SGKB investment views: Was bringt die nächste Berichtssaison?
St. Gallen – Die Berichtssaison zum 2. Quartal steht vor der Türe. Noch mehr als die Zahlen zum vergangenen Quartal werden dabei die Ausblicke und die Einschätzungen zu den gestörten Lieferketten und den höheren Inputkosten interessieren.
Die Corona-Pandemie hat in der westlichen Welt zu den stärksten je gesehenen Einschränkungen und Einbrüchen bei den Unternehmensgewinnen geführt. Das war im 2. Quartal 2020. Darum ist die Vergleichsbasis für die Unternehmensgewinne ein Jahr später vielversprechend. Analysten erwarten für das 2. Quartal 2021 bei US-Unternehmen ein Gewinnwachstum von mehr als 60%. Dies ist das höchste Quartalswachstum seit der Finanzkrise Ende 2009 und soll sich mit einem zweistelligen Wachstum im 2. Halbjahr fortsetzen. Dabei wird bei den Sektoren Energie (Verlust in Vorjahresperiode), Industrie (+345%), zyklischer Konsum (+185%), Finanzen (+115%) und Grundstoffe (+115%) das stärkste Gewinnwachstum erwartet. Dem Energiesektor kommt unter anderem der Ölpreis zugute, der im 2. Quartal 2020 bei durchschnittlich 28 US-Dollar handelte und ein Jahr später über 130% höher bei rund 65 US-Dollar steht. Bei den Bergbau- und Minenbetreibern aus der Branche Grundstoffe sind es die heute bedeutend höheren Rohstoffpreise, die für Auftrieb sorgen. Der Finanzsektor profitiert neben den gestiegenen Kursen an den Aktienmärkten und der regen Emissionstätigkeit der Unternehmen auch von den gestiegenen langen Zinsen und der steileren Zinskurve.
Gestörte Lieferketten und steigende Preise
Noch stärker als die Zahlen zum 2. Quartal werden aber die Ausblicke der Unternehmen interessieren. Nach einem Jahrzehnt mit Wirtschaftswachstum und einer jährlichen Konsumentenpreisinflation von durchschnittlich 1.8% steht spätestens nach dem jüngsten Anstieg der US-Inflation auf 5% das Thema wieder stärker im Fokus. Das Augenmerk der Marktteilnehmer wird sich vor allem darauf richten, ob die Preise der Inputgüter weiter angestiegen sind und ob diese Anstiege via Preiserhöhungen an die Abnehmer weitergegeben werden können.
Nach der pandemiebedingten Rezession und der anschliessenden Erholung der Wirtschaft leiden viele Unternehmen unter einer ausgeprägten Lieferkettenproblematik. So sind etwa gewisse Elektronikkomponenten wie Chips derzeit schwer erhältlich. Zudem sind viele Rohwarenpreise stark angestiegen und die Seefrachtpreise, vor allem von China nach Europa, haben sich substanziell verteuert. Gemäss Schätzungen von Branchenspezialisten haben sich aufgrund dieser Faktoren beispielsweise die Rohstoffkosten für Fahrzeuge seit 2020 um über 90% erhöht. Entsprechend genau schauen die Anleger nun darauf, wie sich das Unternehmensgewinnwachstum entwickeln wird, nachdem die vorteilhaften Basiseffekte weggefallen sind.
Ist die Bewertung gerechtfertigt?
Nach den starken Kursgewinnen seit März 2020 müssen die Unternehmen in den kommenden Quartalen nun den Beweis erbringen, dass die aufgebauten Bewertungsprämien gerechtfertigt sind. In diesem Umfeld von starkem Wachstum, dass sich nun etwas verlangsamt und teilweise stattliche Bewertungen hervorgebracht hat, empfiehlt sich nach wie vor eine Aktienauswahl, die nach Branchen diversifiziert ist. (SGKB/mc/pg)