SGKB Investment views: Der Franken bleibt auch 2019 eine starke Währung
St. Gallen – Der Franken hat seit der Regierungsbildung in Italien im Mai handelsgewichtet über vier Prozent an Wert zugelegt. Gegenüber dem Euro ist er sogar fast sechs Prozent teurer geworden. Gemildert hat die Aufwertung, dass der Dollar in dieser Periode ebenfalls zugelegt hat. Die Stärke des Frankens als Reaktion auf den Kon-frontationskurs der Römer Regierung mit der EU hat in Erinnerung gerufen, dass der Mythos des Frankens als «Sicherer Hafen» nicht an Bedeutung verloren hat. Das gilt insbesondere dann, wenn die Wogen in der Eurozone hochgehen.
An diesem Bild wird sich im nächsten Jahr wenig ändern. Die Herausforderungen in der Eurozone werden nicht kleiner werden. Der Streit mit Italien um die Budgetvorgaben wird sich zuspitzen. Die italienischen Politiker werden sich als Opfer der EU und der deutschen Sparpolitik inszenieren. Dabei lauert die grösste Gefahr für ihre Vorhaben im Innern.
Die Politik in Europa beeinflusst die Wechselkurse
Die Italiener werden zunehmend Geld von den italienischen Banken abziehen und ins Ausland schaffen. Diese Kapitalflucht verschärft die eh schon kritische Refinanzierungslage der Banken. Um einen Kollaps zu verhindern, wird sich die Regierung mit der EU arrangieren müssen. Der Weg dahin wird aber ruppig sein und den Euro immer wieder belasten. Hinzu kommt, dass mit Deutschland und Frankreich die beiden Stabilitätsgaranten in der Eurozone über angeschlagene Regierungen verfügen.
In Deutschland bindet die Suche nach der Nachfolge von Angela Merkel Ressourcen und in Frankreich haben die Gegner von Emmanuel Macron nach den Protesten gegen die geplante Erhöhung der Benzinsteuer Blut geleckt. In diesem Umfeld wird die EZB entscheiden müssen, ob sie nach dem Sommer endlich ihre Geldpolitik restriktiver gestalten und die Zinsen erhöhen will. Macht sie einen Rückzieher, wovon ich aktuell aber nicht ausgehe, nimmt das Vertrauen in den Euro noch mehr ab. Dazu kommt noch der Vollzug des Brexit Ende März, wobei dieser mehr das Pfund als den Euro bewegen wird.
Die Politik in den USA beeinflusst die Wechselkurse kaum
Aus Schweizer Sicht erbaulicher sieht es beim Dollar aus. Innenpolitisch wird der Konflikt zwischen Präsident Trump und dem demokratisch beherrschten Repräsentantenhaus schärfer werden. Der zu erwartende Bericht des Sonderermittlers Mueller zur Einmischung Russlands in den Wahlkampf 2016 hat gleichzeitig das Potenzial, das Weisse Haus zu irrationalen Gegenschlägen zu provozieren. Bisher hat der Dollar die politischen Wogen aber gut glätten können. Profitiert hat er dabei von der guten Wirtschaft und den attraktiven Investitionsmöglichkeiten in den USA. Auch wenn sich das Wachstum der US-Wirtschaft 2019 abschwächt, wird der Dollar weiterhin von diesem Faktor profitieren. Zudem wird die Fed weitere Zinserhöhungen folgen lassen. Die Zinsdifferenz zu den anderen Wirtschaftsräumen weitet sich damit weiter aus, was dem Dollar zusätzliche Unterstützung geben wird. Gegenüber dem Euro wird der Dollar dadurch im Gleichschritt zum Franken an Wert zulegen.
Der CHF/USD-Wechselkurs wird 2019 einigermassen stabil bleiben. Der Kurs wird wie schon in diesem Jahr um die Parität herum pendeln. Mehr Bewegung wird im CHF/EUR-Kurs zu sehen sein. Wiederkehrende Schwächeanfälle werden den Euro im Trend nach unten drücken. Dazwischen wird er in ruhigeren Perioden die Verluste nur teilweise aufholen können. Im Jahresverlauf wird der Kurs unter die Marke von 1.10 zum Franken fallen. Die Nationalbank wird diese Bewegung aufmerksam verfolgen, aber vorerst nicht mit weiteren Interventionen eingreifen. (SGKB/mc/ps)