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London – Der Trend der globalen Erwerbsquote ist alarmierend. Der Anteil der Erwerbstätigen und Stellensuchenden an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ist in den letzten 25 Jahren von 66,3% auf 63,5% gesunken. Rückläufige Erwerbsquoten in den entwickelten Volkswirtschaften wie den USA sind bekannt. Grössere Reduktionen von 4,4 Prozentpunkten über diesen Zeitraum gab es aber auch in Volkswirtschaften mit mittleren Einkommen.
Der Trend in Volkswirtschaften mit tiefen Einkommen ist vielversprechender: Die Erwerbsquote ist, wie in einem Entwicklungszyklus zu erwarten, angestiegen. Dies hat jedoch den allgemeinen Trend nicht kompensieren können. Zum Teil widerspiegelt sich darin die sich wandelnde demografische Bevölkerungszusammensetzung. Der Anteil der älteren Arbeitnehmenden (55 Jahre oder älter) an der globalen Erwerbsbevölkerung stieg von 10,5% (1990) auf 14,3% (2014). Diese Bevölkerungsgruppe, welche altershalber jeweils als nächste aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, wächst weiter. Bis zum Jahr 2030 wird ihr Anteil 18% erreichen.
Die Internationale Arbeitsorganisation schätzt, dass im Jahr 2030 das globale Wachstum der Erwerbsbevölkerung aufgrund der Überalterung einen ganzen Prozentpunkt niedriger sein wird als heute. Ein anderer Treiber der rückläufigen Erwerbsquote war die globale Finanzkrise. Zwischen 2008 und 2010 sank sie um fast ein Prozentpunkt. Die Stärke und die anhaltende Dauer des Schocks haben dazu geführt, dass viele Personen, die arbeitslos geworden sind, Schwierigkeiten hatten, wieder eine Arbeit zu finden und entmutigt aus dem Arbeitsmarkt ausgeschieden sind.
Der Rückgang der Erwerbsbeteiligung wirft beunruhigende Fragen über die langfristigen Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft auf. Tatsächlich sind derzeit zwei Milliarden Menschen im arbeitsfähigen Alter nicht auf dem Arbeitsmarkt, und dieser Anteil dürfte sich weiter erhöhen. Die politischen Entscheidungsträger sind jedoch nicht völlig machtlos, dieser Situation entgegenzuwirken. Der erste Schritt ist es, die Schäden zu beheben, die durch die Finanzkrise entstanden sind. Sinkende Arbeitslosenquoten sollten helfen, entmutigte Arbeiter wieder in den Arbeitsmarkt zurückzubringen. In einigen Fällen werden zusätzliche Ausbildungen und gezielte Stellenvermittlungen erforderlich sein. Ein nächster Schritt ist, mit Hilfe einer Strukturreform eine höhere Erwerbsbeteiligung zu fördern. Die Art und Weise der Reform wird in den einzelnen Ländern unterschiedlich sein, in vielen Fällen verspricht es jedoch den grössten Erfolg, für ältere Arbeitnehmende und Frauen Anreize für eine Erwerbstätigkeit zu schaffen beziehungsweise entsprechende Hürden zu reduzieren. (SLI/mc)
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