Schwergewichteindex SMI spiegelt 25 Jahre Schweizer Wirtschaft
Gebäude der SIX Swiss Exchange an der Selnaustrasse 30 in Zürich. (Bild: SIX)
Zürich – Adia, BBC, Ciba-Geigy, Elektrowatt, Jacobs-Suchard, Pirelli, Sandoz, Schweizerischer Bankverein und Schweizerische Volksbank: Namen, die viele kaum mehr kennen und doch gehören sie zu den 24 Aktien, aus denen die Schweizer Börse vor 25 Jahren ihren neuen Leitindex SMI konstruierte. Die Namen verschwanden im Laufe der Jahre infolge von Übernahmen und Fusionen von der Kursliste, obwohl die Firmensubstanz in gewisser Weise erhalten blieb. Den tatsächlichen Untergang erlebte nur ein SMI-Gründungsmitglied: die Swissair. Mit weitgehend gleichem Namen, höchstens anglisiert, noch heute dabei sind Nestle, Roche sowie die Versicherer Swiss Re und Zurich.
Der wichtigste Schweizer Börsenindex startete am 1. Juli 1988 bei 1500 Punkten und hat seitdem mehr als 400 Prozent zugelegt. Den höchsten Stand erreichte er Anfang Juni 2007 mit 9548 Punkten und das Rekordtief kurz vor dem Ausbruch des ersten Irakkriegs im Januar 1991 mit 1279 Zählern. Aktuell notiert der SMI bei 7650 Punkten. Mit einer Kapitalisierung von gut 930 Mrd. Franken liegt der SMI praktisch auf Augenhöhe mit dem deutschen DAX, der mit knapp einer Billion Franken bewertet wird. Knapp 60 Prozent der Marktkapitalisierung entfällt auf die drei Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche.
Wirtschaftliche Trends
Die Indexzusammensetzung widerspiegelte immer auch wirtschaftliche Trends. In den 90er-Jahren waren Grossübernahmen und Fusionen en vogue, die neue Schwergewichte schafften: 1992 übernahm die Schweizerische Kreditanstalt die in Schwierigkeiten geratene Schweizerische Volksbank, kaufte etwas später die Winterthur Versicherungen dazu und entwickelte sich zur heutigen Credit Suisse. Die Chemiekonzerne Ciba-Geigy und Sandoz fusionierten 1996 zu Novartis und der Schweizerische Bankverein tat sich 1997 mit der Schweizerischen Bankgesellschaft zum zeitweise weltgrössten Vermögensverwalter UBS zusammen.
Zugleich setzte sich bei den Schweizer Unternehmen, deren Kapitalstruktur meist neben Namen- und Inhaberaktien auch Partizipations- oder Genussscheine eingeteilt war, die Einheitsaktie durch, was die Internationalisierung vorantrieb.
Abspaltungen
Um die Jahrtausendwende bereicherten Abspaltungen den Markt. Roche gliederte Givaudan aus und Novartis brachte Ciba und Clariant auf den Markt. Zudem legten AstraZeneca und Novartis ihr Agrargeschäft in Syngenta zusammen und brachten den Bereich als neuen Weltmarktführer an die Börse. Wegen des um die Jahrtausendwende vorherrschenden Technologiebooms erweiterte die Schweizer Börse den stark auf Lebensmittel, Pharma und Finanzen konzentrierten Index im Jahr 2000 um die Technologiegruppen Unaxis, Ex-Oerlikon-Bührle, die schon zu den Gründungsmitgliedern des Index gehört hatte und später relegiert worden war, und den TV-Verschlüsselungsspezialisten Kudelski.
Der Bereich Luxusgüter, der seit 1997 von Swatch abgedeckt war, wurde durch Richemont ergänzt. Dabei erreichte der Index mit 29 Titeln zugleich auch die höchste Zahl an Mitgliedern.
Äussere Einflüsse
Das Platzen der Dotcom-Blase nach der Jahrtausendwende und der Anschlag auf das World Trade Center in New York sowie die Finanzkrise, die nach dem abrupten Ende des US-Immobilienbooms 2007 begann, hinterliessen tiefe Spuren an den Börsen. Gut liefen die 90er-Jahre, in denen der SMI in einem wirtschaftlich relativ stabilen Umfeld um 325 Prozent stieg. Allein 1997 schossen die Kurse um fast 60 Prozent hoch. Dagegen fielen die «Nuller-Jahre» schlecht aus. 2001 büsste der SMI 21 Prozent ein und 2002 rund 28 Prozent. 2008 resultierte betrug das Minus sogar 35 Prozent. Insgesamt büsste der Index in der ersten Dekade rund 14 Prozent ein.
Den stärksten täglichen Verlust erlitt der SMI mit mehr als zehn Prozent am 16. Oktober 1989 im Zusammenhang mit dem Fall des Eisernen Vorhangs. Der stärkste Anstieg wurde am 6. Oktober 1998 verzeichnet, als sich der Markt von den Folgen der Russland-Krise und des Zusammenbruchs des LTCM-Hedgefonds erholte.
SLI ist breiter
2007 wurde die Anzahl der SMI-Werte auf die 20 grössten und liquidesten beschränkt. Um einige Mängel wie etwa die hohe Gewichtung einzelner Unternehmen auszugleichen, wurde der die SMI-Werte sowie die zehn nachfolgenden Firmen umfassende Swiss Leader Index geschaffen. Im SLI ist die Gewichtung der einzelnen Werte limitiert. Dennoch blieb der SMI der beliebteste Index. Auf keinem anderen Schweizer Index basieren so viele Derivate. Das auf Derivate spezialisierte Anleger-Magazin Payoff listet auf seiner Internetseite rund 1200 SMI-Derivate auf. (awp/mc/ps)