SGKB Investment views: Das Zögern der Fed hat Folgen
St. Gallen – Die Fed hat sich noch nicht zu einer zweiten Zinserhöhung durchringen können. In ihrer letzten Stellungnahme hat sie sich zwar positiver über die US-Wirtschaft geäussert, zugleich aber die mangelnde Investitionstätigkeit hervorgehoben und die globalen Risiken betont. Die Finanzmärkte gehen davon aus, dass die Fed bis mindestens im Sommer des nächsten Jahres keine weitere Zinserhöhung vornehmen wird. Ich bin da anderer Meinung und gehe von einer Erhöhung um 0.25% noch in diesem Jahr aus.
Die US-Wirtschaft hat sich nach der Schwäche im Winter gefangen, auch wenn die erste Schätzung des BIP-Wachstums für das zweite Quartal enttäuschte. Der private Konsum ist im zweiten Quartal deutlich gestiegen. Im Frühjahr waren die Leute zurückhaltend, was angesichts der Turbulenzen an den Aktienmärkten und dem Gerede über eine mögliche Rezession nicht überrascht. Die höheren Einkommen wurden gespart statt ausgegeben. Mittlerweile haben sich die Märkte beruhigt und das Geld sitzt wieder lockerer.
Der Arbeitsmarkt läuft weiterhin gut
Auf und Abs in der Zahl der neuen Stellen pro Monat sind normal. Auffallend ist, dass die Neuanträge auf Arbeitslosenversicherung auf sehr tiefem Niveau stabil sind. Die Jobsicherheit ist momentan hoch, was positiv für den Konsum ist. Mit dem Konsum nicht mithalten können die Investitionen. Diese hängen stark von den Rohstoffpreisen ab. Diese haben sich zwar stabilisiert, sind aber nicht hoch und sicher genug, um grosse Investitionen in die Förderinfrastruktur zu tätigen. Insgesamt ist die US-Wirtschaft aber stark genug, um höhere Zinsen zu rechtfertigen.
Wann wird dies geschehen? Es gibt in diesem Jahr noch drei Sitzungen der Fed. Im September ist eine Erhöhung möglich, aber unwahrscheinlich. Die Fed müsste kommunikativ eine rasche Kehrtwende vollziehen. Die November-Sitzung findet ein paar Tage vor den Präsidentschaftswahlen statt. Deshalb wird sich die Fed ruhig verhalten, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, diese beeinflusst zu haben. Bleibt der 14. Dezember als wahrscheinlichstes Datum.
Zinserhöhung würde Vertrauen in die US Wirtschaft widerspiegeln
Die Finanzmärkte werden nach einer ersten Phase mit Unsicherheit positiv auf die Zinserhöhung reagieren, ähnlich wie im letzten Dezember beim ersten Anstieg. Sie wird als Vertrauensbeweis in die US-Wirtschaft betrachtet. Zudem reduzieren höhere Zinsen in den USA den Druck auf die anderen Zentralbanken. Die EZB wird zwar nicht sofort nachziehen, aber die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung in der Eurozone wird kleiner. Dies nimmt auch Druck vom Franken und damit von der SNB. Höhere Zinsen in den USA sind die Grundvoraussetzung, dass sich das Zinsniveau weltweit wieder normalisieren kann und Geld wieder einen Wert erhält.
Kurzfristig bedeutet das Zögern der Fed aber, dass die Zinsen weltweit tief bleiben oder sogar weiter sinken werden. Die Aktienmärkte profitieren von der Kombination einer gut laufenden Wirtschaft und einer expansiven Geldpolitik. Die Kurse können in den nächsten Monaten weiter ansteigen.
Liquidität der Investments im Auge behalten
Kurzfristig profitieren die Anleger somit von dieser Situation. Mittelfristig werden die Ungleichgewichte in der Wirtschaft und vor allem an den Finanzmärkten aber noch grösser. Die Überbewertung von Obligationen, Aktien und Immobilien nimmt weiter zu. Als Anleger kann man sich in nächster Zeit an einer guten Performance freuen. Die Frage der Handelbarkeit der gehaltenen Wertpapiere wird deshalb noch wichtiger. Der Moment wird kommen, wo sich die Überbewertungen korrigieren. Dann wird man in der Lage sein müssen, zu handeln und sein Portfolio anzupassen. (SGKB/mc/ps)