Zürich – Die Finanzinfrastrukturbetreiberin SIX hat im vergangenen Jahr zwar mehr Umsatz erzielt, aber weniger verdient. Der Betriebsertrag kletterte um 5,8% auf 1,94 Mrd CHF. Dazu hätten vor allem die Erlöse im Börsenhandel und im Wertpapierdepotgeschäft sowie steigende Umsätze im Zahlungsverkehr beigetragen, teilte die SIX am Mittwoch in einem Communiqué mit. Dagegen schrumpften die Umsätze im Geschäft mit Finanzdaten.
Der Betriebsgewinn (EBIT) der Gruppe fiel um 8,1% auf 273,2 Mio CHF. Unter dem Strich verdiente die SIX 207,2 Mio CHF. Das sind 6,2% weniger als im Vorjahr. Grund dafür sei der Verkauf einer Liegenschaft, der im Vorjahr das Ergebnis um 26 Mio CHF nach oben getrieben hatte. Ohne den Verkauf wäre der Betriebsgewinn um 0,8% höher ausgefallen. Der Reingewinn wäre gar um 6,2% gestiegen, teilte die Börsenbetreiberin weiter mit.
Auf der anderen Seite legten die Kosten deutlich um 7,3% zu. Das sei grösstenteils mit Investitionen in neue Dienstleistungen und Akquisitionen zu begründen. So hat die SIX im vergangenen Jahr das Kartenakzeptanz- und -verarbeitungsgeschäft von Konkurrentin Aduno übernommen und damit das eigene Zahlungsverkehrgeschäft deutlich ausgebaut. Zudem erwarb die Gruppe den Frankfurter Girocard-Netzbetrieb.
Neuer Chef zufrieden
Der neue SIX-Chef Jos Dijsselhof zeigte sich im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP mit den Resultaten zufrieden: «Wir hatten ein gutes Umsatzwachstum und die Kosten unter Kontrolle. Über alles gesehen sind wir stolz auf die Resultate von 2017. Das stimmt uns zuversichtlich für die Zukunft von SIX», sagte der Niederländer, der Anfang Jahr das Steuer der SIX übernommen hat.
Die Schweizer Börse konnte von der Aktienhausse profitieren. Die Handelsumsätze stiegen nach dem Knick im Vorjahr um gut 5%. Der Marktanteil im Handel mit Schweizer Blue Chips verbesserte sich wieder auf 68,3%, nachdem er im 2016 mit 64,5% auf den tiefsten Stand seit der Finanzkrise im Jahr 2008 gefallen war. Der Betriebsertrag der Börse stieg, der EBIT sank allerdings wegen der Einführung von neuen Finanzvorschriften in der EU und der Schweiz.
Bei der Wertschriftenabwicklung und -verwahrung knickte der Betriebsgewinn nach dem Liegenschaftsverkauf um knapp 43% auf 40,3 Mio CHF ein. Die Finanzinformationssparte konnte von der abgeschlossenen Restrukturierung in Frankreich profitieren. Die grösste Sparte Zahlungsverkehr profitierte vom guten Konsumklima, welche den Betriebsertrag um gut 12% steigen liess. Allerdings trieben zwei die Akquisitionen von Aduno und in Frankfurt die Kosten hoch. Zusammen mit den zusätzlichen Aufwänden für die Bezahl-App Twint liess dies den EBIT der Division um 37% absacken.
Tiefgreifender Wandel
Derzeit unterzieht sich die SIX-Gruppe einem tiefgreifenden Wandel. So wird die Schweizer Börse mit der Wertschriften-Abwicklungs- und -Verwahrungssparte zusammengelegt. Die Sparte Zahlungsverkehr wird aufgeteilt. So wird für das Geschäft, welches das Bezahlen mit Plastikkarten an den Ladenkassen umfasst, ein starker Partner gesucht, der die Mehrheit übernehmen soll. Damit soll das margenschwache Geschäft eine bessere Zukunft haben als im Alleingang.
Ziel sei weiterhin, bis im Sommer einen Partner gefunden zu haben, sagte der SIX-Chef Jos Dijsselhof. Ein Kriterium für die Auswahl sei, dass der allergrösste Teil der Mitarbeiter übernommen werde.
Zudem will die SIX ihr Referenzdatengeschäft ausbauen. Und es wird eine gruppenweite Einheit für Innovationen geschaffen. Die neue Struktur trete auf den 1. April in Kraft, sagte Dijsselhof. Alle Mitarbeiter würden ihre Position kennen und wissen, in welcher Abteilung sie arbeiten würden.
Damoklesschwert über Börse
Über der Schweizer Börse hängt allerdings das Damoklesschwert der EU, welche die Anerkennung als gleichwertiger Handelsplatz nur befristet für ein Jahr erteilt hat. Damit will die EU Druck auf die Schweiz ausüben, ein Rahmenabkommen abzuschliessen. Die damalige Bundespräsidentin Doris Leuthard hatte im Dezember den Entscheid als eine klare Diskriminierung der Schweiz kritisiert.
Dijsselhof geht davon aus, dass Fortschritte bei den Gesprächen für einen Rahmenvertrag dazu führen würden, dass die EU der Schweizer Börse den Status der Gleichwertigkeit erteilen werde. Andere Pläne, bei denen das Geschäft zum Beispiel restrukturiert würde, verfolge die SIX nicht, denn diese seien nicht im Interesse der Schweiz und ihres Finanzplatzes. «Darum konzentrieren wir uns voll darauf, die Äquivalenz zu bekommen», sagte Dijsselhof.
Für das laufende Jahr zeigte sich der SIX-Chef zuversichtlich: 2018 habe gut angefangen. Die Volumen an der Schweizer Börse seien gut. Und der Zahlungsverkehr profitiere von einer guten Konjunktur. «Finanziell werden wir ein gutes Jahr haben.» (awp/mc/ps)