SGKB Inmvestment views: Investoren in Bitcoin brauchen Nerven wie Stahlseile

SGKB Inmvestment views: Investoren in Bitcoin brauchen Nerven wie Stahlseile
Von Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – Der Kurs des Bitcoins hat mit 8000 Dollar einen neuen Höhepunkt erreicht. Seit Anfang Jahr hat er sich versiebenfacht. Der Hype um die Kryptowährungen hat in diesem Jahr ein surreales Mass angenommen, nachdem der Bitcoin in den drei Jahren zuvor vor sich hindümpelte. Der Kauf von Bitcoins war aber auch in diesem Jahr keine sichere Geldvermehrungsmaschine. Allein seit dem Sommer ist er mehrmals um 30% oder mehr eingebrochen. Letztmals war das am Freitag vor einer Woche der Fall, als der Bitcoin innert ein paar Stunden ein Drittel seines Wert verlor. Ein Phänomen ist, dass solche Kursverluste sofort wieder neue Käufer anlocken und sich der Preis rasch wieder erholt. Wie unberechenbar der Handel in Bitcoin ist, zeigte sich auch am letzten Freitag. Innerhalb des Tages hat der Bitcoin fast 10% gewonnen und gleich wieder verloren. Analog zum Preis des Bitcoins steigen auch die mediale Präsenz und die Anfragen, wie es mit dem Bitcoin weitergeht und ob man investieren solle.

Um es vorweg zu nehmen: Als Vermögensanlage eignet sich der Bitcoin nicht. Es ist eine reine Spekulation darauf, dass man jemanden findet, der bereit ist, mehr zu bezahlen, als man selber bezahlt hat. Hinter dem Bitcoin steht kein realer Wert wie bei einer Aktie, keine vertragliche Verpflichtung zur Rückzahlung wie bei einer Obligation. Er wird auch nicht durch die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft gedeckt, wie das beim Franken oder dem Dollar der Fall ist. Der Hype um den Bitcoin kann jedoch noch weitergehen. Der Kurs des Bitcoins kann auch auf 10’000 Dollar oder mehr steigen. Ob er sich mittel- und langfristig auf diesem Niveau halten kann, ist eine ganz andere Frage.

Begrenzte Menge – begrenzte wirtschaftliche Relevanz
Die ersten Bitcoins wurden 2009 geschaffen. Das Netzwerk-Protokoll, dass die Produktion von Bitcoins seither ermöglicht, begrenzt die maximale Zahl an Bitcoins auf 21 Mio. Einheiten. Diese Grenze wird früher oder später erreicht werden, weshalb versucht wird, das heutige Protokoll zu erweitern oder zu ersetzen. Ein solcher Versuch, einen neuen «Bitcoin Cash» einzuführen, hat zum Kurssturz am 10. November geführt. Es werden weitere Ideen folgen, wie die Menge an Bitcoins ausgeweitet werden kann. Es ist auch möglich, dass der Bitcoin als Held der Kryptogemeinde durch eine andere Kryptowährung abgelöst wird und verschwindet.

Als Zahlungsmittel wird sich der Bitcoin nicht durchsetzen. Sein Volumen ist zu gering, als dass er breit eingesetzt werden kann. Der Marktwert aller Bitcoins beläuft sich heute auf 110 Mrd. Dollar. Das ist etwas mehr als das Doppelte der sich im Umlauf befindenden Banknoten in Franken und ein Klacks im Vergleich zum weltweit täglich umgesetzten Wertvolumen in Dollar. Zudem sind seine Wertschwankungen zu gross, um als Handelswährung akzeptiert zu werden. Wer wird schon eine in 10 Tagen zahlbare Rechnung in Bitcoins ausstellen, wenn er damit rechnen muss, dass der Wert dann 30% tiefer ist.

Kaum reguliert – vorerst
Der Bitcoin profitiert auch davon, dass er sich in einem unreglementierten Umfeld bewegt. Die Zentralbanken lassen das nur zu, solange er nicht zu einer Konkurrenz zu den klassischen Währungen im Geldverkehr wird. Sollte der Bitcoin oder andere Kryptowährungen aber zu einer ernsthaften Alternative werden, werden sie rasch mit Regulierungsvorschriften den Rahmen für diese Währungen einschränken, und dem Bitcoin damit die Aura der grossen Freiheit wegnehmen. Das Wort «Blase» wird heute im Zusammenhang mit den Finanzmärkten inflationär verwendet. Die Preisexplosion des Bitcoins ist aber definitiv eine grosse Blase, die einmal platzen wird. (SGKB/mc/ps)

 

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