Schweizer Emittenten bleiben in schwierigem Umfeld solide
Credit Suisse-Haupsitz in Zürich. (Bild: Credit Suisse)
Zürich – Das heute veröffentlichte «Kredithandbuch Schweiz 2013» enthält die Kreditprofile der wichtigsten Schweizer Emittenten und Akteure am Schweizer-Franken-Kapitalmarkt. In diesem Handbuch werden die Beurteilungen der von den Kreditanalysten der Credit Suisse untersuchten Emittenten – Schweizer Unternehmen, Energieversorger, Kantone und Städte – zusammengetragen. Damit umfasst das Handbuch auch ein breites Spektrum von Kreditnehmern, die von den internationalen Ratingagenturen nicht erfasst werden. Das Handbuch untersucht darüber hinaus die Aussichten für bestimmte Branchen.
Aufgrund wirtschaftlicher Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf Europa, haben sich die von der Credit Suisse beurteilten Emittenten vor allem auf Kostensenkungen und Effizienzmassnahmen konzentriert. Beim Vergleich des Sechsjahresdurchschnitts der EBITDA-Marge mit der geschätzten EBITDA-Marge für dieses Jahr weisen die meisten dieser Unternehmen relativ stabile Margen auf. Bei den wenigen positiven und negativen Ausnahmen sind die Veränderungen auf Restrukturierungen, Neuausrichtungen oder Akquisitionen zurückzuführen. Im Hinblick auf die Bilanzen zeigt sich, dass Schweizer Unternehmen in den letzten Jahren relativ solide geblieben sind, wobei sich die Nettoverschuldung kaum verändert beziehungsweise sogar leicht verbessert hat. Dies verdeutlicht die zurückhaltenden Finanzpolitik der Emittenten, welche sie im schwierigen wirtschaftlichen Umfeld, insbesondere in Europa, verfolgt haben.
Liquiditätsbestände weiterhin hoch
Die Unternehmen verfügen daher weiterhin über hohe Liquiditätsbestände, und viele Marktteilnehmer warten auf geeignete Investitionsmöglichkeiten. Kurzfristig dürfte die etwas gedämpfte Kapazitätsauslastung der Unternehmen dazu führen, dass grössere Investitionen noch zurückgehalten werden, doch mit den guten Konjunkturdaten aus Nordamerika und Hinweisen auf eine Bodenbildung beim Konjunkturverlauf in Europa gab es zuletzt einige positive Signale. Dies könnte in den nächsten zwölf Monaten das Vertrauen im Markt stärken. Bei den durch die Analysten des Credit Suisse Swiss Institutional Credit Research abgedeckten Unternehmen wurde gegenüber dem letztjährigen Handbuch weniger als eine Handvoll Ratingänderungen vorgenommen. Dies entspricht dem stabilen Ausblick bei der Mehrzahl der Ratings. Das Rating des Flughafens Zürich wurde aufgrund seiner starken operativen Leistung, seiner Cashflow-Generierungskapazität und seines Schuldenabbaus angehoben. Swiss Life hat ihr Geschäft mit der neuen Organisationsstruktur erfolgreich restrukturiert und dürfte mit ihrer wiederhergestellten Kapitalisierung eine starke Marktposition behaupten, was ebenfalls zu einer Hochstufung in die nächsthöhere Ratingkategorie führte. Dagegen stuften die Credit Suisse-Analysten Meyer Burger auf Mid B herab, nachdem das Unternehmen aufgrund der sehr schwierigen Lage auf dem Solarmarkt und der hohen Cash-Burn-Rate in den letzten Quartalen eine schwache Performance gezeigt hatte.
Schweizer Energieversorger unter Druck, öffentliche Hand weiter robust
Schweizer Energieversorger waren weiter im Blickpunkt, da ihre Kreditqualität unter Druck steht, aufgrund erschwerter Marktbedingungen in Verbindung mit umfangreichen Investitionsprogrammen, die den Cashflow in den letzten Jahren stark belastet haben. Daher wurden die Kreditratings von BKW, Repower und Alpiq nach unten angepasst, was wiederum zu Rückstufungen mehrerer Partnerwerken führte, da sich deren Rating von dem ihrer Aktionäre ableitet. Die öffentliche Hand dagegen verzeichnete ein weiteres gutes Jahr, obwohl die bevorstehenden Herausforderungen inzwischen begonnen haben, die Abschlüsse zu belasten und weniger Kantone ihre finanzielle Lage verbessern konnten. Doch trotz der künftigen Herausforderungen, auf welche die Kantone in der aktuellen Budgetrunde und den mittelfristigen Finanzplänen hingewiesen haben, dürfte die Kreditqualität gut bleiben. Die einzige Hochstufung gegenüber dem Vorjahr betrifft den Kanton Genf, der erneut hervorragende Finanzergebnisse, eine solide Bilanz und einen guten Wert im Credit Suisse-Standortqualitätsindex erzielt hat.
Ausblick für die Kreditqualität
Nach Aussage der meisten Unternehmen, welche die Analysten der Credit Suisse beurteilen, ist es für sie aufgrund der geringen Wachstumserwartungen in reifen Märkten, besonders in Westeuropa, schwierig, verlässliche Prognosen zum Geschäftsverlauf zu machen. Gleichzeitig erweist sich für die Schwellenländer trotz weiterhin soliden Wachstums die allgemeine Kosteninflation als eine gewisse Herausforderung bezüglich der Rentabilität. Die Analysten der Credit Suisse gehen davon aus, dass die Weltwirtschaft in den nächsten zwölf Monaten noch mehr an Fahrt aufnehmen wird, sodass es den meisten Emittenten gelingen dürfte, Bonitätskennzahlen zu erzielen, die ihren jeweiligen Kreditratings entsprechen. Zusätzlich gestützt wird ihre Bonität dadurch, dass die meisten Unternehmen von guten Marktpositionen profitieren und einen finanziellen Spielraum haben, der in den meisten Fällen ihr Rating unterstreicht. Viele Unternehmen verfügen über hohe Liquiditätsbestände, die ihnen die finanzielle Flexibilität bieten, um mögliche Expansionsmassnahmen zu verfolgen. Da 85% aller Emittenten einen stabilen Ausblick haben, gehen die Analysten der Credit Suisse davon aus, dass die Ratings in den nächsten zwölf Monaten weitgehend stabil bleiben werden. Einen negativen Ausblick haben zurzeit acht Emittenten, die Hälfte davon sind Energieversorger. Aufgrund der anhaltend tiefen Strompreise in Europa und der umfangreichen Investitionsprogramme werden es die Versorger auch künftig mit einem sehr schwierigen Umfeld zu tun haben. Fünf der sechs positiven Ausblicke betreffen diejenigen staatlichen Emittenten, die weiterhin hervorragende operative Abschlüsse verzeichnen und eine umsichtige Finanzpolitik betreiben.
Sehr enge Bonitätsspreads
Aufgrund des generell positiven Klimas an den Finanzmärkten, aber auch durch das weiterhin grosse Ausmass staatlicher Interventionen an den Anleihemärkten haben sich die Bonitätsspreads weiter verengt. Die verhaltene Neuemissionstätigkeit, besonders im Schweizer-Franken-Auslandsmarkt, hatte auch technische Auswirkungen auf die Bewertungen von Anleihen. Das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage hat sich dieses Jahr erneut verstärkt, und die Bonitätsspreads von Unternehmensanleihen aller Ratingkategorien haben sich weiter verengt. Durch die rekordtiefen Bonitätsspreads ist es in dieser Phase schwierig, attraktive Anleiherenditen zu finden. Die Analysten der Credit Suisse bevorzugen Anlagen in Unternehmensanleihen mit niedrigerem Rating. Obwohl der Markt relativ ausgetrocknet ist, gibt es einige Emittenten mit einem niedrigeren Investment-Grade- oder einem Sub-Investment-Grade-Rating, die attraktive Renditen bieten könnten. Zudem haben einige Unternehmen kürzlich auch Unternehmens-Hybridanleihen mit interessanten Renditen emittiert. Auch nachrangige Papiere von Versicherern und Banken könnten ein gewisses Outperformance-Potenzial bieten. Allerdings müssen Anleger genau auf die verschiedenen Sondermerkmale wie Zinsaufschub, Nachrangigkeit und mögliche Verlustübernahme- oder Wandelmerkmale dieser ewigen Anleihen achten. Die Analysten der Credit Suisse bekräftigen ihre Einschätzung, dass nicht jede Unternehmensanleihe mit niedrigerem Rating attraktive Renditen bietet, und dass für jeden einzelnen Emittenten eine nachhaltige und angemessene Bonitätsprüfung benötigt wird. (Credit Suisse/mc/ps)
Über das Kredithandbuch Schweiz
Die Credit Suisse gibt mit dem Kredithandbuch Schweiz seit zwölf Jahren einen Überblick über die Kreditqualität der wichtigsten Schweizer Emittenten am Schweizer-Franken-Kapitalmarkt und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Entscheidungsfindung in der Schweizer Wirtschaft. Die Studie untersucht im Rahmen einer strukturierten Beurteilung die Kreditwürdigkeit der grössten Schweizer Anleiheemittenten und der wichtigsten Akteure am Kapitalmarkt. Wie im letzten Jahr enthält das Handbuch 2013 alle von den Kreditanalysten der Credit Suisse untersuchten Organisationen (49 Unternehmen, 17 Partnerwerke, 26 Kantone und 2 Städte) und umfasst damit auch ein breites Spektrum von Emittenten, die von den internationalen Ratingagenturen nicht abgedeckt werden. Mithilfe von standardisierter Ratingmethodik beurteilen die Analysten das Kreditprofil und den Ausblick für jeden Emittenten und weisen diesem anschliessend ein Kreditrating zu. Ausserdem enthält das Kredithandbuch Schweiz allgemeine Fakten und Zahlen zum Schweizer Anleihemarkt, wobei dem Markt für Schweizer Inlandsanleihen besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Somit richtet sich das Kredithandbuch Schweiz an alle Anleger und Finanzmarktteilnehmer, die detaillierte Informationen über die aktuelle Entwicklung und Kreditwürdigkeit der Kreditnehmer am Schweizer Kapitalmarkt wünschen.
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