SIX prüft verschiedene Optionen für Payment Services – auch Mehrheitsverkauf
Zürich – Die Schweizer Finanzinfrastrukturbetreiberin SIX prüft einen Teilverkauf der Sparte Zahlungsverkehr, die unter anderem das Bezahlen mit Plastikkarten an den Ladenkassen umfasst. Die Veräusserung des Mehrheitsanteils sei eine Möglichkeit. Ein vollständiger Verkauf sei aber keine Option, erklärte ein SIX-Sprecher am Dienstag gegenüber der sda.
Damit bestätigte er einen entsprechenden Artikel des Finanzportals «Inside Paradeplatz». Der Verwaltungsrat der SIX habe an seinem August-Workshop entschieden, «dass wir verschiedene Optionen prüfen, wie das Zahlgeschäft langfristig erfolgreich weiter entwickelt werden kann», erklärte der Sprecher gegenüber dem Finanzportal.
Der seit Anfang Jahr amtierende SIX-Präsident Romeo Lacher hatte bereits vor Monaten mehrfach deutlich gemacht, dass im Kartengeschäft eine «Flexibilisierung der Eigentümerschaft» denkbar sei. «Sei es, dass wir beispielsweise andere Beteiligungsverhältnisse zulassen, oder dass wir uns mit einem anderen Unternehmen zusammenschliessen», sagte Lacher im Juni in einem Interview mit der «Sonntagzeitung».
Optionen werden geprüft
Die Nachrichtenagentur Reuters hatte am vergangenen Mittwoch unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen berichtet, dass die SIX die US-Bank JP Morgan engagiert habe, um Optionen für die Zahlungsverkehrssparte zu prüfen – inklusive einem Verkauf im Wert von bis zu 2 Mrd CHF. Die SIX könnte sich aber auch für einen Börsengang entscheiden, ein Gemeinschaftsunternehmen oder für den Verkauf einer Minderheitsbeteiligung.
Weitere Optionen, die geprüft würden, seien Zukäufe oder die Beibehaltung des Status quo, sagte ein SIX-Sprecher zur Nachrichtenagentur AWP. Grund für die Überprüfung sei der starke Wandel im bargeldlosen Zahlungsverkehr, der unter Margendruck und zunehmender Konkurrenz leide.
Zudem findet eine Übernahmewelle im europäischen Markt für bargeldlosen Zahlungsverkehr statt. In vielen Ländern haben Banken diese nicht zum Kerngeschäft gehörenden Bereiche abgestossen und ihre Bilanzen damit gestärkt.
Anfang Jahr verkauften die DZ Bank, die Deutsche Bank, die Commerzbank und weitere Institute die deutsche Concardis für rund 700 Mio EUR an Finanzinvestoren. Der US-Kreditkarten-Abwickler Vantiv sorgte im Juli mit einem 8,7 Mrd EUR schweren Angebot für die britische Worldpay für einen Höhepunkt der Übernahmewelle in der Branche.
Gute Wachstumsaussichten
Weil weltweit immer weniger mit Bargeld und immer mehr elektronisch bezahlt wird, bietet der Markt gute Wachstumschancen. Wer bei der Konsolidierung vorne mitspielen will, braucht aber Kapital.
Die im Besitz von rund 130 Banken stehende SIX hat in den vergangenen Jahren trotz voller Kassen nur kleinere Zukäufe gemacht. Experten interpretierten das so, dass die Mehrheit der Besitzer grosszügige Ausschüttungen Investitionen ins Geschäft vorzieht. Letztlich entscheiden die Besitzer der SIX, darunter UBS und Credit Suisse, was mit dem Kartendienstleisterin passiert.
UBS-Chef Sergio Ermotti hatte die Gruppe im Juni in einem Interview als ineffizient und teuer kritisiert. Die SIX müsse über die Bücher gehen und sich Gedanken machen, wie sie sich aufstellen kann, sagte er. Er glaube nicht, dass das heutige Geschäftsmodell langfristig nachhaltig sei. Die Grossbanken halten zusammen einen Anteil von 30% an der Finanzdienstleisterin, die auch die Schweizer Börse betreibt.
Verkauf der grössten Sparte
Bei einem Verkauf würde sich die SIX von ihrer grössten Division trennen. Sie trug im vergangenen Jahr 885 Mio CHF zum Gesamtumsatz der Gruppe von 1,84 Mrd CHF bei und steuerte beim Betriebsergebnis (EBIT) 92 Mio zum Gesamt-EBIT von 297 Mio CHF bei.
Und ein Verkauf käme, nachdem die SIX erst vor kurzem ihre Sparte mit der Übernahme des Kartenakzeptanz- und -verarbeitungsgeschäfts von Konkurrentin Aduno deutlich ausgebaut hatte.
Der Zeitpunkt für einen Verkauf von Anteilen wäre Experten zufolge jetzt gut, denn die Bewertungen sind zuletzt deutlich gestiegen. Das wollen die Besitzer solcher Geschäfte nutzen. So stehen die österreichische Card Complete und die portugiesische SIBS zum Verkauf, während die deutschen Sparkassen einen Minderheitsanteil an BS Payone loswerden wollen.
Private Equity-Gesellschaften wie Advent, Bain, Warburg Pincus, Blackstone und CVC dürften Insidern zufolge Interesse an solchen Geschäften bekunden. Unklar ist, wie offen die SIX für einen Verkauf von Anteilen an Beteiligungsgesellschaften ist. Ein SIX-Sprecher erklärte, das Unternehmen werde bis Ende des Jahres bekanntgeben, wie es mit dem Zahlungsverkehr weitergehe. (awp/mc/ps)