St. Gallen – Am nächsten Donnerstag wird die Nationalbank das Resultat ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung bekanntgeben. Erwartet wird, dass die SNB die Zinsen unverändert lässt und signalisiert, im Kampf gegen den aus ihrer Sicht zu starken Franken alles Notwendige zu unternehmen. Im Moment heisst das, dass sie mit ihren Käufen von Fremdwährungen fortfahren wird. Auf Dauer ist das keine Lösung.
Allein im Februar sind die Devisenreserven der SNB um 24 Mrd. Franken angestiegen. Ein Teil davon wird auf Gewinne beim Aktienportfolio zurückzuführen sein. Dominiert wird der Anstieg aber durch Interventionen am Devisenmarkt zu Lasten des Frankens. Im Vorfeld der Wahlen in Frankreich am 23. April und am 7. Mai könnte der Aufwertungsdruck auf den Franken noch zunehmen und die SNB zu noch stärkeren Wäh-rungskäufen zwingen. Die Aufblähung der SNB-Bilanz wird somit weitergehen. Wie lange die SNB dies akzeptieren kann und will, wissen wir nicht. Allzu viele Alternativen hat sie aber nicht.
Am Libor-Ziel schrauben?
Sie kann ihr Libor-Ziel weiter senken. Damit sie beim Franken aber einen Effekt erzielt, muss sie den Devisenmarkt überraschen. Ein Schritt von 0.25% genügt nicht. Es muss mindestens eine Senkung um 0.50% auf -1.25% sein. Der Franken würde dann deutlich schwächer werden, da viele Marktteilnehmer auf dem falschen Fuss erwischt werden und ihre Positionen im Hinblick auf einen starken Franken auflösen müssen. Der kurzfristige Effekt wird aber rasch verpuffen und die SNB ist in ein paar Wochen wieder mit der gleichen Frage konfrontiert, wie der starken Franken zu bekämpfen sei. Die Zinswaffe bereits am nächsten Donnerstag zu ziehen, ist deshalb nicht zielführend. Vielleicht ist die SNB nach den Wahlen in Frankreich noch froh, mit einer Zinssenkung ein Signal senden zu können und die Spekulation auf den Franken zu bekämpfen.
Eine Zinssenkung auf -1.25% hilft zwar dem Franken, verstärkt aber die Nebenwirkungen im Inland. Die Pensionskassen kommen noch stärker unter Druck. Zudem könnten viele Banken die Gelegenheit nutzen und die Negativzinsen stärker auf ihre Kunden abwäl-zen. Ein politischer Aufschrei und der Ruf nach einer stärkeren Kontrolle der SNB durch das Parlament würden nicht ausbleiben.
Den Freibetrag senken?
Die SNB könnte auch die Freigrenze der Banken, auf denen keine Negativzinsen anfallen, reduzieren. Die Signalwirkung wäre jedoch gering, da es eine technische Anpassung ist, die vor allem mittel- und langfristig wirkt. Damit kann die kurzfristige Spekulation nicht gebrochen werden. Andere Massnahmen wie Kapitalverkehrskontrollen sind möglich, aber mit starken und unkontrollierbaren Kollateralschäden verbunden, weshalb sie nur als letzter Ausweg in Frage kommen.
Entgegen ihren Bekundungen sind die Möglichkeiten der SNB, gegen den starken Franken anzugehen, beschränkt. Entlastung kann am ehesten durch die Fed kommen. Höhere Zinsen in den USA beeinflussen das Zinsgefüge weltweit. Wird die Zinsdifferenz zu Europa grösser, werden sich die Finanzmärkte der Frage zuwenden, wann die EZB ihre Zinsen anhebt. Dies wird zumindest zu Beginn den Euro stärken, auch gegenüber dem Franken. Davon sind wir aber noch etwas entfernt. Deshalb bleibt der SNB am nächsten Donnerstag nichts anders übrig, als ihre Wehrbereitschaft zu bekräftigen. (SGKB/mc/ps)