St. Gallen – Der Wechselkurs des Frankens lenkt die Geschicke der hiesigen Wirtschaftsakteure. Um die Schweizer Wirtschaft zu unterstützen, musste die SNB im Zuge der Eurokrise der Aufwertung des Frankens entgegentreten. Sie hat damit der Exportwirtschaft unter die Arme gegriffen. Aber nicht nur. Mit einem stabilen Franken kann die SNB verhindern, dass die Inflation über billige Importgüter in negatives Territorium rutscht. Ihre Währungspolitik ist durchaus erfolgreich. Trotz politischer Spannungen in der Eurozone blieb der Franken vergleichsweise stabil. Die Regierungskrise in Italien, der Brexit und auch die Konjunkturschwäche in Deutschland sowie die extrem expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sind starke Kräfte, die den Franken gut noch tiefer hätten treiben können.
Die SNB arbeitet mit drei Massnahmen, um eine Aufwertung des Frankenkurses zu verhindern. Erstens setzt sie Negativzinsen ein. Diese sollen eine negative Zinsdifferenz zum Euroraum sicherstellen und den Franken für Anleger und vor allem ausländische Investoren unattraktiv machen. Der Knackpunkt daran ist, dass die Negativzinsen auch die Binnenwirtschaft stark beeinflussen. Zweitens ist die SNB am Devisenmarkt aktiv. Wenn die Risikoaversion an den Finanzmärkten steigt und die Anleger Fluchtwährungen wie den Franken suchen, verkauft die SNB Franken und kauft Euro oder auch US-Dollar. Diese Deviseninterventionen sind zielgerichtet und wirksam. Aber sie haben die Bilanzsumme der SNB in eine schwindelerregende Höhe steigen lassen, weshalb die Gewinnausweise der Nationalbank sehr volatil geworden sind. Drittens interveniert die SNB kommunikativ. Dies ist extrem wichtig, denn gute Geldpolitik ist zu 99% auch einfach gute Kommunikation. Hier könnte die SNB etwas „näher an den Menschen“ argumentieren. Das könnte das Verständnis und mittelfristig das Vertrauen in die Geldpolitik stärken. Dies wäre wünschenswert, denn das Vertrauen der Wirtschaftsakteure in die SNB ist die Basis dafür, dass geldpolitische Massnahmen überhaupt wirken.
Stabilität des Frankens hat seinen Preis
Die SNB muss unter widrigen Umständen vielen Anforderungen gerecht werden. Die Negativzinsen sind dabei die anspruchsvollste Massnahme. Sie sollen zwar in erster Linie ausländische Investoren fernhalten, entfalten dabei aber auch eine starke Wirkung in der Binnenwirtschaft. Sie belasten die Vorsorgesysteme und die Sparer. Sie belohnen auf der anderen Seite Kreditnehmer und „Risk-Taker“. Die tiefen Zinsen haben die Nachfrage der privaten Haushalte nach Hypotheken beflügelt, weshalb die Verschuldung der privaten Haushalte gestiegen ist.
Was wird die SNB am Donnerstag entscheiden?
Die expansive Geldpolitik mit Negativzinsen wird von der SNB weiterhin als probates Mittel eingestuft werden, um eine zu starke Aufwertung des Frankens über eine negative Zinsdifferenz zum Euroraum zu verhindern. Auch am Instrument der Deviseninterventionen wird sie festhalten. Kommunikativ wird sie ihrem Stil treu bleiben. Wird sie den Zinssatz weiter senken? Dies lässt sich nicht ausschliessen. Es wäre jedoch ein sehr starkes Signal und würde die Möglichkeiten der SNB, zukünftig auf Krisen zu reagieren, zusätzlich einschränken. Ebenfalls ist das Risiko gross, dass eine weitere Zinssenkung vor allem die Binnenwirtschaft und die Sparer belasten würde, während es für ausländische Investoren kaum noch eine zusätzliche abschreckende Wirkung hätte. (SGKB/mc/ps)