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Zürich – International und in der Schweiz wurden im Jahr 2012 mehr Gelder als im Vorjahr verwaltet. Das Verhältnis zwischen Kosten und Ertrag verbleibt bei den Schweizer Vermögensverwaltungsbanken jedoch weiterhin kritisch. Bei kleineren, personalintensiven Banken sind die Kosten längerfristig zu hoch, sodass sich eine Konsolidierung abzeichnet. Für die Zukunft sind neue Geschäftsmodelle gefragt, die sich nach steuerehrlichen und renditebewussten Kunden ausrichten. Dies zeigt die neueste «International Private Banking Study 2013» des Instituts für Banking und Finance der Universität Zürich.
Für die internationale Vermögensverwaltungs-Branche war das Jahr 2012 milder als das wenig erfreuliche 2011. Dank besserem Verlauf der Aktien- und Obligationenmärkte stiegen die verwalteten Vermögen wieder an, ohne freilich das Niveau vor Ausbruch der Finanzkrise zu erreichen. Den meisten Banken gelang es darüber hinaus, neue Gelder anzuziehen. Allerdings verloren die grössten Vermögensverwalter Marktanteile an ihre mittelgrossen Konkurrenten. Krisenbedingt gedrückte Umsätze und tiefe Zinssätze belasteten weiterhin die Ertragsseite, währendem die Kosten kaum abnahmen. So verbleiben die Kosten-Ertrags-Verhältnisse weiterhin kritisch, wenngleich sich die Bruttomargen auf den verwalteten Vermögen in den Jahren von 2010 bis 2012 stabilisiert haben. Dies gilt besonders für Schweizer Banken und, nach einer dramatischen Verschlechterung in den letzten Jahren, für Banken in Liechtenstein.
Schweizer Banken: Geschäftsmodelle für steuerehrliche und renditebewusste Kunden
Internationale Initiativen gegen Steuerhinterziehung und der Druck auf das Offshore-Vermögensverwaltungsgeschäft trafen die Schweiz hart. Datendiebstahl, die Angst vor Enthüllung der Kundenbeziehung sowie verschiedene Amnestien kosteten die Banken profitable Mandate. Eine weitere Herausforderung für die Banken ist die Einschränkung der Retrozessionen durch das Bundesgericht. «Das herkömmliche Geschäftsmodell, nicht preisempfindliche Kunden zu betreuen, muss deshalb Strategien weichen, die auf steuer-transparente und renditebewusste Kunden zielen», sagt Prof. Urs Birchler, Hauptautor der Studie.
UBS und CS dominieren
Trotz des widrigen politischen Umfeldes gelang es den Schweizer Banken, das Volumen der ihnen anvertrauten Gelder von 2011 auf 2012 zu erhöhen. Dies widerspiegelt zum einen die günstige Börsenentwicklung und die Stabilisierung des Frankenkurses gegenüber dem US-Dollar und Euro, zum andern aber auch den Erfolg beim Anwerben neuer Gelder. Fünf Banken dominieren das Schweizer Private Banking mit einem Marktanteil von 72 Prozent, darunter fallen auch die international führenden Banken UBS und Credit Suisse mit einem Marktanteil von 56 Prozent.
Konsolidierung kleinerer Schweizer Banken absehbar
Die seit 2006 beobachtete Erosion der Bruttomargen kam 2012 zum Stillstand. Grundsätzlich hielten sich die kleineren Banken eher besser als die grösseren. Doch bei den Erträgen pro Mitarbeiter und den Kosten-Ertrags-Verhältnissen schnitten die personalintensiven, kleineren Banken schlechter ab als ihre grösseren Konkurrenten. «Bei allen Schweizer Vermögensverwaltungsbanken sind die Kosten hoch, doch bei einigen kleineren Banken sind sie längerfristig zu hoch», warnt Urs Birchler. «Eine Konsolidierung ist unvermeidlich. Künftige zusätzliche Kosten infolge zunehmender internationaler Regulierung könnten das Bild der Bankenbranche stark verändern und das Überleben einiger Traditionshäuser gefährden.»
Netto-Geldzuflüsse in den letzten drei Jahren und die 2012 leicht verbesserten Kosten-Ertrags-Verhältnisse deuten an, dass die Banken ihre Aufgaben gemacht haben. «Doch zahlreiche Banken könnten ihre Kosten noch optimieren durch eine sorgfältige Wahl zwischen In- und Out-Sourcing verschiedener Leistungen», bilanziert Mitautor Christian Bührer.
Laut den Autoren könnten die bereits im Asset Management starken Schweizer Banken noch weiter zulegen, wenn sich zwei Umstände änderten: Die schweizerische Stempelsteuer würde abgeschafft und die Schweiz würde vollen Zugang zu den europäischen Märkten erhalten. «Die Schweizer Vermögensverwaltungsbanken sind folglich zweierlei gefordert: einerseits ihre Geschäftsmodelle zu revidieren im Hinblick auf eine steuerehrliche und renditebewusste Kundschaft und andererseits dem Kostendruck gerecht zu werden», schliesst Christian Bührer. (Universtität Zürich/mc/pg)
Hintergrund
Die in sechster Auflage publizierte Studie «The International Private Banking Study 2013» untersucht die Wettbewerbsfähigkeit von 190 Private Banking Anbietern aus 11 Ländern (Schweiz, Benelux-Staaten, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Liechtenstein, Österreich und den USA). Analysiert werden Aspekte wie Profitabilität, operationelle Effizienz, Neugeldentwicklung sowie deren Zusammenhänge.