St. Gallen – Am 20. September wird die Nationalbank ihren geldpolitischen Entscheid bekanntgeben. Sie wird ihr Zinsziel nicht ändern und weiter einen Libor-Satz von -0.75% anstreben. Interessieren werden vor allem die Aussagen zum Franken und allfällige Hinweise auf die zukünftige Zinspolitik. Erfahrungsgemäss wird sich die SNB zu diesen Themen aber bedeckt halten. Sie wird die Gefahr eines zu starken Frankens betonen und ihre Bereitschaft für Interventionen bestätigen. Bezüglich Zinsen wird sie gar nichts sagen. Sowohl beim Franken als auch bei den Zinsen wird die SNB aber irgendwann Farbe bekennen müssen.
Der Franken hat seinen Mythos als sicherer Hafen nicht verloren, vor allem wenn das Vertrauen in die Eurozone angeschlagen ist. Die italienische Regierung kann ihre Wahlversprechen wie ein Grundeinkommen oder tiefere Steuern nur mit zusätzlichen Schulden einlösen. Der Streit mit den anderen Euroländern ist damit vorprogrammiert, was die Finanzmärkte am Euro zweifeln lassen wird. Die Währungskrise in der Türkei hat zudem sofort Befürchtungen geweckt, dass europäische Banken in der Türkei hohe Verluste erleiden und in Schieflage geraten könnten. Das Potenzial für weitere Aufwertungsschübe des Frankens ist deshalb gross.
Wachsam bei den Wechselkursen
Die SNB wird nicht zulassen können, dass eine neuerliche Aufwertungseuphorie und damit verbunden eine verbreitete Spekulation auf einen immer stärker werdenden Franken die Runde macht. Darum wird sie bei Bedarf wieder gezielt mit Interventionen den Franken schwächen. Sie wird sich bei ihrem Vorgehen auch nicht durch die aufkommende Diskussion um die Höhe der Bilanzsumme beeinflussen lassen. Es macht dabei keinen Sinn, eine fixe Marke, beispielsweise den Kurs von 1.10, zu verteidigen. Ich gehe davon aus, dass die SNB bei einem CHF/EUR-Kurs von rund 1.08 aktiv wird. Auf diesem Niveau hat sie auch vor den Wahlen in Frankreich im letzten Jahr interveniert. Wichtig wird sein, dass die SNB bei ihren Interventionen flexibel und unberechenbar bleibt. Die Spekulation gegen den Franken und die SNB muss mit hohen Risiken verbunden sein.
Wachsam bei den Zinsen
Bei den Zinsen ist die Lage für die SNB komfortabler. Im Moment kann sie noch auf die für den Herbst 2019 in Aussicht gestellten Zinserhöhungen der EZB warten. Sollte die EZB aber weiter zögern, wird es für die SNB im nächsten Jahr auch im Zinsbereich ungemütlich. Gemäss der SNB-eigenen Inflationsprognose steigt die Inflation ab 2020 bei einem gleichbleibenden Zinsniveau deutlich an. Die Konjunktur in der Schweiz läuft gut und der Arbeitsmarkt wird enger, was zu einem höheren Lohndruck führen wird. Zudem wirken sich geldpolitische Entscheide erst mit einer deutlichen Verzögerung auf die Inflationsentwicklung aus. Die SNB wird rechtzeitig Gegensteuer in Form höherer Zinsen geben müssen.
Wachsam bei den Immobilien
Die zweite Gefahr lauert bei den Renditeliegenschaften. Je länger die Zinsen so tief bleiben, desto grösser werden die Preisexzesse in diesem Bereich. Eine Erhöhung des antizyklischen Kapitalpuffers für die Banken lindert die Problematik kaum, da der Markt vor allem durch Institutionelle Anleger wie Versicherungen und Pensionskassen getrieben wird. Diese setzen für die Immobilienkäufe ihr eigenes Kapital ein und beanspruchen kaum Bankkredite. Das einzige Mittel gegen eine zunehmende Blasenbildung sind höhere Zinsen, welche festverzinsliche Anlagen als Alternative zu den Immobilien wieder attraktiver machen. Der Druck auf die SNB, die Zinsen notfalls auch unabhängig von der EZB anzuheben, wird deshalb ab Mitte 2019 deutlich zunehmen. (SGKB/mc/ps)