St. Gallen – Diese Aussage macht an den Finanzmärkten wieder die Runde, nachdem der Euro zum Franken innert weniger Tage von 1.137 auf 1.117 gefallen ist und auch der Dollar fast zwei Rappen verloren hat. Dabei sind die Gründe für die Stärke des Frankens zum Dollar andere als diejenigen beim Euro. Bei beiden Währungen ist aber gleich, dass die Ursache nicht beim Franken liegt, sondern bei ihnen selber. Von einer generellen Flucht in den Franken kann nicht gesprochen werden.
Der Dollar ist gefallen, nachdem die Fed bestätigt hat, dass sie in diesem Jahr die Zinsen wohl nicht mehr erhöhen wird. An den Finanzmärkten hat dies Erwartungen geweckt, dass schon im Verlaufe des Sommers eine erste Zinssenkung möglich ist. Dass die Fed in diesem Jahr die Zinsen noch senken wird, gilt aus Sicht der Investoren praktisch als gegeben. Das hat den Dollar belastet. Die Gründe für den Fall des Euros sind dagegen weniger offensichtlich. Da sind zu einem die immer undurchschaubareren Wirren rund um den Brexit. Dazu kommt, dass Mario Draghi und die EZB in ihrer Kommunikation angesichts der Schwäche der Konjunktur in der Eurozone wieder in den Krisenmodus gewechselt haben.
Stabiler US-Dollar dank robuster US-Konjunktur
Die wichtigere Frage ist jedoch, ob die Aufwertung des Frankens im gleichen Tempo weitergeht? Gegenüber dem Dollar ist das unwahrscheinlich. Die US-Wirtschaft entwickelt sich im Vergleich zur Konjunktur in China und in Europa nach wie vor gut. Die Fed und die meisten Ökonomen gehen in diesem und dem nächsten Jahr von einem BIP-Wachstum von rund 2% aus. Das ist solide und entspricht in etwa dem Potenzialwachstum der US-Wirtschaft. Eine rasche Zinssenkung der Fed ist somit unwahrscheinlich. Die Finanzmärkte werden ihre Erwartungen entsprechend anpassen müssen. Zudem sind Investitionen in den USA aufgrund der wirtschaftlichen Vorteile und der im Vergleich zu den anderen Industrieländern deutlich höheren Zinsen attraktiv, was den Dollar stützen wird. Gegenüber dem Franken wird er in den nächsten Monaten stabil bleiben und um die Parität herum pendeln.
Euro anfällig auf Kursverluste
Wie es mit dem Brexit weitergeht, ist völlig offen. Ein ungeordneter Austritt aus der EU würde die Unsicherheit rund um die Konjunktur in der Eurozone weiter erhöhen und damit den Euro belasten. Gleichzeitig nähern sich die Wahlen für das EU-Parlament im Mai. Die Ergebnisse der letzten Regionalwahlen in den Niederlanden und in Italien zeigen, dass die populistischen Parteien mit ihrem europafeindlichen Kurs Erfolg haben. Ein deutlicher Rechtsrutsch würde das Vertrauen in den Euro untergraben, auch wenn ein Austritt aus dem Euro bei den Populisten nicht auf der Traktandenliste steht. Weitere Schwächeanfälle des Euro sind deshalb nicht auszuschliessen und ein Fall zum Franken auf 1.10 bis Mitte Jahr ist möglich.
Der Franken wird handelsgewichtet damit etwas teurer. Eine massive Aufwertung bedeutet das aber nicht. Die SNB wird deshalb nicht gezwungen sein, im grossen Stil mit Eurokäufen am Devisenmarkt zu intervenieren. Dass sie mit kleineren Käufen versuchen wird, kurzfristig starke Bewegungen zu brechen, kann aber vorkommen. (SGKB/mc/ps)