Schweizer Zahlungsverkehr wird bis 2018 vereinheitlicht

SEPA

Bern – In knapp sechs Monaten wird Europa zum einheitlichen Zahlungsraum Sepa. Die Schweiz nimmt dies zum Anlass, um ebenfalls ihr Zahlungsverkehrsystem zu vereinheitlichen. Abgeschlossen wird dieser Prozess aber erst im Jahr 2018. Am 1. Februar 2014 wird die Abwicklung von Zahlungen über Sepa (Single Euro Payments Area) in Europa zur Pflicht. Bankkunden europaweit müssen ab diesem Datum einheitliche internationale Kontonummern mit 22 Stellen (IBAN) verwenden.

Direkt davon betroffen ist die Schweiz vorerst nicht. Das System für den Zahlungsverkehr im Euro-Raum gilt nämlich, wie es der Name schon sagt, nur für Transaktionen in der europäischen Gemeinschaftswährung. Die Schweiz aber ist wie Norwegen, Island, Liechtenstein, Monaco und sämtliche 28 Staaten der Europäischen Union Mitglied des Anfang 2008 eingeführten Projekts. Euro-Transaktionen von der Schweiz ins Ausland und umgekehrt sind seither für die teilnehmenden Schweizer Finanzinstitute mit weniger Aufwand und Kosten verbunden, was sich auch auf die Endkundenpreise positiv auswirkt.

Bis anhin zwei parallele Systeme
Zahlungen in Schweizer Franken – ausländisch und inländisch – orientieren sich in der Schweiz heute aber nach wie vor am dualen Zahlungssystem bestehend aus dem Swiss Interbank Clearing (SIC) und dem Giro-System der Postfinance. Die Postfinance hat heute einen Marktanteil von rund 50 Prozent am gesamten Zahlungsverkehr in der Schweiz. Die Zahlungsverkehrplattform SIC ihrerseits wird im Auftrag der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von der SIX Interbank Clearing betrieben, einer Tochterfirma der SIX Group. Des weiteren bestehen in der Schweiz aktuell über zehn Standards und Formate, rund zehn Verfahren und sieben verschiedene Belegarten zur Abwicklung von Transaktionen.

Eine derartige Vielzahl von Möglichkeiten verursacht beträchtliche Kosten. Wie die Grossbank Credit Suisse errechnet hat, erwachsen dem Finanzplatz Schweiz für die Durchführung des gesamten Zahlungsverkehrs jährliche Ausgaben von 1,9 Mrd. Franken. Da im Rahmen der europaweiten Umstellung auf Sepa für die teilnehmenden Institute zudem Anpassungen an der Bankensoftware nötig werden, ergibt es für die Schweiz Sinn, ihren Zahlungsverkehr ebenfalls dem Sepa-System anzugleichen. Orchestriert von der SIX Interbank Clearing ist deshalb Mitte 2012 das Programm Migration Zahlungsverkehr Schweiz angelaufen.

Neuer Standard wird eingeführt
Das Programm hat zum Ziel, die heutigen Überweisungs- und Lastschriftverfahren sowie die Art der Zahlungsbelege schrittweise zu harmonisieren. Dieser Prozess soll bei den Überweisungen bis Mitte 2018, bei den Lastschriftverfahren bis Ende 2018 und bei den Belegen bis Mitte 2020 abgeschlossen sein. Zentrales Element des künftigen Schweizer Zahlungsverkehrsystems ist wie bei Sepa die IBAN-Kontonummer. Diese wird bei allen Überweisungen auch bei jenen über die Postfinance – unabdingbar sein. Sämtliche Finanzinstitute in der Schweiz müssen zudem auf den Standard ISO 20022 umsteigen.

Diese Norm definiert ein neues, einheitliches Datenformat und damit eine Einheitssprache, die von allen Marktteilnehmern in der Sepa-Welt verstanden wird. Welche konkreten Änderungen damit einhergehen, wird am Beispiel der Einzahlungsscheine deutlich. So werden die heutigen Modelle in rot und orange von einem Einheitsbeleg mit Quick-Response-Code abgelöst. Dabei wird ein Punktemuster – ähnlich wie beim Strichcode auf Konsumgütern – in eine Buchstabenfolge übersetzt.

Ob es damit in Zukunft möglich sein wird, Rechnungen direkt über das Smartphone zu begleichen, bleibt abzuwarten. (awp/mc/ps)

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