SGKB investment views: Den Dollar bringt man nicht so schnell weg

SGKB investment views: Den Dollar bringt man nicht so schnell weg
Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

Der US-Dollar ist die dominierende Währung. 62% der bekannten globalen Devisenreserven sind in US-Dollar angelegt. Mit grossem Abstand folgt der Euro mit 20%, während in Pfund und Yen je rund 6% alloziert sind. Der chinesische Yuan spielt bei den Zentralbanken mit einem Anteil von 2% kaum eine Rolle. Gemäss der letzten Erhebung der Umsätze im Devisenhandel durch die BIZ wird bei 88% des Volumens entweder US-Dollar gekauft oder verkauft. In 7% des gehandelten Volumens ist die chinesische Währung involviert. In verschiedenen Ländern ist der US-Dollar praktisch eine Parallelwährung.

von Thomas Stucki, CIO der St. Galler Kantonalbank

Das letzte Beispiel ist Argentinien, wo Präsident Milei den Peso durch den US-Dollar ersetzen will, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Solange der US-Dollar diese Rollen einnimmt, ist er für die USA die Lebensversicherung für die Finanzierung ihrer Schulden und das stärkste politische und wirtschaftliche Druckmittel.

Dass das den BRICS-Staaten nicht gefällt, liegt auf der Hand. Ihre Bemühungen, den US-Dollar durch etwas anderes zu ersetzen und ein vom Dollar unabhängiges globales Zahlungssystem einzuführen, ist bisher über ein paar symbolische Ankündigungen aber nicht hinausgekommen. Damit eine andere Währung die Rolle des US-Dollars übernehmen könnte, müssen ein paar Grundbedingungen erfüllt sein.

Was eine Weltwärung ausmacht
Die Währung muss eine grosse Wirtschaft repräsentieren. Die USA machen gemäss den Angaben des IMF 26% des Welt-BIP aus. China und die EU als Ganzes folgen mit je rund 16%. Indien hat zwar eine grosse Bevölkerung, liegt BIP-mässig aber nur im Bereich von Grossbritannien und Japan und ist im globalen Handel zu klein. Die zweite Anforderung ist die Existenz eines grossen und liquiden Kapitalmarktes, damit grosse Summen, beispielsweise aus den Devisenreserven, angelegt werden können. In US-Treasuries können Milliardenbeträge innert Sekunden gehandelt werden. Mit den US-Treasury Bills steht ein Geldmarktinstrument zur Verfügung, in dem viel Geld ohne Zinsrisiko parkiert werden kann.

Die Eurozone ist diesbezüglich auch nicht schlecht aufgestellt. Die deutschen Bundesanleihen oder die französischen OATs sind im Handel ebenfalls hoch liquide. Im chinesischen Kapitalmarkt gibt es dagegen Fragezeichen betreffend Zugang zum Markt, Transparenz und Solidität der staatlichen Emittenten. Das wichtigste Kriterium ist die freie Handelbarkeit der Währung. Den US-Dollar kann jeder unbegrenzt handeln, wenn er nicht gerade von den Amerikanern sanktioniert wird. Der Preis des Dollars wird durch den Markt bestimmt. Für den Yuan bedeutet diese Bedingung das Aus. Die chinesische Regierung wird den Yuan nie freigeben, weil sie die Kontrolle über die Währung nicht verlieren will.

Einerseits hat sie Angst vor einer starken Aufwertung, wie sie der Yen nach dessen Freigabe durch die Bank of Japan 1985 erfahren hat. Andererseits will sie verhindern, dass die Chinesen im grossen Stil Geld aus dem Land bringen.

Viertens muss die Preisstabilität der Währung gewährleistet sein. Nach den hohen Inflationsraten der letzten drei Jahre tönt es vielleicht befremdend, wenn man den US-Dollar oder den Euro als preisstabil bezeichnet. Mit den Lieferkettenproblemen und dem staatlichen Geldsegen während der Corona-Pandemie hatte der Inflationsschub von 2022 und 2023 jedoch besondere Ursachen. Über die letzten Jahrzehnte war die Inflation in beiden Regionen gut unter Kontrolle.

Euro als einziger Herausforderer
Neben dem US-Dollar wurde bei der Beurteilung der Argumente oft auch der Euro positiv erwähnt. Der Euro ist denn auch die einzige Währung, die die Dominanz des Dollars herausfordern könnte. Vor der Finanzkrise 2008 wurde er als mögliche Alternative gehandelt, beispielsweise für den Handel mit Rohöl. Doch der Euro hat ein paar Konstruktionsfehler, die das Vertrauen in ihn immer wieder belasten. Dazu gehören die wirtschaftlichen und strukturellen Unterschiede zwischen den Euroländern, aber auch die fehlenden Sanktionsmechanismen bei einer mangelnden Finanzdisziplin eines Mitglieds. Deshalb bleibt der US-Dollar konkurrenzlos und ein wichtiges Machtinstrument der Amerikaner. (SGKB/mc/pg)

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