SGKB Investment views: Showdown vor Weihnachten

SGKB Investment views: Showdown vor Weihnachten

Von Thomas Stucki, CIO St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

In fünf Wochen ist Weihnachten. Doch bevor die Kerzen an den Weihnachtsbäumen angezündet werden, geht es an den Finanzmärkten noch einmal hoch zu und her. Verantwortlich dafür sind vor allem die Zentralbanken, welche im Dezember die Aufmerksamkeit der Märkte auf sich ziehen werden. Am 3. Dezember müssen die EZB und Mario Draghi ihre Versprechen bezüglich neuer geldpolitischer Massnahmen einlösen. Am 10. Dezember wird die SNB auf die Aktion der EZB reagieren und am 16. Dezember wird sich zeigen, ob die Fed die Wende in ihrer Zinspolitik noch im alten Jahr einläutet und das Zielband für die Fed Funds anhebt. Die kalendarische Reihenfolge ist dabei unglücklich.  

Der Fed kommt im Reigen der Zentralbanken die zentrale Führungsrolle zu. Wenn sie zu höheren Zinsen übergeht, nimmt sie einigen Druck von der EZB und auch von der SNB, noch mehr zu tun als bisher. Am 3. Dezember ist der Entschluss der Fed aber noch nicht gefasst, weshalb die EZB unabhängig davon entscheiden muss. Mario Draghi hat sich in den letzten Wochen mit seinen Ankündigungen so weit aus dem Fenster gelehnt, dass die EZB eine substantielle Ausweitung ihrer Geldpolitik liefern muss. Ansonsten würde der Euro deutlich teurer und es käme zu Kursverlusten bei den europäischen Aktien und Obligationen – zumindest kurzfristig.

Euro weiter schwächen …
Auf der anderen Seite schwächen neue Massnahmen der EZB den Euro, was ja das eigentliche Ziel dieser Aktion ist. Mit einem schwachen Euro verbessert sich die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Exporteure und wird eine höhere Inflation importiert. Beides hilft den Zielen der EZB. Ein schwacher Euro bedeutet aber auch die Gefahr eines stärkeren Frankens, was den Zielen der SNB widerläuft. Entsprechend ist die SNB gefordert, zu reagieren.

… aber nicht gegenüber Franken
Ich erwarte, dass die SNB im Umfeld des EZB-Entscheides mit Interventionen aktiv den Franken/Euro-Kurs beeinflussen wird. Sie wird versuchen, jegliche Aufwertungstendenz im Keim zu ersticken. Dazu kommt der geldpolitische Entscheid eine Woche später und dieser hängt von den Massnahmen der EZB ab.

Die Szenarien für die SNB
Wenn die EZB lediglich eine Ausweitung ihres QE-Programms vornimmt, sei es im Umfang der monatlichen Käufe oder der geplanten Dauer über den Herbst 2016 hinaus, dann wird die SNB ihr Libor-Ziel auf dem aktuellen Stand von -0.75% belassen. Wenn die EZB zusätzlich zu mehr Geld auch den Einlagezinssatz für parkierte Gelder von -0.20% auf -0.30% oder -0.40% senkt, aber den «offiziellen» Leitzins, den Refinanzierungssatz, bei 0.05% belässt, bleibt in der Schweiz auch alles beim Alten.

Sollte die EZB aber den Einlagezinssatz deutlich senken und auch den Refinanzierungs-satz um mindestens 0.25% drücken, dann wird die SNB ihr Libor-Ziel auf -1.00% oder sogar auf -1.25% senken, um die negative Zinsdifferenz zum Euroraum aufrecht zu erhalten. Diese Zinsdifferenz spielt in der Politik der SNB eine zentrale Rolle, um den Franken unattraktiv zu machen.

Warten auf den Fed-Entscheid
Ich gehe davon aus, dass die EZB vor allem an ihrem QE-Programm schrauben und eine Kombination von längerer Dauer und Ausweitung der monatlichen Käufe präsentieren wird. Gleichzeitig wird sie ankündigen, bei Bedarf noch mehr zu tun. Damit verschafft sie sich die Zeit, um die weitere Geldpolitik der Fed abzuwarten. (SGKB/mc/ps)

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