SGKB Investment views: Verschnaufpause für die SNB

Thomas Stucki

Von Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – Die Wahl von Emmanuel Macron bzw. die Nichtwahl von Marine Le Pen zum Präsidenten Frankreichs hat zu einer Abschwächung des Frankens geführt. Der Euro ist seit dem ersten Wahlgang Ende April um drei Rappen auf den höchsten Stand seit dem letzten Sommer gestiegen. Auch zum Dollar hat der Franken verloren und die Parität wieder preisgegeben. Dies gibt der Nationalbank in ihrem Kampf gegen den starken Franken etwas Luft, nachdem sie in den Monaten vor den Wahlen in Frankreich mit hohen Milliardenbeträgen im Devisenmarkt die Aufwertung des Frankens bekämpfen musste.

Es ist gut möglich, dass der Franken gegenüber dem Euro in den nächsten Wochen noch etwas schwächer wird und die Grenze von 1.10 nach oben überschritten wird. Die grössten politischen Hindernisse für den Euro sind mit den Wahlen in Frankreich und der wahrscheinlichen Einigung bezüglich der nächsten Geldtranche für Griechenland fürs Erste vom Tisch. Die Wahlen in Grossbritannien spielen keine Rolle, da der Euro durch den Brexit nicht betroffen ist. Die Bundestagswahlen in Deutschland werden die Ausgangslage für den Euro ebenfalls nicht wesentlich verändern, da die EU-freundlichen Parteien klar die Oberhand haben, sei es die CDU oder die SPD.

Ausblick auf 2018
Daher werden die bessere wirtschaftliche Situation in der Eurozone und die Frage der Beendigung des Anleihenskaufprogramms der EZB in den Vordergrund rücken. Dieses läuft noch bis Ende Jahr. Danach werden ein schrittweiser Stopp der Käufe und erste Zinserhöhungen im zweiten Halbjahr 2018 erwartet. Im Vorfeld werden die Phantasien der Anleger bezüglich einer restriktiveren Geldpolitik der EZB den Euro beflügeln und gegenüber dem Dollar stärker werden lassen. Der starke Dollar vor der ersten Fed-Zinserhöhung 2015 lässt grüssen. Im Schlepptau des Greenback wird auch der Franken zum Euro etwas schwächer werden.

Eurofreude nicht von Dauer  
Die grundlegenden Probleme des Euro wie die wirtschaftliche Schwäche Frankreichs und Italiens, die Schuldenproblematik und das ungelöste Bankenproblem in Italien werden die Einheitswährung wieder einholen. Macron wird Mühe haben, seine wirtschaftspoliti-schen Vorhaben umzusetzen. Die Aussicht auf höhere Zinsen wird die Diskussion um die Tragbarkeit der Schulden der Länder anfachen. Das Ergebnis des diesjährigen Banken-Stresstests der EZB, welcher einen Zinsschock nach oben zum Thema hat, wird zu neuen Kapitalforderungen an die Banken und zu neuen Rettungsaktionen der Regierung in Rom führen.

Dies begrenzt das Potenzial für eine deutliche und vor allem dauerhafte Abschwächung des Frankens. Sein Safe-Haven-Appeal wird wieder zunehmen, weshalb ich für das zweite Halbjahr eine Rückkehr des CHF/EUR-Kurses in die Region von 1.06 bis 1.07 und ein Fall von CHF/USD deutlich unter die Parität erwarte. Die SNB wird sich so schnell vom Devisenmarkt und den Interventionen nicht verabschieden können. (SGKB/mc/ps)

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