SGKB Investment views: Rauchsignale im Handelskonflikt
St. Gallen – Rekapitulieren wir kurz: Der Handelskonflikt zwischen den USA und China ist bereits über ein Jahr alt und hat viele Tiefpunkte gesehen. Unterdessen erhebt die USA Zölle auf praktisch alle aus China importierten Güter. Umgekehrt erhebt auch China entsprechende Zölle auf US-Güter und einzelne Behörden machen zudem den US-Firmen in China mittels Inspektionen, künstlichen Verzögerungen bei Lizenzen und anderen Mitteln das Leben schwer. Die wirtschaftlichen Konsequenzen dieses Handelskonflikts sind unterdessen weltweit zu spüren.
Anfangs Oktober geht der Handelskonflikt nun in die nächste Runde. Liu He, Chefunterhändler der chinesischen Regierung, fliegt nach Washington um die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Bisher war zu vernehmen, dass Chinas Vorschläge die gleichen sind wie bereits im Frühjahr. Damals hat sich die Einigung aber in letzter Sekunde zerschlagen. Der Vorschlag beinhaltet den Kauf von substantiell mehr Gütern aus den USA, um das Handelsdefizit zu reduzieren.
Zudem will China auch bezüglich struktureller Forderungen seitens den USA Konzessionen machen. Namentlich im Bereich des Schutzes des geistigen Eigentums, beim vereinfachten Marktzugang sowie bei Technologietransfers. Im Gegenzug erwartet China, dass seine Technologiefirmen wieder von den US-Firmen beliefert werden können. Zudem sollen gewisse US-Zölle wieder abgebaut werden. Das Angebot Chinas ist alter Wein in neuen Schläuchen.
China sucht im Tech-Sektor die Pole-Position
Das Angebot Chinas beinhaltet beispielsweise nichts über den Abbau des speziellen Status seiner halbstaatlichen Unternehmen. Diese profitieren stark von indirekten Subventionen und verzerren den Wettbewerb. Das kritisieren die USA schon lange. Auch Chinas Pläne im Hinblick auf «Made in China 2025» werden in dem Vorschlag nicht erwähnt. Beides sind jedoch zentrale Punkte für die USA, zumindest auf längere Sicht. Denn «Made in China 2025» zielt darauf ab, den USA die weltweite Technologieführerschaft streitig zu machen. Erreicht China dieses Ziel, würde dies bedeuten, dass China auch in geopolitischer Hinsicht ganz andere Ansprüche anmelden wird. Ein Szenario, das die USA so lange als möglich versuchen hinaus zu zögern oder sogar ganz zu verhindern. Die USA wollen den ersten Platz nicht aufgeben.
Einigung möglich, aber wohl nur pro forma
Eine Einigung im Oktober scheint unterdessen denkbar; viele Marktteilnehmer sind dieser Ansicht. Nicht, weil Chinas Vorschläge bahnbrechend wären. Vielmehr brauchen sowohl die USA als auch China eine Erleichterung und einen Weg aus der verfahrenen Situation. Wir erwarten darum auch keine substanziellen Veränderungen des chinesischen Wirtschaftssystems, sondern eine Lösung, bei der sich beide Seiten als Sieger zu präsentieren können. Denn der Druck steigt: US-Präsident Donald Trump wird zunehmend für seine China Politik kritisiert und kann zudem konjunkturellen Rückenwind für den Wahlkampf im nächsten Jahr gebrauchen. Auf der anderen Seite merkt China die Bremsspuren, welche der Handelskonflikt hinterlässt, immer mehr. Gute Voraussetzungen, um eine Einigung zu erzielen und zumindest vorübergehend die Friedenspfeife zu rauchen. Allerdings wissen wir auch, dass mit Trump alles möglich ist und sich die Rauchzeichen schnell wieder in Luft auflösen können. Exemplarisch für die angespannte Situation ist aber auch die Reaktion der Märkte vom Freitag. Meldungen, nach der die chinesische Delegation vorzeitig abgereist sei und einen Trip zu den Farm-Staaten absagte, sorgte sofort für Korrekturen in den USA. (SGKB/mc/ps)