SGKB Invesment views: Nach der EZB ist vor der Fed und der SNB
Von Thomas Stucki, CIO der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)
St. Gallen – Am letzten Donnerstag haben Mario Draghi und die EZB einen ganzen Strauss von expansiven geldpolitischen Massnahmen präsentiert, um die Inflation und die Wirtschaft in der Eurozone anzukurbeln. In dieser Woche folgen die amerikanische Fed und die Nationalbank mit ihren geldpolitischen Entscheiden. Während der Fed ziemlich egal sein dürfte, was die EZB entschieden hat, schaute die SNB am letzten Donnerstag sicherlich gespannt nach Frankfurt.
Von der Fed erwarte ich am nächsten Mittwoch keine weitere Anhebung der Zinsen. Eine solche würde die Finanzmärkte auf dem falschen Fuss erwischen. Es wird nicht im Interesse von Janet Yellen und ihren Kollegen sein, die nach den Turbulenzen der letzten Wochen beruhigten Märkte wieder in Angst und Schrecken zu versetzen.
Zwei oder drei Zinserhöhungen 2016 in den USA?
Interessant wird deshalb die aktualisierte Projektion der Fed für den weiteren Zinspfad sein. Diese dürfte zwei oder drei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr ankündigen. Ich gehe davon aus, dass in den USA die Zinsen in diesem Jahr noch in zwei Schritten um 0.5% steigen werden. Der Zustand der Wirtschaft erlaubt eine Fortführung der Normalisierung des geldpolitischen Umfeldes. Der Anstieg der Kerninflation in den letzten Monaten zeigt zudem, dass die Fed nicht den Eindruck hinterlassen darf, zu langsam zu reagieren. Ansonsten könnte es plötzlich zu einem nicht gewünschten starken Anstieg der Inflationserwartungen und damit zu stark steigenden Renditen bei den Obligationen kommen.
Wechselkurspolitik der SNB
Von solchen Gedanken ist die Nationalbank weit entfernt. Von einem Anstieg der Inflation auf unerwünschte Höhen ist nichts zu sehen. Im Gegenteil: Seit einem Jahr befindet sich die Inflationsrate im negativen Bereich und wird gemäss der Prognose der SNB frühestens Ende 2016 wieder auf Null steigen. Vielmehr muss die SNB schauen, dass der Druck auf den Franken nicht grösser wird und damit faktisch eine Wechselkurspolitik zum Euro betreiben. Entsprechend stark beeinflusst das Handeln der EZB die SNB. Für sie war es deshalb positiv, dass die EZB zwar viele, aber im Einzelfall nicht allzu starke Signale aussendete. Dazu kam, dass Mario Draghi an der Pressekonferenz mit einer Unachtsamkeit und der Bemerkung, dass er aus heutiger Sicht keine weitere Zinssenkung mehr sehe, zumindest den kurzfristigen Effekt der EZB-Massnahmen zunichte machte.
Die SNB wird deshalb die bisher angewendete Politik der gezielten Nadelstiche im Devisenmarkt fortsetzen und versuchen, den Franken zum Euro stabil zu halten. Eine Senkung des Libor-Ziels ist nicht nötig. Die Zinsdifferenz im Geldmarkt zwischen dem CHF-Libor und dem Euribor hat sich zwar seit dem Herbst von 1.0% auf 0.6% vermindert.
Sparsamer Einsatz der verbleibenden Munition
Die SNB wird sich aber hüten, vorschnell eine der wenigen Zinssenkungen vorzunehmen, die ihr noch zur Verfügung stehen. Auch eine Reduktion des Freibetrages für Gelder der Banken, die bei der SNB nicht negativ verzinst werden müssen, wäre nicht nachvollziehbar. Das Signal für den Devisenmarkt wäre schwierig zu verstehen und deshalb weniger wirksam als eine Senkung des Libor-Satzes. Zudem würde es die Zinsabsicherungskosten der Banken massiv erhöhen. Höhere Kreditzinsen für Hypotheken und andere Kredite wären die unmittelbare Folge. Zudem würde die Wahrscheinlichkeit steigen, dass die Banken die Negativzinsen an die Kunden weitergeben und zum Beispiel Privatkonti, nicht aber Sparkonti, belasten würden. Beides kann nicht im Interesse der SNB sein, weshalb eine Reduktion der Freigrenze ohne starken Druck auf den Franken ein Fehler wäre. (SGKB/mc/ps)