Zürich – Das Privatbankensterben in der Schweiz hat sich im vergangenen Jahr fortgesetzt. Und angesichts vieler Institute mit einer geringen Profitabilität rechnen Finanzexperten mit einer weiteren Konsolidierung. Auch die Übernahme der CS durch die UBS könnte verstärkten Konsolidierungsdruck auslösen.
Die Schweiz ist in der Summe um drei weitere Privatbanken ärmer geworden, wie die Studie «Clarity on Swiss Private Banks» von KPMG aufzeigt. Aktuell zählt die Prüfgesellschaft 89 Institute nach 92 per Ende 2021. Zum Vergleich: Ende 2012 waren es noch 145 Privatbanken.
Vier sehr kleine Banken mit einer schlechten Performance sind 2022 aus dem Markt ausgeschieden, darunter die Banque Degroof Petercam (Schweiz) oder die Quintet Private Bank (Schweiz), wie Christian Hintermann von KPMG Schweiz am Dienstag sagte. Mit Cité Gestion habe jedoch gleichzeitig ein grosser unabhängiger Vermögensverwalter eine Banklizenz erhalten.
Zinserhöhungen halfen 2022
Gerade mittelgrosse Institute seien in einer schwierigen Situation, sagte Philipp Rickert, Leiter Financial Services bei KPMG Schweiz: Sie könnten weder signifikant von Skaleneffekten profitieren wie die grossen Institute noch von einer klaren Nischenpositionierung. Diese Gruppe sei daher besonders stark gefordert, ihr Geschäftsmodell zu schärfen.
Die Geschäftsentwicklung insgesamt fiel im vergangenen Jahr aber gar nicht schlecht aus. Die verwalteten Vermögen der hiesigen Privatbanken sanken wegen der Börsenbaisse zwar nach einem Rekordjahr 2021 im vergangenen Jahr um 11 Prozent auf rund 2,9 Billionen Franken. Die Zinserträge der Institute legten im Vergleich zum Vorjahr um über die Hälfte zu. So stiegen die Einnahmen insgesamt noch etwas auf 19,9 Milliarden nach 19,7 Milliarden.
Das half insbesondere den kleineren Banken bei der Profitabilität: Der Bruttogewinn sank insgesamt zwar um 3,4 Prozent auf knapp 5,7 Milliarden, wie es weiter heisst. Die mittelgrossen (+17%) und kleinen Privatbanken (+28%) konnten diesen allerdings deutlich steigern.
Lediglich Verschnaufpause
«Insbesondere die Institute am unteren Ende der Profitabilität konnten sich dank steigender Zinsen eine Verschnaufpause verschaffen», sagte Rickert. Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es angesichts der weiterhin zahlreiche leistungsschwachen Banken zu einer weiteren Konsolidierung kommen dürfte. Wenn nicht mehr verstärkt in diesem Jahr, dann aber möglicherweise 2024, fügte Hintermann hinzu.
Die Herausforderung für die Privatbanken bestehe darin, profitabel zu wachsen. Bei vielen Banken stagniere aber das Kosten-Ertrags-Verhältnis. Eine der grossen Herausforderungen für die Institute blieben damit die Personalkosten. Trotz teils hoher Investitionen etwa in die Digitalisierung würden diese sich vielerorts nicht verringern, vielmehr sogar weiter steigen, sagte Rickert.
Was zusätzlich noch für eine Zunahme der Bewegungen am Markt spreche: Nach der Übernahme der CS durch die UBS gebe es für die grossen Institute nun einen «richtig grossen» Konkurrenten, welcher weltweit in allen Regionen vertreten sei.
KPMG untersuchte gemeinsam mit der Universität St. Gallen (HSG) 73 der noch rund 90 Privatbanken. Dabei wurden diese in drei Kategorien eingeteilt: kleine Banken mit verwalteten Vermögen von unter 10 Milliarden Franken, mittelgrosse mit Vermögen von 10 bis 100 Milliarden und grosse mit über 100 Milliarden. Die Grossbanken werden in der jährlichen Studie von KPMG jeweils nicht berücksichtigt. Die grösste Privatbank ist mit grossem Abstand Pictet. (awp/mc/ps)