Von Thomas Stucki, CIO der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)
St. Gallen – Seit Anfang Jahr hat der Goldpreis fast 20% zugelegt. Gold gehört damit zu den besten Investments in diesem Jahr. Erstmals seit längerer Zeit erfreuen sich die Gold-ETFs wieder an Zuflüssen und die Meldungen mit positiven Prognosen für das Gold häufen sich. Ist das der Start in eine neue goldene Zeit für das gelbe Metall wie zwischen 2005 und 2011, als sich der Goldpreis fast verfünffacht hat?
In den letzten vierzig Jahr gab es zwei Perioden mit einem starken Anstieg des Goldpreises. Die erste fand zwischen 1978 und 1980 statt, als die Inflation in den USA bis auf 15% stieg. Die zweite Aufwertungsperiode wurde zuvor erwähnt. Auslöser war diesmal nicht der Schutz vor Inflation, sondern der markante Anstieg der Nachfrage nach Gold aus China und Indien. Der Preisanstieg löste einen «Goldrausch» bei den Investoren aus, welcher den Trend verstärkte und den Preis pro Unze bis auf 1’900 Dollar trieb. Erleichtert wurde der Hype um das Gold durch die neuen Gold-ETF, welche das Investieren in Gold einfacher machten. Statt Barren oder Münzen zu kaufen und zu lagern, genügten ein einfacher Börsenauftrag und ein Wertschriftendepot. Beide Aufwertungsphasen wurden aber auch durch einen starken Einbruch des Goldpreises geprägt, als der «Rausch» vorbei war.
Keine Inflation in Sicht, kaum globale Wirtschaftskrisen
Die Hauptargumente für das Kaufen und Halten von Gold sind der Schutz vor der Geldentwertung durch eine hohe Inflation und der Schutz vor einer grossen Krise. Die Inflationsraten befinden sich in allen Industrieländern und auch in vielen Schwellenländern auf einem sehr tiefen Niveau. Anzeichen dafür, dass die Inflation in nächster Zeit nach oben ausschlagen könnte, sind beim besten Willen nicht erkennbar. Die grosse, weltumspannende Krise ist ebenfalls nicht vorhanden. Zwar gibt es eine Vielzahl von Krisenherden, sowohl auf politischer Ebene als auch durch die Befürchtungen einer schwächeren Entwicklung der Weltwirtschaft. Diese sind jedoch entweder lokal angesiedelt oder haben nicht das Potenzial, die Welt ins Elend zu stürzen. Die Kursverluste an den Aktienmärkten Anfang Jahr waren zwar schmerzhaft, jedoch für Aktienmärkte nicht unüblich und bei Weitem nicht vergleichbar mit der Finanzkrise 2008, als das globale Finanzsystem am Rande des Abgrundes stand.
Kurzfristige US-Staatsanleiehen vs. Gold
Bleibt der dritte Faktor, welcher für den Pfad des Goldpreises eine wichtige Rolle spielt und momentan der primäre Treiber ist: Die Zinsentwicklung in den USA und der US-Dollar. Da auf dem Gold kein direkter Ertrag erwirtschaftet wird, sind kurzfristige Staatsanleihen der USA die Konkurrenz zum Gold als krisensicheres Investment. Steigen in den USA die Zinsen, dann nimmt die Attraktivität des Goldes ab und die Nachfrage der Anleger sinkt. Der Rückgang des Goldpreises im letzten Jahr war in erster Linie diesem Faktor zuzuschreiben. Der Anstieg in diesem Jahr war dann die Reaktion auf die Erwartungen, dass die Zinsen in den USA doch nicht so schnell steigen.
Das Potenzial des Goldes ist beschränkt
Es gibt keine Gründe, die einen nachhaltig höheren Kurs rechtfertigen würde. Die Fed wird die Zinsen weiter anheben, zwar gemächlich, aber doch regelmässig. Kurzfristig können die Zuflüsse in den Goldfonds den Preis stützen. Ist der Schwung aber vorbei, werden die Verkäufe wieder einsetzen und die Fonds zwingen, Gold in grösserem Ausmass auf einen an sich illiquiden Markt zu werfen. Mit dem Gold wird man in den nächsten zwölf Monaten nicht reich. Deshalb sollte man Gold im Portfolio nur halten, wenn man es explizit als Versicherung gegen sehr schwierige Zeiten ansieht. Dass es diese Funktion ausüben kann, hat es bei allen grösseren Kurseinbrüchen an den Aktienmärkten in den letzten Jahrzehnten bewiesen. (SGKB/mc/ps)