St. Gallen – Ausgehend von den USA sind die Zinsen in den letzten Wochen auch in der Schweiz auf den höchsten Stand seit dem Sommer 2019 gestiegen. Der Swap-Zinssatz für 10-jährige Laufzeiten ist seit Anfang Jahr von -0.30% auf 0.00% gestiegen. Da die Swap-Zinsen eine wichtige Orientierungsgrösse für die Festhypotheken sind, machen Prognosen vom Ende des Zinsparadieses für die Eigenheimbesitzer die Runde. So schnell geht es aber nicht!
Ausgelöst wurde dieser Zinsschub durch einen Anstieg der Inflationserwartungen in den USA. Das von der Fed beobachtete Mass der erwarteten Inflation für die Jahre 2026 bis 2030 ist auf 2.20% gestiegen und liegt damit über dem Ziel der Fed von 2%. Dieser Anstieg wird deren Präsident Jerome Powell aber nicht beunruhigen, zumal der Wert in den letzten Tagen wieder gesunken ist. Oft wird auch der starke Anstieg der Kosten für den Transport von Schiffscontainern als Vorbote höherer Preise bemüht. Die höheren Frachtraten betreffen vor allem die Transporte von und nach China. Sie sind das Ergebnis einer Erholung der Wirtschaftstätigkeit und China, aber auch eines Transportsystems, das nach dem Corona-Unterbruch noch nicht wieder eingespielt ist. Die Schiffe und die Container sind noch nicht am richtigen Ort. Ob die Frachtkosten in Zukunft hoch bleiben werden, wird sich noch zeigen müssen. Der dritte Grund sind die Fiskalprogramme von Präsident Biden, die Spekulationen auslösen, dass die USWirtschaft sich zu stark erholen könnte. Ob und wann diese Programme umgesetzt werden, steht noch in den Sternen.
Orientierung an den Zentralbanken
Der Zug bei den Zinsen nach oben kann in den nächsten Tagen und Wochen noch etwas weitergehen, dürfte aber an Kraft verlieren. Im Herbst 2018 war der 10-jährige Swap-Zins bei 0.70%. Damals erhöhte die Fed in regelmässigen Abständen ihren Leitzins bis auf 2.375% und es herrschte die Meinung vor, dass auch die SNB in absehbarer Zeit mit Zinserhöhungen beginnen würde. Zinserhöhungen der Zentralbanken sind momentan aber kein Thema. Die Fed wird gemäss eigenen Angaben mindestens bis Ende 2023 an ihrer Nullzinspolitik festhalten und ihre Meinung dazu nicht so schnell ändern. Sollten die Zinsen bei den lang laufenden US-Treasuries aus Sicht der Fed zu stark steigen, kann sie das rasch ändern. Ein Wort von Jerome Powell und der Kauf von ein paar 10-jährige Anleihen durch die Fed genügen, um die Zinsen wieder nach unten zu bringen. Sich am Kapitalmarkt gegen die Fed zu stemmen, war noch nie eine gute Idee. Die SNB wird noch länger mit Zinserhöhungen zuwarten. Einerseits will sie den Franken nicht unnötig attraktiv machen, andererseits spürt sich auch keinen Druck von der Inflation in der Schweiz.
Stabile Festhypotheken
Damit bleibt der Saron als Geldmarktzins für Franken-Anlagen im Bereich von -0.75% fixiert. Die Zinskurve wird erst wieder so steil werden wie im Herbst 2018, wenn sich am Horizont Zinserhöhungen der SNB andeuten werden. Davon sind wir wie erwähnt weit entfernt. Einem weiteren Anstieg der Swap-Zinsen sind dadurch in den nächsten Monaten Grenzen gesetzt. Wahrscheinlicher ist, dass es nach dem schnellen Anstieg der letzten Wochen zu einer vorübergehenden Gegenbewegung nach unten kommt. Für die Hypothekarzinsen heisst das, dass die Zinsen für Geldmarkthypotheken noch länger auf den aktuellen Niveaus bleiben werden. Bei den Festhypotheken haben wir die Rekordtiefs wahrscheinlich gesehen. Wer die aktuell immer noch sehr tiefen Zinsen anbinden und sich damit Planungssicherheit schaffen will, sollte dies tun. Hektik ist aber nicht angesagt, da ein markanter Zinsschub nach oben auch bei den Festhypotheken nicht zu erwarten ist. (SGKB/mc/ps)