SGKB Investment views: Der Dollar darf nicht zu schwach werden
St. Gallen – Präsident Trump beklagt sich regelmässig darüber, dass der starke Dollar die Wirkung seiner Strafzölle beschränke, weil die Europäer und die Chinesen ihre Währung aktiv schwächten. Er droht damit, selber den Dollar deutlich schwächen zu wollen. Abgesehen davon, dass dies angesichts des riesigen Volumens im Dollar-Handel schwierig umzusetzen ist und dass die Fed nicht mitmacht, wäre ein zu billiger Dollar für die USA eine Belastung.
Zuerst ist festzuhalten, dass der Dollar keine überaus starke Währung ist. Handelsgewichtet bewegt er sich seit 2015 in einem engen Band seitwärts. Aufgewertet hat er sich zuletzt auf dem Höhepunkt der Eurokrise, als der Euro massiv an Wert verlor. Langfristig gesehen verliert der Dollar regelmässig an Wert. Zu Beginn der flexiblen Wechselkurse 1973 kostete ein Dollar mehr als vier Franken. In den 80er-Jahren mussten noch zwei Franken für einen Dollar bezahlt werden. 2001 startete der Dollar seine letzte Abwertungsphase, welche den Kurs zum Franken von 1.80 auf die Parität drückte, immerhin noch einmal eine Abwertung von 45%.
Ausgleich unterschiedlicher Inflationsraten
Der Dollar wurde in den letzten Jahrzehnten zum Franken pro Jahr rund 1.5% billiger. Das entspricht in etwa der der durchschnittlichen Inflationsdifferenz zwischen den USA und der Schweiz. Durch die Abwertung des Dollars wird entsprechend der ökonomischen Kaufkraftparitäten-Theorie der stärkere Kaufkraftverlust in den USA ausgeglichen. Weil auch in Zukunft die Inflationsrate in den USA höher sein wird als in Europa und in der Schweiz, wird der Dollar über die Zeit weiter an Wert verlieren, wenn auch nicht so schnell, wie Präsident Trump sich das wünscht.
Eine schwächere Währung hilft den eigenen Exporten und verteuert die Importprodukte, was die inländischen Anbieter wettbewerbsfähiger macht. In der Folge nimmt das Wachstum der eigenen Wirtschaft kurzfristig zu. Das braucht Trump ein Jahr vor der Präsidentschaftswahl. Ein zu schwacher Dollar hat für die USA aber auch negative Auswirkungen und diese sind mittelfristig gefährlicher als der kurzfristige Nutzen einer Dollar-Abwertung.
Verlässlichkeit des Dollars
Das amerikanische Zwillingsdefizit im Haushaltsbudget und in der Handelsbilanz wird immer grösser, trotz den Strafzöllen. Das wird auch so bleiben, da der Kongress zum Sparen nicht Willens ist und da die US-Konsumenten nicht auf die Produkte aus dem Ausland verzichten wollen. Die Amerikaner sind deshalb darauf angewiesen, dass die Ausländer ihr Handelsbilanzdefizit über zusätzliche Investitionen in den USA ausgleichen. Das machen sie aber nur, wenn sie nicht Angst davor haben, auf dem Dollar zu viel zu verlieren. Das gleiche gilt für das Budgetdefizit, welches zu einem grossen Teil über den Kauf von US-Treasuries durch Ausländer gedeckt wird. Wenn die Verlässlichkeit des Dollars durch eine künstliche Abwertung geschädigt wird, werden sie dies nicht mehr tun. Die Folge ist, dass das US-Treasury deutlich höhere Zinsen bezahlen muss, um die Investoren anzulocken, was der Wirtschaft mehr schadet als ein «zu hoher» Dollar. (SGKB/mc/ps)