Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) attestiert sowohl der Credit Suisse wie auch der UBS eine Verbesserung ihrer Kapitalpositionen. Allerdings hätten sich die beiden Schweizer Grossbanken bezüglich der Profitabilität unterschiedlich entwickelt, stellt die SNB in ihrem neuen Bericht zur Finanzstabilität fest.
Die CS habe das regulatorische Kapital per Ende des ersten Quartals 2022 im Vergleich zum Stand vor einem Jahr verbessert, heisst es in dem am Donnerstag veröffentlichten SNB-Bericht. Das sei zum einen auf einen Abbau bei den Risikopositionen um rund 10 Prozent zurückzuführen. Zum anderen habe die CS in der Folge des letztjährigen Verlusts wegen dem Hedgefonds Archegos ihr Kernkapital aufgestockt, erinnert die Nationalbank.
Über Vor-Pandemie-Niveau
Auch die UBS hat ihre Kapitalquoten im Vergleich zum Vorjahreswert erhöht. Sie habe dies allerdings über einbehaltene Gewinne erreicht. Beide Grossbanken wiesen zum Ende des ersten Quartals 2022 Kapitalquoten über den Niveaus von vor der Pandemie aus und übertrafen damit auch die Schweizer Kapitalanforderungen der «Too big to fail»-Regulierung. Sie lägen aber auch im internationalen Vergleich über dem Durchschnitt der systemrelevanten Banken.
Bezüglich Profitabilität allerdings habe die UBS von einem starken Anstieg der Erträge profitiert, während die CS eine negative Kapitalrentabilität ausgewiesen haben, schreibt die SNB weiter. So hätten Rückstellungen für Gerichtsfälle und eine hohe Goodwill-Wertberichtigung belastet, gleichzeitig habe die CS auch eine recht schwache operative Leistung gezeigt.
Unterschiedliche Entwicklung bei Kreditrisiken
Auch der Blick auf die Risikopositionen zeigt im SNB-Bericht eine auseinandergehende Entwicklung bei den beiden Grossbanken auf. So hat die CS die risikogewichteten Aktiven (RWA) bezüglich Kreditrisiko seit dem ersten Quartal 2021 um rund 15 Prozent abgebaut, dies vor allem durch den Abbau von Aktivitäten im Investment Banking. Die Konkurrentin UBS hat dagegen in der gleichen Periode ihre Kreditrisiken vor allem über höhere Ausleihungen in der Vermögensverwaltungsdivision um 6 Prozent erhöht.
Im Vergleich zu den hohen Kreditrisiken fallen die Marktrisiken bei beiden Banken weniger stark ins Gewicht. Die SNB verweist darauf, dass diese Positionen in den Handelsbüchern oft abgesichert seien. Dennoch blieben auch die Marktrisiken für beide Banken bedeutend, betont die SNB. Auch die Hedging-Strategien könnten nicht gegen sämtliche Risiken schützen, zudem seien auch nicht alle Marktrisiken in den risikogewichteten Aktiven abgebildet, mahnt sie.
Geringes Russland-Engagement
Für die SNB sind beide Grossbanken insgesamt «gut aufgestellt», um das seit Ende 2021 schwieriger gewordene Umfeld zu bewältigen. So sei das direkte Engagement sowohl der CS wie auch der UBS in Russland und der Ukraine verhältnismässig gering. Dennoch zeigten die Stressanalysen, dass das Verlustpotenzial für beide Banken «erheblich» bleibe. Unabhängig von finanziellen Schocks könnten aber auch operationelle Risiken – vor allem rechtliche Risiken – zu substanziellen Verlusten führen, mahnt die SNB.
Ein immer grösseres Auseinanderdriften gebe es auch bei der Einschätzung des Marktes, stellt die CS fest. Das zeige sich in den unterschiedlichen Entwicklungen von Marktindikatoren wie den Aktienkursen und den Credit Default Swaps (CDS). In der Folge der hohen Verluste wegen dem Hedgefonds Archegos unterschieden die Märkte stärker zwischen den beiden Instituten, wobei die UBS klar positiver eingeschätzt werde. (awp/mc/pg)