Roland Ledergerber, CEO der St. Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)
St. Gallen / Zürich – Die St. Galler Kantonalbank (SGKB) hat im ersten Halbjahr 2015 das Negativzins-Umfeld zu spüren bekommen und muss im Zinsengeschäft einen klaren Rückgang hinnehmen. Dank dem Anteilsverkauf an der Swisscanto Holding verzeichnet das Ostschweizer Institut dennoch eine Gewinnsteigerung. Die verwalteten Vermögen gingen wegen der weiteren Umsetzung der Steuerkonformitätsstrategie zurück.
«In Anbetracht der Umstände» zeigte sich SGKB-CEO Roland Ledergerber an der Präsentation der Halbjahreszahlen in Zürich mit dem Ergebnis zufrieden. Der Bruttogewinn lag mit 92,8 Mio CHF um 2,7% unter dem Vorjahresergebnis, wie den am Dienstag veröffentlichten Zahlen zu entnehmen ist. Der Konzerngewinn einschliesslich des Swisscanto-Verkaufs an die ZKB kam dagegen mit 84,6 Mio CHF um 16% über dem Vorjahreswert zu liegen.
Druck auf Zinsmarge
Im Zinsengeschäft (Netto-Erfolg -4,4% auf 139,1 Mio CHF) belastete der anhaltend hohe Margendruck. So verteuerten sich die Absicherungskosten gegen Zinsänderungsrisiken wegen der Negativzinsen und der erneut längeren Laufzeiten bei den Festhypotheken weiter. Alleine im ersten Halbjahr betrugen sie rund 11,2 Mio CHF.
Auch im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft (-2,3% auf 56,7 Mio) verzeichnete die SGKB einen tieferen Erfolg. Hier machte sich der Rückgang der verwalteten Vermögen wie auch ein nach wie vor zurückhaltendes Wertschriftengeschäft bemerkbar. Der Erfolg im Handelsgeschäft erhöhte sich in der Folge der Aufhebung der Euro-Untergrenze dagegen um rund einen Drittel auf 20,2 Mio CHF.
Den Geschäftsaufwand (+0,5% auf 127,2 Mio CHF) konnte die Kantonalbank weitgehend auf Vorjahreshöhe halten. Die Kosten-Ertrags-Relation zeigt sich mit 60,9% (VJ 59,6%) allerdings leicht verschlechtert.
Abfluss von unversteuerten Geldern
Weiterhin entwickelten sich die verwalteten Vermögen rückläufig, im Halbjahr gingen sie um 3,5% auf noch 35,4 Mrd CHF zurück. Der Geldabfluss aufgrund der «Steuerkonformitätsstrategie» liege etwa in den Erwartungen, sagte der CEO. Nachdem die Gelder europäischer Kunden nun steuerkonform seien, trenne man sich nun konsequent von aussereuropäischen Kunden, die nicht mehr in das SGKB-Konzept hineinpassen.
Die Kundenausleihungen erhöhten sich dagegen um 1,1% auf 24,1 Mrd CHF. Bei der wichtigsten Ausleihungskategorie, den Hypothekarforderungen, resultierte ein Wachstum für die ersten sechs Monate um 2,1%. Für den Immobilienmarkt der Ostschweiz sieht die SGKB angesichts der weiter steigenden Preise einen «Nachholbedarf» gegenüber der Gesamtschweiz.
US-Programm auf dem Weg
Die Ende 2014 übernommene Vadian Bank hat die SGKB nun vollständig integriert. Die vormalige St. Galler Regionalbank hatte im Mai das US-Steuerprogramm abgeschlossen. Für das SGKB-Stammhaus und die ehemaligen Hyposwiss-Tochtergesellschaften geht die Bank von einem Abschluss im zweiten Halbjahr 2015 aus. Derweil hat die Kantonalbank wie andere Banken zuvor von den Justizbehörden in Nordrhein-Westfalen wegen des Geschäfts mit deutschen Kunden ein Schreiben erhalten – man schaue diese nun mit einem Anwalt an und werde «darauf reagieren».
Für das zweite Halbjahr erwartet Ledergerber eine etwas schwächere Entwicklung – und dies nicht nur wegen dem einmaligen Swisscanto-Erlös im ersten Semester. So würden die im ersten Semester angestiegenen Zinsabsicherungs-Kosten nun auf die gesamten sechs Monate durchschlagen. Zudem dürfte auf die Kantonalbank wegen der derzeitigen Zinssituation auch noch eine Belastung aus der Pensionskasse zukommen. Insgesamt erwartet das Unternehmen für 2015 einen Reingewinn «leicht unter demjenigen des Vorjahres».
Aktie leicht im Plus
Das SGKB-Semesterresultat ist insgesamt etwas über den Erwartungen der Analysten ausgefallen. So sei das Zinsgeschäft «doch widerstandsfähiger gegenüber dem Negativzinsumfeld als noch im Februar gedacht», kommentiert etwa das ZKB-Aktienresearch. Am Dienstag schlossen die Titel unverändert, der Gesamtmarkt SPI gab allerdings um 0,80% nach. (awp/mc/upd/ps)