Mary Shapiro, scheidende Chefin der US-Börsenaufsicht SEC.
Washington – Die Regierung von Präsident Barack Obama verliert eine ihrer prominentesten Figuren im Kampf um eine Zügelung der Wall Street: Die Chefin der US-Börsenaufsicht SEC, Mary Schapiro, gibt ihr Amt am 14. Dezember ab. Das teilte die Behörde am Montag in Washington mit. Damit endet eine der turbulentesten und gleichzeitig längsten Amtszeiten eines SEC-Lenkers.
Schapiro stand seit Anfang 2009 an der Spitze der Behörde. Sie musste den Ruf der SEC wiederherstellen, nachdem unter den Augen der Beamten die Investmentbank Lehman Brothers zusammengebrochen war und der Milliardenbetrüger Bernard Madoff unbehelligt sein Unwesen getrieben hatte. In die Amtszeit von Mary Schapiro fielen eine Reihe millionenschwerer Strafen gegen Banken sowie die Ausgestaltung der Wall-Street-Reform, der sogenannte Dodd-Frank Act.
Verschiedene Rückschläge
Sie musste allerdings auch Rückschläge hinnehmen: Bis heute fehlen strengere Regeln für die milliardenschweren Geldmarktfonds. Die SEC hat es zudem nicht geschafft, den superschnellen computergestützten Börsenhandel unter Kontrolle zu kriegen. Gleich mehrfach kam es in der jüngeren Vergangenheit zu kleineren und grösseren Crashs.
Elisse Walter folgt auf Shapiro
Mit dem Rücktritt von Mary Schapiro war schon länger gerechnet worden, der Zeitpunkt war indes unklar. Nachfolgerin wird Elisse Walter, eine hochrangige SEC-Beamtin. Wie das «Wall Street Journal» schrieb, könnte allerdings in einem Jahr schon wieder ein Chefwechsel bei der SEC anstehen, wenn nämlich die Amtszeit von Elisse Walter turnusmässig ende. Sie sitzt bereits seit 2008 im höchsten Gremium der Börsenaufsicht, deren Vorsitz sie nun übernimmt.
Präsident Obama dankte Mary Schapiro für ihre «standhafte Führung der Securities and Exchange Commission». Sie habe bei ihrem Amtsantritt um die Schwierigkeiten gewusst. «Aber sie hat die Herausforderung angenommen, und heute ist die SEC stärker und das Finanzsystem sicherer.» Das sei in grossen Teilen Mary Schapiro zu verdanken, erklärte der Präsident.
Vergleich mit Goldman Sachs
Es sei eine bereichernde Erfahrung gewesen, jeden Tag mit dafür zu sorgen, dass die Finanzmärkte mit der gebotenen Rechtschaffenheit liefen und Investoren geschützt seien, erklärte Mary Schapiro zu ihrem Abschied. Die SEC habe in den vergangenen Jahren mehr Fälle aufgerollt als jemals zuvor, betonte sie.
Vor allem der 550 Millionen Dollar (430 Mio Euro) schwere Vergleich mit Goldman Sachs vor zwei Jahren hatte die Arbeit der SEC ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Die Aufseher hatten der Investmentbank vorgeworfen, Investoren bei den berüchtigten Hypothekenpapieren hinters Licht geführt zu haben. Ähnliche millionenschwere Vergleiche schloss die SEC erst jüngst mit den Grossbanken JPMorgan Chase und Credit Suisse .
Wer übernimmt nach 2013
Unklar ist, wer über das Jahr 2013 hinaus die Geschicke der SEC lenken wird. Es kursierten zuletzt mehrere Namen für den Chefposten, darunter die ehemalige Citigroup – und Bank-of-America-Topmanagerin Sallie Krawcheck, Mary Miller aus dem Finanzministerium und SEC-Chefermittler Robert Khuzami. Es könne aber auch sein, dass Elisse Walter einfach weitermache, schrieb das «Wall Street Journal» unter Berufung auf eingeweihte Personen. (awp/mc/upd/ps)