SGKB Investment views: Eine Regierung Biden wird viel Geld ausgeben

SGKB Investment views: Eine Regierung Biden wird viel Geld ausgeben
Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – In zehn Tagen wählen die Amerikaner ihren Präsidenten. Obwohl die Wahl noch nicht entschieden ist, stehen die Chancen für Joe Biden gut. Was ist von einer Regierung Biden wirtschaftspolitisch zu erwarten und was bedeutet das für die Finanzmärkte?

Viel wird davon abhängen, ob die Demokraten neben der fast sicheren Mehrheit im Repräsentantenhaus auch die Mehrheit im Senat erobern können. Sollten die Republikaner den Senat behalten, werden sie mit einer Obstruktionspolitik viele Vorhaben der Regierung blockieren, was für die Überwindung der aktuellen Krisensituation nicht förderlich ist. Deshalb wäre es gut, wenn der Senat auf die Seite der Demokraten kippt. Es ist durchaus möglich, dass dies geschehen wird,.

Bidens Wirtschaftsprogramm
Im Wahlkampf wurde von Präsident Trump hervorgehoben, dass Joe Biden die Steuersenkung Trumps rückgängig machen würde. Die Erhöhung der Steuersätze für die Unternehmen und für Privatpersonen mit sehr hohen Einkommen ist Teil seines angekündigten Wirtschaftsprogramms. Die Steuern für die Unternehmen sollen aber nicht auf das frühere Niveau angehoben werden. Zudem dürften die Steuererhöhungen angesichts der schwierigen Lage der US-Wirtschaft nicht die erste Priorität sein.

Vielmehr werden die Demokraten versuchen, mit einer Anhebung des Mindestlohnes und der Auflegung eines riesigen Konjunkturpakets von 700 Mrd. US-Dollar, welches grösstenteils in die Erneuerung der Infrastruktur sowie in die Forschung und Entwicklung fliessen soll, die Nachfrage anzukurbeln. Zusätzlich sollen über die nächsten Jahre 2’000 Mrd. US-Dollar in den Klimaschutz und die Förderung erneuerbarer Energien fliessen. Neben diesen Aufbauprogrammen werden bei Bedarf weitere Gelder zur kurzfristigen Überbrückung der Corona-Krise gesprochen werden. Eine Regierung Biden wird also sehr viel Geld ausgeben und dies über die Aufnahme von zusätzlichen Schulden finanzieren. Eine wichtige Rolle wird dabei die Fed spielen. Einerseits wird sie die Zinsen tief halten, andererseits auch einen rechten Teil der zusätzlichen Staatsanleihen übernehmen. Die Unterstützung für die US-Wirtschaft wird im nächsten Jahr sehr gross sein und ihre Wirkung entfalten.

Tiefe Zinsen, freundliche Aktienmärkte
Nur wenig würde sich im Handelsbereich ändern. Auch eine Regierung Biden wird China gegenüber hart sein. Eine rasche Aufhebung der von Trump eingeführten Strafzölle ist nicht zu erwarten. Biden wird aber stärker versuchen, die Europäer auf seine Seite zu ziehen, um seine Position gegenüber den Chinesen zu stärken. Ein wichtiges Mittel dazu kann auch sein, dass sich die USA wieder stärker in die von Obama lancierte Transpazifische Partnerschaft einbringen, aus welcher sie unter Trump ausgestiegen sind.

Ein Präsident Biden wird versuchen, die USA mit den gleichen Mitteln wirtschaftlich aus der Corona-Rezession zu führen, die er als Vizepräsident von Obama nach der Finanzkrise mitgetragen hat. Dazu gehört eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Finanzministerium, der Fed und dem Kongress sowie der Einsatz von viel staatlichem Geld. Die progressiven Anliegen der Demokraten wie Steuererhöhungen und zusätzliche staatliche Steuerung mittels Regulierungen werden erst später folgen. Für die Finanzmärkte heisst das, dass die Zinsen tief bleiben, aber die Zinskurve steiler wird. Die Aktienmärkte werden positiv auf die Fiskalprogramme reagieren. Der US-Dollar wird zum Euro und zum Franken auch wieder stärker werden, da sich die US-Wirtschaft schneller erholen wird als diejenige in der Eurozone. (SGKB/mc/ps)

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