SGKB investment views: Die Stimmung bei den Zinsen dreht
Die Inflation wird wieder zum Thema, wenn auch aus einer unterschiedlichen Sichtweise. In der Schweiz sinkt die Inflationsrate aus Sicht der SNB bedrohlich schnell in Richtung 0%. Das gilt insbesondere für die Kernrate ohne die stark schwankenden Nahrungsmittel- und Energiepreise. Diese betrug im August noch 1.1% und ist bis im Dezember auf 0.7% gefallen. In den meisten anderen Industrieländern hält sich der Inflationssockel jedoch auf einem für die Zentralbank zu hohem Niveau. In den USA ist der Rückgang der Kerninflation bei 3.3% zum Erliegen gekommen und die Gesamtinflation steigt ebenfalls wieder leicht an. In Deutschland sieht das Bild ähnlich aus. Getrieben wird in diesen Ländern die Inflation durch anhaltend hohe Lohnerhöhungen und stark steigenden Preisen für die arbeitsintensiven Dienstleistungen.
Die Unsicherheit über die Inflationsentwicklung hat die Stimmung an den Zinsmärkten gedreht. Die Renditen langfristiger Obligationen steigen und die Zinskurven werden steiler. Das gilt vor allem für die USA, in abgeschwächter Form auch für die Länder der Eurozone und der Schweiz. Dass die Inflation hartnäckig ist, überrascht nicht. Das schnelle Absinken der Inflationsraten wurde vor allem durch die deutlich tieferen Energiepreise und den Basiseffekt des Inflationsschubes von 2022 begünstigt. Lohnbezogene Preiseffekte schwanken deutlich weniger stark. Zudem ist die Nachfrage nach Dienstleistungen fast überall immer noch gross, im Unterschied zu den Problemen in der Industrie. Die Inflation ist zwar erhöht, aber nicht im wirklich schmerzhaften Bereich wie 2022. Zudem wird von den Dienstleistungen kein markanter Anstieg der Inflation ausgehen. Dafür braucht es einen starken Anstieg der Energiepreise, was ich nicht erwarte.
Attraktive Renditen in den USA – EZB im Dilemma
Die Fed wird zunächst abwarten, wie sich die Wirtschaftspolitik der neuen US-Regierung auf die Konjunktur und die Inflation im Land auswirken wird. Sie kann das auf der Basis einer soliden Wirtschaft tun. Der Trend der Kapitalmarktzinsen nach oben kann daher weitergehen, solange die Fed sich bezüglich ihrer Zinspolitik bedeckt hält. Das Zinsniveau in den USA mit einem Fed-Zins von 4.375% ist aber immer noch hoch. Die Fed wird die Zinsen im Verlauf des Jahres in den konjunkturneutraleren Bereich unter 4.00% senken. Das Potenzial für zusätzliche Renditesteigerungen bei den Obligationen ist deshalb begrenzt. USD-Obligationen sind auf dem aktuellen Renditeniveau attraktiv geworden. Es bedingt jedoch, dass man das Währungsrisiko des US-Dollars tragen will und muss. Auf währungsgesicherter Basis wird die Mehrrendite durch die hohen Hedge-Kosten eliminiert.
Für die EZB ist die Ausgangslage schwieriger, da die Konjunktur in der Eurozone schwach ist und nach tieferen Zinsen ruft. Sie wird trotz höherer Inflation die Zinsen deutlich senken müssen. Das wird den Euro schwächen, was der Exportwirtschaft in den Euroländern hilft, aber die Inflation steigen lässt und auch die SNB unter Druck bringt.
Keine Negativzinsen in der Schweiz
Die SNB will eine Aufwertung des Frankens verhindern, damit die Importgüter nicht noch billiger werden und die Inflationsrate noch weiter nach unten drücken. Sie wird deshalb auf die Zinssenkungen der EZB reagieren und ihren Leitzins noch zweimal bis auf 0% senken. Negativzinsen erwarte ich jedoch keine. Die Obligationen haben dies vorweggenommen. Dass die Renditen am Kapitalmarkt seit Jahresbeginn gestiegen sind, hat mit der Zinsbewegung im Ausland, aber auch mit der Flut an neuen Emissionen zu tun. (SGKB/mc/pg)