SIX will im Kartengeschäft bis zu 100 Arbeitsstellen abbauen

SIX will im Kartengeschäft bis zu 100 Arbeitsstellen abbauen
Jürg Weber, abtretender CEO SIX Payment Services.

Zürich – Die Finanzinfrastrukturbetreiberin SIX plant, bis zu 100 Arbeitsstellen in der Schweiz einzusparen. Sie begründet dies mit einer Firmenintegration in ihrem Kartengeschäft. Der Stellenabbau dürfte auch den geplanten teilweisen Verkauf dieses Bereichs erleichtern.

2017 entwickelt sich für das Unternehmen mit Sitz in Zürich zu einem Jahr mit grossen Umwälzungen. Vor allem in seiner grössten Division Zahlungsverkehr (Payment Services) ist dies zu spüren: Erst kürzlich hatte SIX angekündigt, diejenigen Teile des Geschäftsfelds veräussern zu wollen, die das Bezahlen mit Plastikkarten an den Ladenkassen umfasst.

Das Unternehmen zielt darauf ab, einen führenden europäischer Anbieter im Kartenakzeptanz- und -verarbeitungsgeschäft (Acquiring- und Terminal-Geschäft) zu schaffen – und an diesem als Minderheiteninhaberin beteiligt zu bleiben.

Konsolidierung
Im August hatte SIX dann das Kreditkartengeschäft von der Aduno Gruppe erworben. Im Zuge von dessen Integration zieht SIX nun die Standorte an ihrem Hauptsitz am Zürcher Hardturm zusammen.

Die Niederlassungen in Bedano TI und in Oerlikon ZH sollen auf Ende 2018 geschlossen werden. Wie SIX am Montag mitteilte, soll ein Teil der Stellen durch natürliche Fluktuation abgebaut werden. Damit könnte es auch zu Kündigungen kommen.

Das gesetzlich vorgeschriebene Konsultationsverfahren mit den Personalvertretungen sei eingeleitet worden, um eine mögliche Alternative zum Stellenabbau zu finden, hiess es weiter. Für die betroffenen Mitarbeitenden sei ein Sozialplan vorgesehen.

Die Abspaltung war erwartet worden: Seit Monaten hatte die Finanzdienstleisterin die Zukunft des Kartengeschäfts überprüft. Das Geschäft mit dem bargeldlosen Zahlungsverkehr leidet unter Margendruck und zunehmender Konkurrenz. Derzeit rollt eine Übernahmewelle im europäischen Markt.

Spartenchef geht
Für die nach der Abspaltung verkleinerte Division wird sich künftig ein neuer Chef verantworten müssen: Spartenleiter Jürg Weber wird das Unternehmen per Ende dieses Monats verlassen, wie SIX ebenfalls am Montag meldete.

Weber habe die aktuelle Neuausrichtung «mit Überzeugung unterstützt und vorangetrieben», schrieb SIX zum Abgang. Dies umfasse auch den Umbau im Kartengeschäft.

Weber geht demnach auf eigenen Wunsch. Nach dem erfolgten Richtungsentscheid möchte er sich seinen unternehmerischen Mandaten widmen. Die Leitung der Division übernimmt Webers bisheriger Stellvertreter Marc Schluep.

Weber sei auch eine der treibenden Kräfte gewesen hinter der Markteinführung der Bezahl-App TWINT. Für seinen Posten als Verwaltungsratspräsident der TWINT AG werde nun eine Nachfolgeregelung gesucht, sagte ein SIX-Sprecher auf Anfrage.

Im Umbruch
Nicht nur im Bereich Zahlungsverkehr bewegt sich derzeit viel. SIX ist im Besitz von rund 130 Geldinstituten, die gleichzeitig ihre Kunden sind. Diese äusserten zuletzt Kritik daran, wie die Dienstleisterin aufgestellt ist. UBS-Chef Sergio Ermotti bezeichnete die Gruppe im Juni in einem Interview als ineffizient und teuer und zweifelte, dass das heutige Geschäftsmodell nachhaltig sei.

Nun plant die SIX eine umfassende Neuorganisation: Neben der Abspaltung des Kartenbezahlgeschäfts und der Neustrukturierung des Zahlungsverkehrs werden die bisher getrennten Sparten Schweizer Börse und Wertpapierabwicklung in einer Einheit zusammenfasst.

Weiter wird eine gruppenweite Innovationseinheit geschaffen, um bei Startups am Ball zu bleiben. Zudem will SIX den hiesigen Banken mit einer Infrastrukturlösung für neue Anlegerschutzregeln unter die Arme greifen. Den Umbau übernimmt am 1. Januar 2018 mit dem Niederländer Jos Dijsselhof ein neuer Chef.

Gleichzeitig will SIX Kosten einsparen und verlagert hundert Stellen für administrative Tätigkeiten in ein bereits bestehendes Service Zentrum in der polnischen Hauptstadt Warschau. Entlassungen sind nicht ausgeschlossen. (awp/mc/ps)

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