St. Gallen – Am 31. Dezember 2019 tauchte die erste Meldung zum Corona-Virus in den Schweizer Medien auf. Es war eine kleine Meldung – wer hätte gedacht, dass uns diese einen historischen Nachfrageschock bescheren würde. Mit den Lockdowns kam das Wirtschaftsleben in vielen Sektoren zum Stillstand. Nun kommt wieder Leben in die Konjunktur, wie geht es weiter?
Die Entwicklung der vorlaufenden Indikatoren zeigt, dass Unternehmen wieder optimistischer in die Zukunft blicken. Der vorlaufende Indikator für die US-Industrie signalisiert gar wieder ein Wirtschaftswachstum. Auch die Lage am US-Arbeitsmarkt hat sich entspannt. Vor allem Gastrobetriebe und andere Dienstleistungsunternehmen haben wieder Personal eingestellt. Das ist die Gegenbewegung auf die Entlassungen im Lockdown. Die Entwicklung ist positiv, aber kompensiert nur einen Teil. Für die Schweiz ist zentral, dass die Exportwirtschaft zulegt. Die Binnenwirtschaft hat sich bereits auf tiefem Niveau etwas stabilisiert.
Damit die Wirtschaft weiter an Dynamik gewinn kann, braucht es drei Dinge:
- Kontrolle der Pandemie: Mit der Rückkehr zur Normalität lässt sich eine Zunahme der Ansteckungen nicht verhindern. Die Corona-Pandemie muss aber unter Kontrolle bleiben. Selektive Massnahmen, die einfach und kostengünstig umzusetzen sind, sollten den Kern der Strategie bilden.
- Optimismus: Ebenfalls muss die Psychologie stimmen und der Glaube an eine Verbesserung der Wirtschaft muss dauerhaft bleiben, damit keine Arbeitsplätze verloren gehen und die Firmen wieder zu investieren beginnen.
- Fiskalische Unterstützung: Die Wirtschaft braucht Unterstützung, um sich zu stabilisieren oder um die Durststrecke zu schaffen. Darum ist es für die Konjunkturaussichten positiv, dass Investitionspakete geplant sind. Für die Schweiz ist diesbezüglich noch wenig bekannt, aber in der Schweiz ist das System der Kurzarbeit hilfreich, weil die Menschen ihre Stelle behalten und es die Kaufkraft aufrechterhält. Die Konjunktur hat sich aufgehellt, aber die Lage ist weiterhin fragil.
Notenbanken: Ausnahmesituation bleibt
Die Corona-Pandemie hat die Geldpolitik rund um den Globus vor neue Herausforderungen gestellt. Vor allem hat sie die Notenbanken zu weitreichenden Massnahmen gezwungen. Inzwischen kauft die US-Notenbank Fed sogar Unternehmensanleihen auf, was vor einigen Monaten noch unvorstellbar war. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Massnahmen ausgeweitet und die SNB hat phasenweise so stark intervenieren müssen wie noch nie. Für die Schweizerische Nationalbank (SNB) bleiben die Herausforderungen gross. Sie wird weiterhin stark am Devisenmarkt intervenieren. Bei 1.05 EUR/CHF scheint eine kritische Grenze zu sein. Die EZB und die Fed werden ebenfalls präsente Marktteilnehmer an den Kapitalmärkten bleiben. Die Zinsen bleiben tief – in der Schweiz negativ – und zwar über 2021 hinaus. Die SNB wird weiterhin hart am Wind segeln müssen, weil in der fragilen Lage der Franken gegenüber dem zyklischen Euro zur Stärke neigen wird.
Aktien: Vielversprechend, auf Berichtssaison achten
Für Anlegerinnen und Anleger ist es keine einfache Ausgangslage. Zwar trägt die Konjunkturdynamik zarte Knospen, aber die Aktienmärkte schauen voraus und haben einen Teil der Wiederbelebung bereits vorweggenommen. Hinzu kommt die Berichtssaison, die nun beginnt. Zwar gehen alle Investoren von schwachen Ergebnissen aus, umso wichtiger ist der Ausblick der Unternehmen. Ich gehe davon aus, dass die Unternehmen bei Aussagen zur Zukunft zurückhaltend bleiben, erwarte aber in Summe ein eher optimistisches Bild, welches die Risiken betont. Darum und dank einer expansiven Geldpolitik und der unterstützenden Fiskalpolitik bleiben Aktien weiterhin ein vielversprechendes Investment. Ein Investment in zyklische und konjunktursensitive Sektoren macht im Hinblick auf die Erholung 2021 durchaus Sinn. (SGKB/mc)