SGKB Investment views: Massive Wette gegen den Franken

Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – An der Chicago Mercantile Exchange ist eine noch nie dagewesene Wette gegen den Franken am Laufen. Die meldepflichtigen Asset Manager haben in den Franken-Futures massive Shortpositionen aufgebaut. Vor der Einführung des Euromindestkurses durch die SNB im 2011 hielten die Asset Manager mehrheitlich eine netto Longposition im Hinblick auf einen stärker werdenden Franken. Bis 2017 war der Franken für die Spekulation dann nicht mehr interessant, da die SNB den Franken-Kurs zum Euro und auch zum Dollar in einem engen Band stabil hielt. Seit 2018 hat sich die Spekulation im Franken jedoch verstärkt. Es wurden zeitweise deutliche Positionen in den Franken-Futures aufgebaut und auch wieder aufgelöst.

Seit Anfang Jahr haben die Asset Manager nun so viele Futures-Kontrakte gegen den Franken akkumuliert, dass ihre Shortposition das Sechsfache der sonst üblichen Positionierung entspricht. Das Kontraktvolumen dieser Futures ist mit knapp 4 Mrd. Franken nicht riesig. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Haltung zum Franken im wesentlich grösseren Devisenterminmarkt ähnlich, wenn nicht gar identisch ist.

Die Wette gegen den Franken ist vor allem eine Wette auf die SNB. Dahinter steckt die Erwartung, dass die SNB mit ihrer Betonung der Wichtigkeit der negativen Zinsdifferenz den Franken aktiv schwächen will. Mit seinen Aussagen, dass die SNB bei Bedarf die Zinsen noch weiter senken kann, hat Thomas Jordan die Spekulation auf noch tiefere Negativzinsen geweckt, was den Franken mit nach unten ziehen sollte. Gleichzeitig hat im risikofreudigen Marktumfeld der letzten Monate die Bedeutung des Franken als sicherer Hafen abgenommen. Die Asset Manager lehnen sich aber auch so stark aus dem Fenster und positionieren sich so einseitig, weil sie sich von der SNB geschützt sehen. Sie schliessen eine deutliche Aufwertung des Frankens aus, indem sie darauf zählen, dass die SNB eine solche mit Interventionen bekämpfen wird. Faktisch übernimmt in ihren Augen die Nationalbank für sie das Risikomanagement.

Bisher hat sich die Wette nicht ausbezahlt
Der Franken ist im Vergleich zum Dollar und zum Euro zwar schwächer geworden, aber nur um wenige Rappen. Solange die Stimmung an den Finanzmärkten optimistisch bleibt, wird der Franken weiter zur Schwäche neigen, insbesondere da die SNB eine Änderung ihrer Zinspolitik unabhängig von der EZB und der Fed praktisch ausschliesst. Die Reaktion des Frankens auf die Eskalation des Handelsstreites zwischen den USA und China hat jedoch gezeigt, dass die Wette auf einen schwachen Franken nicht ungefährlich ist. Nach der Ankündigung und der Verhängung höherer Strafzölle durch die Regierung Trump ist der Franken zum Dollar und abgeschwächt auch zum Euro sofort teurer geworden. Sich zum Schutz gegen eine Frankenaufwertung auf das Eingreifen der SNB zu verlassen, ist gefährlich. Die SNB wird mit Interventionen eine schnelle und starke Aufwertung des Frankens zwar stoppen, aber nicht auf den aktuellen Niveaus, sondern erst einige Rappen tiefer.

Risiko einer Gegenbewegung
Die einseitige Shortpositionierung gegen den Franken beinhaltet die Gefahr, dass es plötzlich zu einer starken Gegenbewegung kommt. Wenn die Nervosität auf den Finanzmärkten zunimmt, wird der Franken plötzlich wieder gesucht sein. Dann wird die Spekulation zunehmende Verluste begrenzen und die Shortpositionen werden geschlossen. Das wird den Aufwertungsdruck auf den Franken deutlich verstärken und kann zu einem raschen Schub nach oben führen. Ein Absinken des Dollars deutlich unter die Parität und des Euros unter 1.12 ist in einem solchen Fall gut möglich. (SGKB/mc/ps)

St. Galler Kantonalbank

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