SGKB investment views: Warten auf Mario

SGKB investment views: Warten auf Mario
Von Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – Am 26. Oktober findet die nächste Sitzung des EZB-Rates statt. Die Finanzmärkte erwarten, dass Mario Draghi dann bekanntgeben wird, ob, wann und wie die EZB ihr bis Ende Jahr laufendes QE-Programm verlängert oder stoppt. Nur eine untergeordnete Rolle dürfte bei diesem Entscheid die Krise zwischen Spanien und Katalonien spielen. Vielmehr werden wirtschaftliche Faktoren wie die Wachstumsaussichten und die Inflationsprognose für die Eurozone entscheidend sein. Eine wichtige Rolle bei diesen Fragen spielt der Euro. Wird er zu stark, belastet dies die Exportwirtschaft und drückt die Inflationsrate über die billigeren Importpreise nach unten.

Der Euro ist seit Jahresbeginn gegenüber dem Dollar 13% teurer geworden und steht heute bei 1.18 Dollar pro Euro. Das ist ein starker Anstieg in dieser kurzen Zeit. Die wirtschaftliche Ausgangslage zeigt sich trotzdem so gut wie schon lange nicht mehr. Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone ist mit 0.6% für das zweite Quartal gut ausgefallen. Das starke Wachstum ist keine Eintagsfliege, sondern die Fortsetzung eines Trends, der schon drei Jahre anhält, lange aber wenig beachtet wurde. War das Wachstum zu Beginn vor allem auf Deutschland konzentriert, ist es nun deutlich breiter abgestützt. Allen voran das nun politisch durchgeschüttelte Spanien kommt wieder gut voran, aber auch in Frankreich und Italien sieht es besser aus.

Reduktion europäisches QE-Programm
Das gute Wachstum wird die EZB dazu veranlassen, ihre Geldpolitik mit der Zeit restriktiver zu gestalten. Ich gehe davon aus, dass das QE-Programm ab Januar 2018 schrittweise reduziert und bis Mitte Jahr gestoppt wird. Damit ist der Weg frei für erste Zinserhöhungen im zweiten Halbjahr 2018. Dies schürt die Fantasie der Investoren im Devisenmarkt, dass der Euro noch stärker wird. Denn höhere Zinsen bedeuten ja eine stärkere Währung.

So einfach ist es aber nicht. Zum einen steigen die Zinsen auch in den USA und die Zinsdifferenz zwischen Europa und Amerika wird nicht kleiner. Zum anderen sind die grundlegenden Probleme des Konstrukts Euro nicht gelöst. Da sind einmal die grossen wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Euroländern. Der Französische Präsident Macron versucht mit seinen Vorstössen für einen Europäischen Finanzminister und einen Europäischen Währungsfonds zur Finanzierung von Investitionen diese zu mildern.

Ob er sich mit seinen Plänen durchsetzen kann, ist allerdings unsicher. Der Widerstand in den Ländern, die sich als Zahler sehen, wird gross sein. Das grösste Problem bleibt die Schuldenlast vieler Länder. Diese beeinträchtigt die Möglichkeiten der EZB in ihrer Geldpolitik. Nicht höhere Zinsen sind das Problem, sondern die Tatsache, dass sich die Finanzmärkte daran gewöhnt hat, dass die EZB die Schulden der Problemländer finanziert. Die EZB wird weiterhin Italienische und Spanische Staatsanleihen kaufen müssen, um die Anleger nicht zu erschrecken.

Die Stärke des Euro kann noch etwas anhalten
Zumindest bis klar ist, wie und wann die EZB ihr QE-Programm beendet und mit Zinserhöhungen beginnt bleibt der Euro stark. Zum Franken wird der Euro in den restlichen Monaten des Jahres bei rund 1.15 bleiben. Wenn die EZB-Euphorie der Devisenhändler verflogen ist, was spätestens im Verlaufe des nächsten Jahres der Fall sein wird, werden die Probleme des Euro wieder zum Thema. Der Euro wird dann zum Dollar schwächer, und im Schlepptau dieser Bewegung auch zum Franken. Die SGKB-Prognose für den EUR/CHF in zwölf Monaten sieht einen Kurs zwischen 1.07 und 1.12, also deutlich tiefer als heute. (SGKB/mc/pg)

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 35 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kunden-mandaten und Anlagefonds im Umfang von 6,0 Milliarden Franken. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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