SGKB Investment views: Ein heisser Zentralbank-Monat steht vor der Tür

SGKB Investment views: Ein heisser Zentralbank-Monat steht vor der Tür
Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

Der September ist nicht nur der erste Monat des meteorologischen Herbstes, sondern auch ein Monat mit vielen geldpolitischen Zinsentscheiden der Zentralbanken. Den Start macht nächste Woche die Europäische Zentralbank. Für die Finanzmärkte ist das ein leichter und einfach verdaulicher Anfang. Erwartet wird eine neuerliche Zinssenkung um 0.25%. Diese Erwartung dürfte auch erfüllt werden. Wenn die EZB sich an das Drehbuch hält, wird das Interesse der Finanzmärkte gering sein, denn eine Woche später folgt am Mittwoch der Hauptgang. Die Fed wird als letzte der wichtigen Zentralbanken ihren Leitzins senken, so hat es Jerome Powell zumindest angedeutet.

Ich gehe davon aus, dass der Zinsschritt der Fed 0.25% betragen wird. Ein Zinsschritt von 0.50% ist nicht nötig und würde den Finanzmärkten das Signal vermitteln, dass die Fed der Wirtschaft nicht mehr traut. Sollten die Arbeitsmarktzahlen am nächsten Freitag unter den Erwartungen ausfallen, wird die Diskussion, ob die Fed den Übergang zu einer expansiveren Geldpolitik verschlafen hat, aber wieder zunehmen und die Zinserwartungen in die Höhe schiessen. Dass die Fed sich bei ihrem Zinsentscheid auf eine notorisch mit nachträglich korrigierten Fehlern behaftete Statistik wie die Non Farm Payrolls oder auf die Arbeitslosenrate eines Monats abstützt, darf allerdings bezweifelt werden. Sie wird das Gesamtbild der Wirtschaft in ihre Lagebeurteilung
einbeziehen.

Dieses zeigt die erwartete Abschwächung der Konjunktur, aber keinen unmittelbaren Einbruch. Ein Pfad mit Zinssenkungen um jeweils 0.25% an jeder Sitzung ist deshalb für uns wahrscheinlicher. Auch so werden die Zinsen in den USA bis im nächsten Sommer in den konjunkturneutralen Bereich sinken.

Europäische Zinssenkungsdynamik
Nach der Fed wird es wieder etwas ruhiger. Am Tag danach entscheidet die Bank of England. Nachdem sie im August die Bank Rate erstmals gesenkt hat, wird sie wohl eine Pause machen. Der Leitzins in Grossbritannien ist mit 5.00% immer noch hoch. Die Inflationsrate ist jüngst von 2.0% wieder auf 2.2% angestiegen und die Dienstleistungspreise steigen mit 5.2% im Vorjahresvergleich überdurchschnittlich stark an. Der Trend bei der Inflation zeigt aber auch auf der Insel nach unten, weshalb in diesem Jahr eine weitere Zinssenkung bei der Bank of England wahrscheinlich ist.

Dass die Bank of Japan die Finanzmärkte wieder so erschüttert wie Anfangs August, ist unwahrscheinlich. Sie wird in den nächsten Quartalen die Zinsen in kleinen Schritten weiter anheben, aber nach der Erhöhung im August ebenfalls eine Pause machen. Zudem wird der Yen nicht mehr im gleichen Ausmass reagieren, da die Anleger, welche sich aufgrund der tiefen Zinsen im Yen verschulden, nach der schmerzhaften Ohrfeige vor einem Monat vorsichtiger geworden sind.

Als Dessert folgt am 26. September der Zinsentscheid der Nationalbank. Sie wird den Leitzins um weitere 0.25% auf 1.00% senken müssen. Ansonsten riskiert sie, dass der Franken einen zusätzlichen Aufwertungsschub erleidet. Mit ihren Aussagen zu Jahresbeginn und ihren proaktiven Zinssenkungen im März und im Juni hat die SNB den Finanzmärkten signalisiert, dass der Franken auf dem Niveau vom Anfang Jahr, auf welchem wir heute wieder sind, aus ihrer Sicht zu teuer ist und dass sie dagegen vorgehen wird.

Erwartete Zinssenkungen in Marktpreisen eingepreist
Auf die Kapitalmarktzinsen und die Aktienmärkte sollte der Zentralbankenmonat September per Saldo wenig Einfluss haben, sofern es keine grossen Überraschungen gibt. Die aufgeführten Zinsänderungen sind weitgehend in den Preisen dieser Anlagen drin. Das heisst nicht, dass die Märkte im Vorfeld der Entscheide, insbesondere bei der Fed, entweder nervös oder gelähmt agieren werden. Danach wird man jedoch schnell zur Tagesordnung übergehen. Sich auf diese Entscheide hin zu positionieren, sei es in den Aktien, den Obligationen oder den Währungen, überlassen wir deshalb den Day Tradern. (SGKB/mc/pg)

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