angestiegen.
Finanzdienstleister investieren stärker im Ausland
Vor allem Versicherungen und Banken hätten mehr Geld im Ausland investiert, die Industrie dagegen weniger. Die Investitionen seien hauptsächlich in bereits bestehende Tochtergesellschaften im Ausland geflossen, während die Akquisitionen auf dem tiefen Wert des Jahres 2009 stagnierten.
Hoher Kapitalbestand
Der Kapitalbestand in den Tochtergesellschaften schweizerischer Direktinvestoren im Ausland erhöhte sich um 26 Mrd auf 878 Mrd CHF. Dazu hätten die Kapitalexporte den grössten Beitrag geleistet. Hingegen drückten die Wechselkurswirkungen auf den in Franken gemessenen Kapitalbestand.
Der Personalbestand in ausländischen Tochtergesellschaften stieg um 1% auf 2,66 Mio Beschäftigte. Dabei habe der Personalbestand in Asien mit einer Rate von 5% überdurchschnittlich zugenommen, schreibt die SNB.
Erträge auf Direktinvestitionen steigen
Die Erträge aus Direktinvestitionen im Ausland wuchsen im Berichtsjahr erneut und zwar auf 73 Mrd von 56 Mrd. Sie profitierten von der günstigen weltweiten Konjunktur und erholten sich weiter vom Tiefstwert, den sie 2008 aufgrund der Verluste der ausländischen Tochtergesellschaften der Banken verzeichnet hatten.
Im Vergleich mit anderen Ländern verfüge die Schweiz über verhältnismässig hohe Direktinvestitionen im Ausland, so die SNB weiter. Gemäss Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) war die Schweiz Ende 2009 der siebtgrösste Direktinvestor weltweit.
Gründe für die gute Position seien die zahlreichen Hauptsitze grosser multinationaler Konzerne und die Beliebtheit als Standort für ausländisch beherrschte Holdinggesellschaften. Vor der Schweiz liegen nur die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, Frankreich und Deutschland sowie die Holdingstandorte Niederlande und Luxemburg.
Kapitalimporte sinken
Auf der anderen Seite sind die Kapitalimporte ausländischer Direktinvestitionen in der Schweiz auf 21 Mrd von 31 Mrd zurückgegangen. Sie entfielen hauptsächlich auf konzerninterne Kredite und einbehaltene Gewinne. In der Position Beteiligungskapital resultierte hingegen ein Mittelrückfluss ins Ausland.
Der Bestand ausländischer Direktinvestitionen wuchs um 18 Mrd auf 526 Mrd, dank den Finanz- und Holdinggesellschaften. Die Erträge lagen mit 39 Mrd in etwa auf Vorjahresniveau. Für ausländische Unternehmen arbeiteten 423’000 Beschäftigte in der Schweiz. Das sind 10% des gesamten inländischen Personalbestandes im Industrie- und Dienstleistungssektor. (awp/mc/pg)