SGKB investment views: Lage für die SNB wird schwierig

Das Zollgewitter von Herrn Trump erschüttert die Finanzmärkte. Die Nachbeben sind immer noch stark und können anhalten, je nachdem wie die Reaktionen der verschiedenen Länder auf die verhängten Strafzölle ausfallen werden. Die Reaktion an den Finanzmärkten folgt dabei dem klassischen Muster. Die Aktienkurse sinken. Die Obligationen sind gesucht, insbesondere Staatsanleihen.
von Thomas Stucki, CIO St. Galler Kantonalbank
Die Rendite der 10-jährigen Eidgenossen-Anleihe ist innert Kürze von 0.80% auf 0.40% gefallen. Der Franken wird seinem Ruf als sicherer Hafen einmal mehr gerecht, obwohl die Schweiz zu den Ländern mit den höchsten US-Strafzöllen gehört. Der US-Dollar verliert drei Rappen. Der Euro konnte sich zuerst noch halten, ist dann aber auch von 0.96 auf unter 0.94 Franken gesunken. Gleichzeitig ist das Zinspolster der SNB nach der letzten Leitzinssenkung auf minimale 0.25% geschmolzen.
Einen unmittelbaren Handlungsbedarf hat die Nationalbank nicht. Der handelsgewichtete Aussenwert des Frankens ist in den letzten Tagen um 3% gestiegen. Er liegt damit aber auf dem Niveau des letzten Sommers und tiefer als Ende 2023. Hinzu kommt, dass aufgrund der Inflationsdifferenz zu den anderen Ländern der reale Aussenwert des Frankens gesunken ist. Wie stark sich die Zölle auf die Konjunktur in der Schweiz auswirken werden, wird man erst in den nächsten Monaten sehen. Das Wachstum des BIP wird sicherlich um ein paar Zehntelpunkte tiefer ausfallen. Ein wirtschaftlicher Schock im Ausmass der Finanzkrise 2008 oder des Shutdowns nach Covid wird es jedoch nicht sein.
Tiefere Zinsen bringen keine Entlastung
Wie sich die Finanzmärkte und die Konjunktur weiter entwickeln werden, ist schwierig vorherzusehen. Dafür fehlt die Erfahrung mit einem solch prohibitiven Zollsystem durch den grössten Wirtschaftsraum. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch gross, dass der Franken als sicherer Hafen weiterhin gesucht wird. Für die bereits durch die Zölle belasteten Exportunternehmen wäre eine deutliche Aufwertung des Frankens schwer zu verkraften. Noch tiefere Zinsen lösen das Problem aber nicht. Die Unternehmen haben kein Finanzierungsproblem, das mit tieferen Zinsen gelöst werden kann. Die Kosten für Kredite sind bereits tief und die Entlastung durch noch tiefere Zinskosten ist marginal. Der Zugang zu zusätzlichen Krediten für die Unternehmen hängt nicht vom Zinsniveau ab, sondern von der Stabilität ihres operativen Geschäfts. Der Franken wird durch noch tiefere Zinsen nur kurzfristig geschwächt, wenn überhaupt. Im aktuell unsicheren und unübersichtlichen Umfeld interessieren sich die internationalen Anleger nicht für das Zinsniveau in der Schweiz.
Devisenmarktinterventionen sind das wirksamste Instrument
Wenn die SNB sich gegen eine Aufwertung des Frankens stellen will, sind Devisenmarktinterventionen das einzige Instrument, das ihr zur Verfügung steht. Sollte sie dieses im grösseren Stil einsetzen, kann und wird sie wahrscheinlich von den Amerikanern der Währungsmanipulation bezichtigt. Daher ist ihre Ausganglage schwierig und sie wird mit Fingerspitzengefühl vorgehen müssen.
Devisenmarktinterventionen sind aber das einzige Instrument, mit dem eine Aufwertungsspekulation auf den Franken gebrochen werden kann und welches eine einigermassen gezielte Kontrolle über den Franken erlaubt. Sollte es darauf ankommen, wird die SNB es einsetzen müssen. (SGKB/mc/pg)