SEC nimmt Hochfrequenzhandel und Dark Pools ins Visier
SEC-Chefin Mary Jo White. (Bild: SEC)
Washington – Die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC geht gegen den umstrittenen Hochfrequenzhandel in die Offensive. Die Chefin der Behörde, Mary Jo White, will auch undurchsichtige Geschäfte ausserhalb der Aktienmärkte ins Visier nehmen, wie sie am Donnerstag in New York ankündigte.
Sie arbeite an einem ganzen Paket von Massnahmen für mehr Transparenz und Fairness im Finanzhandel. Damit stellt die Leiterin der Securities and Exchange Commission (SEC) erstmals seit ihrem Amtsantritt im Frühjahr 2013 konkret neue Vorschriften für den Aktienhandel in Aussicht. Ihr als ehrgeizig eingestuftes Vorhaben dürfte die seit Anfang 2010 laufenden SEC-Bemühungen um eine Reform des Börsengeschäfts vorantreiben.
«Anleger und staatliche Unternehmen profitieren in grossem Masse von stabilen und widerstandsfähigen Märkten», sagte White. Diese wolle sie durch ihre Massnahmen weiter stärken. Noch Ende April war White Vorwürfen entgegengetreten, extrem schnelle Computergeschäfte mit Aktien führten zu einer weitreichenden Verzerrung des Marktgeschehens.
«Flash Boys»
Sie reagierte damit direkt auf das in den USA vieldiskutierte Buch «Flash Boys» des Besteller-Autors Michael Lewis. Er wirft Hochfrequenzhändlern vor, den Markt zu manipulieren. Befürworter der auf Computeralgorithmen basierenden Methode weisen dies zurück. Auch White sagte, es handle sich dabei nicht um illegale Insider-Geschäfte.
Trotzdem will sie mit ihren nun geplanten Massnahmen Hochfrequenzhändler an die kürzere Leine nehmen und beispielsweise bei Marktturbulenzen besonders aggressives Geschäftsgebaren unterbinden. Ein massiver Kurssturz des Dow Jones im Mai 2010 aufgrund einer Kettenreaktion hatte die Diskussion um den rasanten Computerhandel weiter angefacht.
CS an der Spitze
Ebenfalls in Whites Blickfeld geraten ist der Handel in sogenannten Dark Pools: Anbieter solcher anonymen ausserbörslichen Geschäfte sollen künftig der Aufsicht und der Öffentlichkeit mehr über ihre Praktiken preisgeben. Genutzt wird dieser Schattenhandel besonders von institutionellen Investoren, die unbemerkt vom Rest der Welt grosse Aktienpakete kaufen oder verkaufen.
Von den geplanten Massnahmen wären auch Schweizer Grossbanken betroffen. Wie erst diese Woche eine Statistik der US-Finanzmarkt-Regulierungsbehörde Finra ergeben hatte, betreibt die Credit Suisse den grössten Dark Pool der Welt. Über die Plattform Crossfinder wurden in der untersuchten Woche 374 Millionen Aktien gehandelt. Der Dark Pool der UBS folgt auf Platz drei mit 278 Millionen Transaktionen. (awp/mc/ps)