Zürich – Die Sichtguthaben bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind in der vergangenen Woche auf eine neue Rekordmarke gestiegen. Der Wert, der auch als Indiz für etwaige Interventionen am Devisenmarkt angesehen wird, wird zusätzlich durch die Covid-19-Notkredite und die Erhöhung der Freigrenze der Sichtguthaben der Banken aufgebläht.
Die Einlagen von Bund und Banken lagen am 22. Mai bei 679,9 Milliarden Franken nach 673,5 Milliarden in der Woche davor, wie die SNB am Montag mitteilte. Das ist ein Anstieg um rund 6,4 Milliarden Franken. Auf die Giroguthaben inländischer Banken entfielen Ende vergangener Woche 596,6 Milliarden, ein Plus von 5,6 Milliarden.
Damit haben die Sichtguthaben im Vergleich zu Ende 2019 (27.12.) um rund 95 Milliarden Franken zugelegt, seit Mitte März um knapp 80 Milliarden. Zum Vergleich: Im gesamten vergangenen Jahr hatte der Anstieg rund 10 Milliarden betragen.
Aussagekraft
Wie aussagekräftig die Entwicklung der Sichtguthaben mit Blick auf mögliche Devisenmarkt-Interventionen der SNB derzeit ist, wird von Volkswirten in Frage gestellt. Die Notkredite und die höhere Freigrenze für die Banken treiben die Sichtguthaben zusätzlich. Die Nationalbank setzt neben dem Negativzins auf die Interventionen am Devisenmarkt, um der Frankenstärke entgegenzuwirken. Dabei kauft die Zentralbank Fremdwährungen und schreibt den Banken den entsprechenden Franken-Betrag auf deren SNB-Konten gut.
Dass die SNB bei einem Kurs von 1,05 Euro zum Franken eine Grenze sieht, wurde zuletzt von SNB-Direktoriumsmitglied Andréa Maechler in einem Interview bestritten. Ein Devisenexperte der niederländischen ING Bank hatte in der vergangenen Woche beim Franken/Euro-Verhältnis eher eine Verschiebung Richtung Parität gesehen. Der SNB fehle es an Feuerkraft mit der Geldpresse der EZB mitzuhalten, hiess es in einem Kommentar.
In der vergangenen Woche hatte sich der Frankenkurs zumeist um die Marke von 1,06 Euro bewegt und liegt aktuell etwas darunter. (awp/mc/ps)