St. Gallen – Seit drei Wochen pendelt der Kurs des Bitcoins zwischen 3400 und 3600 US-Dollar. Für eine Anlage, die vor allem mit heftigen Kursausschlägen von sich reden machte, ist das fast ein Tiefschlaf. Letztmals hat der Bitcoin im November Schlagzeilen geliefert, als er mit einem neuerlichen Schwächeanfall innert weniger Tage von 6500 auf unter 4000 US-Dollar gefallen ist. Weit weg sind die Zeiten vom Herbst 2017, als der Himmel für den Bitcoin keine Grenzen kannte und Kleinanleger uns mit der Frage bestürmten, wo und wie sie ihr Geld auch in Bitcoin anlegen können, um schnell reich zu werden.
Die Euphorie um den Bitcoin und die anderen Kryptowährungen ist verflogen, seit der Traum vom schnellen Geld geplatzt ist. Seit seinem Höchst verlor der Bitcoin gut 80% seines Werts. Damit ist es den Haltern von Bitcoin noch etwas besser ergangen als den Ripple-Besitzern. Diese verloren im letzten Jahr über 90% ihres Vermögens. Die gesamte Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen ist auf 114 Mrd. US-Dollar geschmolzen. Die Kryptowährungen sind damit wertmässig eine Randerscheinung im globalen Finanz-markt. Positiv ist jedoch, dass sie trotz grösster Turbulenzen nicht verschwunden sind und dass zumindest im Bitcoin immer noch ein regelmässiger und einigermassen liquider Handel stattfindet.
Was ist der Unterschied zwischen Bitcoin und Gold?
Dass der Bitcoin eine Alternative zu den traditionellen Währungen werden kann, war immer eine Illusion. Dafür fehlen ihm sämtliche Eigenschaften, die «gutes Geld» ausmachen. Das gilt insbesondere für die notwendige Preisstabilität und Preissicherheit, die für eine Verwendung als breit akzeptiertes Zahlungsmittel eine zentrale Grundbedingung ist. Wenn, dann ist der Bitcoin nur als Anlagevehikel einsetzbar. Dabei stellen sich zwei Fragen: Wie gut ist die Preisbildung und gibt es gute Anlageprodukte?
Der Markt zum Handeln von Bitcoin gegen US-Dollar ist recht liquide und die Handelsspanne zwischen dem Kauf- und dem Verkaufskurs ist nicht besonders gross. Es findet offensichtlich eine regelmässige Preisbildung statt, auf welcher Grundlage auch immer. Erwartete Erträge aus Zinsen oder Dividenden gibt es keine. Eine wirtschaftliche Basis wie ein Unternehmen bei den Aktien oder der Grund und Boden im Immobilienmarkt gibt es auch nicht. Der wirtschaftliche Nutzen eines Bitcoins ist eher fiktiver als realer Natur. Den fairen Wert eines Bitcoins zu bestimmen, ist daher nicht möglich. Bitcoin-Fans werden anführen, dass die Situation beim Gold nicht anders ist und trotzdem gilt Gold als Hort der Sicherheit. Gold und Bitcoin haben gemeinsam, dass der Preis sich dadurch erklärt, dass jemand zu diesem bestimmten Kurs bereit ist, jemand anderem eine Einheit Bitcoin oder eine bestimmte Menge Gold abzukaufen.
(K)ein Anlagevehikel
Anlagemöglichkeiten gibt es verschiedene. Man kann den Bitcoin ohne grossen Aufwand über eine Bank, die einen solchen Handel anbietet, kaufen. Problematischer ist die Aufbewahrung, welche oft über eine bekannte oder unbekannte Kryptobörse läuft. Es gibt auch Anlagezertifikate und Anlagefonds auf Kryptowährungen. Teilweise lauten diese auf einen Korb von Kryptowährungen oder geben an, passiv einen definiertet Krypto-Indiz nachzubauen. In der Realität ist es trotzdem eine Wette auf den Bitcoin, da dieser bei diesen Indizes ein Gewicht von rund 70% hat und die Wertveränderungen der anderen Kryptowährungen wie Ethereum und Ripple analog dem Bitcoin verlaufen. Während die Zertifikate transparent und einfach handelbar sind, sind die verfügbaren Fonds volumenmässig klein und entsprechend teuer sowie nur begrenzt handelbar. All den Anlagemöglichkeiten ist gemein, dass sie den starken Kursschwankungen des Bitcoins ausgesetzt sind. Bitcoin ist daher eine Spekulation auf bessere Zeiten und der Hoffnung, dass der Preis zukünftig steigen wird. Es gibt kein Argument dafür, dass sich Bitcoin zum Erreichen finanzieller Ziele eignet. Er kann deshalb nicht Teil einer strategi-schen Asset Allocation sein und hat in einem Anlageportfolio nichts zu suchen.
Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 35 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von 7,5 Milliarden Franken. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.
St. Galler Kantonalbank AG
Die St.Galler Kantonalbank wurde 1868 gegründet und ist seit 2001 an der Börse SIX Swiss Exchange kotiert. Der Kanton St. Gallen hält als Mehrheitsaktionär 54.8% des Aktienkapitals. Als Universalbank bietet sie den Kunden in ihrem Heimmarkt die gesamte Palette von Finanzdienstleistungen an. In Zürich ist sie mit einer auf Vermögensverwaltung spezialisierten Niederlassung präsent. Mit ihrer umfassenden Dienstleistungspalette betreut sie Privatkunden in der Deutschschweiz in allen Fragen der privaten Vermögensplanung und Vermögensverwaltung. Am 30. Juni 2018 beschäftigte die St.Galler Kantonalbank Gruppe insgesamt 1231 Mitarbeitende und verwaltete Kundenvermögen von CHF 43,2 Milliarden. Das Stammhaus besitzt Staatsgarantie und das Aa1-Rating von Moody’s.