St. Gallen – Die amerikanischen Aktienindizes erreichen neue historische Höchststände. Die Börse in der Schweiz zeigt sich seit dem Sommer auch wieder von ihrer positiven Seite. Begründet werden die Kursgewinne mit der gut laufenden Wirtschaft und steigenden Unternehmensgewinnen. Die politischen Risiken, welche im Frühjahr noch ein zentraler Unsicherheitsfaktor waren, werden ausgeblendet. Wirtschaftlich sieht die Welt effektiv rosig aus. Daran wird sich in den nächsten Monaten auch nichts ändern. Die Gewinnausweise der Firmen für das dritte Quartal dürften ebenfalls gut ausfallen. Die politischen Risiken sind aber nach wie vor da und sie haben eines gemeinsam. Der entscheidende Termin kommt immer näher. Dabei spreche ich nicht vom Dauerthema des Handelskrieges der Regierung Trump.
Budget Italien …
Bis Ende September muss die Regierung in Italien ihren Budgetvorschlag für das nächste Jahr abliefern. Bisher ist es aussergewöhnlich ruhig. Aber eines ist sicher. Entweder müssen die populistischen Parteien von ihren Wahlversprechen wie der Korrektur der Senkung des Rentenalters, des garantierten Mindesteinkommens und den tieferen Steuern Abschied nehmen oder die Defizitvorgabe der EU kann nicht eingehalten werden. Welchen Weg sie wählen, wissen wir nicht. Die Schuldzuweisung an die böse EU und dabei vor allem an Deutschland ist aber gewiss. Das wird vor allem den Euro belasten.
… Budget USA …
Ebenfalls bis Ende September muss in den USA zumindest ein Notbudget für die nächsten Monate beschlossen werden, ansonsten wird die Verwaltung wieder einmal geschlossen. Im Kongress steht ein solches Budget zur Abstimmung bereit. Keine der bei-den Parteien will so kurz vor den Wahlen im November das Risiko eingehen, für einen «Government Shutdown» verantwortlich zu sein. Mit einem solchen droht aber Präsident Trump, da im Budgetentwurf kein Geld für seine Mauer an der Grenze zu Me-xiko enthalten ist. Dabei hat er diese seinen Fans versprochen. Die Gefahr für die Börse ist aber nur von kurzfristiger Dauer, da Stilllegungen der Verwaltung erfahrungsgemäss schnell beendet werden.
… Brexit …
Gefährlicher ist die Situation rund um den Brexit. Eigentlich wollte die EU Mitte Oktober an ihrem Gipfel der Staatschefs den Brexit-Vertrag mit Grossbritannien beschliessen. Nun gibt man sich bis in den November hinein Zeit, um ein unkontrolliertes Ausscheiden des Königreichs im nächsten März zu verhindern. Eine Lösung der offenen Streitpunkte ist nicht Sicht. Die Verhandlungen erinnern an ein Feiglingsrennen à la James Dean. In diesem rasen zwei Autos auf eine Klippe zu und wer als erster rausspringt hat verloren. Dabei können es sich weder Grossbritannien noch die EU leisten, Ende März mit einem vertragslosen Zustand dazustehen. Das Chaos und die Unsicherheit im täglichen Wirt-schaftsleben wären immens. Die Finanzmärkte scheinen davon auszugehen, dass man sich am Ende doch noch irgendwie einigt. Die Zeit dafür wird aber immer enger.
… Kongresswahlen USA
Hinzu kommen die Kongresswahlen in den USA Anfang November. Übernehmen die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus, sind zwei Jahre Stillstand und Konflikte mit dem Weissen Haus vorprogrammiert. Die Aktienmärkte würden das nicht so toll finden. Können die Republikaner die Mehrheit behalten, wird es für Präsident Trump kein Halten mehr geben. Er wird jegliche Hemmungen verlieren, die bestehende politische und wirtschaftliche Weltordnung zu demontieren. Darunter würden vor allem die Aktienmärkte ausserhalb den USA leiden.
Die Gefahr einer grossen Krise wie dem Platzen der Subprime-Krise 2008 ist heute gering. Dennoch wird der Herbst an den Börsen windiger werden als es der laue Sommer war. (SGKB/mc/ps)