Seco-Direktorin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch.
Zürich – Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) geht davon aus, dass die Europäische Union ihre derzeit schwierige Situation im Griff hat. Sie sehe bereits stufenweise Fortschritte, sagte Seco-Direktorin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» (Ausgabe vom 03.07). Das Seco spiele mögliche Krisenszenarien für den Euroraum durch. «Alles andere wäre verantwortungslos», meint die Seco-Chefin. Je nach Auswirkung in der Schweiz seien jedoch unterschiedliche Massnahmen nötig, mahnt sie. Daher wäre es verfrüht, heute schon pfannenfertige Rezepte zu präsentieren.
Gegenüber gross angelegten Ankurbelungs- oder Infrastrukturprogrammen, wie sie derzeit in der EU diskutiert werden, ist Ineichen-Fleisch skeptisch. Strukturverbesserungen im Arbeitsmarkt, aber auch in anderen Bereichen, wären den zuvor genannten Massnahmen vorzuziehen. Hierbei könnte sich die EU beispielsweise am schweizerischen System orientieren. Auch in der Schweiz seien weitere Reformmassnahmen nötig, wenn negative Folgen in der Zukunft verhindert werden sollen. So habe das Seco festgestellt, dass der Zuwachs der Arbeitsproduktivität in der Schweiz zum Erliegen gekommen sei, so Ineichen-Fleisch weiter.
Freihandelsabkommen Indien und USA
Die Themen Liberalisierung und Öffnung sind für die Seco-Direktorin ebenfalls von zentraler Bedeutung – vor allem mit Blick auf China und Indien. Freihandelsabkommen mit den beiden Ländern würde Ineichen-Fleisch zwar gerne schon rasch abschliessen, ein guter Inhalt sei aber wichtiger. Für die Schweiz seien besonders die Segmente Chemie und Maschinen von Bedeutung. Mit Indien seien in den letzten Verhandlungsrunden «gute Fortschritte» erzielt worden. Die nächsten Verhandlungen würden im August und später im Herbst folgen. In den Verhandlungen mit China sei ein Abschluss bis Ende 2012 «grundsätzlich machbar».
In Verhandlungen mit Ländern wie China und Indien sei jedoch auch der Verhandlungsprozess sehr wichtig, merkt Ineichen-Fleisch an. «Der Durchbruch wird sich schliesslich einstellen», zeigt sie sich zuversichtlich. (awp/mc/ps)