St. Gallen – Mit den angelaufenen Impfprogrammen keimt die Hoffnung auf, dass die Corona-Pandemie in den kommenden Monaten zunehmend unter Kontrolle gebracht werden kann und die Weltwirtschaft wieder Fahrt aufnimmt. Der Internationale Währungsfonds hat aus diesem Grund den Ausblick für die Weltwirtschaft angehoben. Der IWF rechnet für das laufende Jahr mit 5.5% realem Wirtschaftswachstum – angeführt von China und Indien. Dieser optimistische Ausblick widerspiegelt sich im Erdölpreis, welcher seit dem letzten November um 70% gestiegen ist. Die US-Ölsorte WTI erreichte erstmals seit einem Jahr wieder die Marke von 60 US-Dollar pro Fass.
Ebenfalls zur Stabilisierung am Erdölmarkt beigetragen haben die weltweiten Förderkürzungen. Dazu zählt der Angebotsrückgang in den USA genauso wie die koordinierten Massnahmen diverser Förderstaaten. Die Organisation erdölexportierender Länder und ihre Verbündeten (Opec+) kürzten vor zehn Monaten rund 10% der weltweiten Fördermenge.
Im Februar kam mit dem Kälteeinbruch in den USA ein zusätzlicher Faktor hinzu. Insbesondere im Ölstaat Texas hatte die extreme Kälte erhebliche Ausfällen bei den Förderkapazitäten zur Folge. Nach der Preiserholung der vergangenen Monate sorgt die künstliche Verknappung vermehrt für Diskussionsbedarf. Unterschiedliche Signale sendeten jüngst Saudi-Arabien und Russland aus. Während Riad einen höheren Ölpreis durchsetzen will, wünscht Moskau eine Erhöhung der eigenen Ölproduktion. Anfang März berät die Opec+ über die weitere Strategie.
Konsolidierung in den USA
Höhere Energiepreise eröffnen den US-Schieferölproduzenten die Möglichkeit, zuletzt verlorene Marktanteile zurückzugewinnen. Eine zunehmende Rolle spielt aber auch die Energiepolitik der neuen US-Regierung. Wichtig ist dies, weil die USA mit dem Schieferölboom zum weltweit grössten Erdölproduzenten aufgestiegen ist und zugleich die Abhängigkeit von ausländischen Energiequellen sank. In den ersten Amtstagen hat Präsident Biden eine Reihe von Dekreten erlassen, um die Emission von Treibhausgasen zu reduzieren. Joe Biden hat etwa den Bau der umstrittenen Keystone-Pipeline gestoppt und die Rückkehr zum Pariser Klimaabkommen verfügt. Zudem ordnete er an, dass künftig Land und Küstengewässer in Bundeseigentum nicht mehr für neue Öl- und Gasbohrungen verpachtet werden dürfen. Davon nicht betroffen sind bestehende Genehmigungen, welche nach Schätzungen des American Petroleum Institute 22% der US-Ölförderung ausmachen.
Die Umsetzung der jüngst beschlossenen Massnahmen wird aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im US-Parlament auf Widerstand stossen. Der gestiegene regulatorische Druck dürfte aber zu einer weiteren Konsolidierung in der Branche führen.
Gute Aussichten für Ölfirmen
Der Ölpreis wird nicht in den Himmel steigen. Preise über 100 US-Dollar pro Fass wie zwischen 2011 und 2014 stehen nicht vor der Tür. Dafür sind die Opec-Länder und Russland zu stark auf die Öleinnahmen angewiesen und werden vorher ihre Förderung wieder erhöhen. Dafür fördert auch die USA zu viel Öl. Die Nachfrage nach Öl wird aber mit der wirtschaftlichen Erholung steigen, wodurch der Preis zumindest auf dem aktuellen Niveau verbleiben wird. Der Preis ist damit hoch genug, damit er über den Produktionskosten liegt und den Ölfirmen wieder Geld in die Kasse spült. (SGKB/mc/pg)