Zürich – Die Aktien der Schwergewichte Nestlé und Novartis verlieren am Freitag im Rahmen des Gesamtmarkts leicht an Wert. Die Börsenbetreiberin SIX hatte am Donnerstagabend überraschend angekündigt, dass die Gewichtung der beiden Elefanten im Swiss Market Index (SMI) bis zum 18. September schrittweise auf je 18% begrenzt werden soll.
Aktuell bestreitet Nestlé 22,9% der Kapitalisierung im Schweizer Leitindex und Novartis 18,8%. Die Neugewichtung dürfte aber nur einen moderaten, negativen Einfluss auf die Titel ausüben, meinen Analysten. Die tatsächliche Gewichtung, so wie im heutigen SMI dargestellt wird, soll künftig in einem neu lancierten Index abgebildet werden.
An der Börse lösen die News am Berichtstag denn auch keine Verwerfungen aus: Bis um 11 Uhr geben Nestlé und Novartis um 0,4% bzw. 0,3% nach. Dabei sind Nestlé am Vorabend mit einem deutlichen Kursanstieg in der zweiten Handelshälfte aufgefallen, der bis Börsenschluss in einem Plus von 2,3% mündete und so den SMI nahe an die 9’000-Punktemarke heranrücken liess. Der Leitindex SMI gibt aktuell um 0,37% nach. Die Genussscheine von Roche (Kurs: unverändert) sind von der neuen Regelung mit einem Anteil von 17,5% am Börsenbarometer nicht betroffen.
Neuerung löst Umschichtung aus
Die Neugewichtung des SMI führt dazu, dass sich indexorientierte Anleger sowie Anbieter strukturierter Produkte und börsengehandelter Indexfonds von Nestlé- und Novartis-Papieren trennen müssen. Dies dürfte über die Zeit den Kurs dieser Titel aber nur leicht belasten, glauben die Analysten von Kepler Cheuvreux. Schliesslich sei die schrittweise Herabsetzung von der SIX so gewählt worden, um nicht zu starken Verkaufsdruck am Markt zu provozieren, heisst es.
Von den erwarteten Verkäufen ist Nestlé stärker betroffen. Schätzungen zufolge dürfte es bis zum Stichtag zum Verkauf von knapp 68 Mio Nestlé-Aktien kommen, so ein Marktbeobachter. Das entspreche ziemlich genau 15 durchschnittlichen Tagesvolumen. Bei Novartis könnten geschätzte 11,3 Mio Titel oder knapp drei durchschnittliche Tagevolumen verkauft werden. Zudem drohten ab dem 18. September im Falle überdurchschnittlicher Kursentwicklungen jeweils vierteljährlich weitere Titelverkäufe.
Kleine Titel profitieren
Auf der anderen Seite müssen indexorientierte Anleger in andere Titel investieren, um die dort höheren Gewichtungen korrekt abbilden zu können. Davon könnten Titel wie jene von Adecco, Geberit, Givaudan, Julius Bär, SGS, Swisscom, Swiss Life oder Swatch am ehesten profitieren, da sie alle derzeit mit 1,5% oder weniger stark gewichtet seien, zählt der Kepler-Experte auf. Doch auch hier dürften sich die Kursbewegungen in Grenzen halten.
Mit dem angepassten Regelwerk stehe der SMI im Einklang mit den Diversifizierungsgrenzen der ESMA-UCITS-Richtlinie und könne als Referenzindex für den Schweizer Aktienmarkt auch in der EU genutzt werden, begründete die SIX die Anpassung. Bei der ZKB hätten es die Experten allerdings begrüsst, wenn am SMI nach der bisheriger Berechnungsmethodik festgehalten und daneben ein neuer gekappter SMI-Index lanciert worden wäre. Dies hätte den nun notwendigen Umstellungsaufwand für Schweizer Investoren reduziert.
Mit der Massnahme werde die Dominanz der Schwergewichte im SMI limitiert, hebt ein Händler hervor. Zwar hatte die Schweizer Börse mit der Lancierung des Swiss Leader Index (SLI) 2007 bereits einen ersten Versuch in diese Richtung unternommen, jedoch erhielt der Index damals kaum Beachtung. Ob sich die ETF’s in Zukunft an den neuen Index anlehnen oder doch dem alten Muster die Treue halten, werde sich zeigen, so der Händler weiter. Ein Gewinner stehe jedoch bereits heute fest: Durch die stetigen Anpassungen erfreue sich die Schweizer Börse zusätzlicher Handelsaktivitäten. (awp/mc/upd/pg)