SNB-Sitz Zürich. (© SNB)
Zürich – Über das Ausmass der Interventionen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in der Vorwoche zur Schwächung des Franken lässt sich weiterhin nur spekulieren. Insgesamt stiegen die Franken-Sichtguthaben um 1,3 Mrd CHF auf 457,9 Mrd, wie die SNB am Montag mitgeteilt hatte. Der Wert liegt nur geringfügig über dem der Vorwochen.
Dies allerdings überrascht, hatte doch SNB-Chef Thomas Jordan am vergangenen Montag gesagt, dass man «zur Marktstabilisierung am Markt aufgetreten» sei. Die offizielle Bekanntgabe einer Devisenmarktintervention war ein Novum. Im Handel wurde in der Folge mit einem deutlich höheren Saldo bei den Sichtguthaben gerechnet.
Der aktuell gemeldete Wert sei tatsächlich eher tiefer als erwartet, erklärte ein Währungsexperte gegenüber AWP. Er erklärt sich das mit der «Verbalintervention» Jordans und der Glaubwürdigkeit der SNB im Markt. Der Franken hatte sich zum Euro in der Vorwoche trotz Griechenland-Problematik gut gehalten. Die Gemeinschaftswährung war zeitweise sogar über 1,05 CHF gestiegen. Dies mache eine erfolgreiche Notenbankpolitik aus, hiess es.
SNB nennt Verzögerungseffekt als Grund
Die SNB selber führt den «unauffälligen» Wert zum Teil auf einen Verzögerungseffekt zurück. Wenn die Notenbank Devisen kauft, wird der Franken-Gegenwert dem Konto einer jeweiligen Bank gutgeschrieben. Und dies geschehe erst zwei Tage nach der eigentlichen Transaktion, erklärte ein SNB-Sprecher gegenüber AWP. Wenn also die SNB zur Schwächung des Franken beispielsweise am vergangenen Montag Euro gekauft hat, lässt sich dies erst in den Zahlen am Mittwoch ablesen. Zahlen für die einzelnen Wochentage veröffentlicht die Bank allerdings nicht, sondern nur einen Durchschnittswert für eine ganze Woche. Dies könne weitere Verwässerungen der effektiven Marktinterventionen mit sich bringen.
In den vergangenen Wochen waren die Sichtguthaben nie über 1 Mrd CHF angestiegen. Zuletzt stiegen sie Ende Mai um 1,3 Mrd CHF. In den Wochen nach Aufgabe des Euromindestkurses lagen die Werte deutlich oberhalb der 10 Mrd CHF-Marke.
Einen Bericht der Wochenendpresse, demzufolge die SNB klammheimlich einen sogenannten Währungskorb eingeführt habe, wollte der SNB-Sprecher nicht kommentieren. In der Vorwoche wurde dieser Verdacht verschiedentlich im Handel geäussert, nachdem nicht nur der Euro sondern auch der USD teilweise ziemlich deutlich zum Franken zugelegt hatten. (awp/mc/ps)