Zürich – Die norwegische Notenbank tat es bereits das zweite Mal. Die US-Notenbank Fed und die Bank of England bereiten die Märkte darauf vor. Die Rede ist von Zinserhöhungen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist hingegen noch weit von einem solchen Schritt entfernt.
Denn die SNB orientiert sich vor allem an der Europäische Zentralbank, sitzt also quasi in deren Seitenwagen. Die EZB konnte sich am Donnerstag zwar zum Stopp des «Corona-Schock-Programms» Pepp durchringen. Höhe Zinsen schloss man aber in Frankfurt auf längere Zeit weiterhin aus.
Für die Schweiz heisst das trotz der wieder aufkeimenden Inflation: Sieben Jahre Negativzinsen und kein Ende in Sicht.
«Das Fehlen von Nachrichten»
Der Leitzins und der Zins auf Sichteinlagen bei der SNB bleiben damit bei -0,75 Prozent, wie die Notenbank im Rahmen der geldpolitischen Lagebeurteilung mitteilte. Die Währungshüter erneuerten ausserdem ihre Absicht, bei Bedarf weiterhin am Devisenmarkt zu intervenieren.
Überhaupt bemühte sich die SNB-Spitze ganz offensichtlich darum, keinen Millimeter von ihrem Fahrplan abzurücken oder mit einer kleinen Änderung der Wortwahl aufzufallen. «Die bemerkenswerteste Nachricht ist das Fehlen von Nachrichten», stellte etwa GianLuigi Mandruzzato fest, Ökonom bei der EFG Bank.
So sieht die SNB den Franken weiterhin als «hoch» bewertet an, obschon der Franken gegenüber dem Euro seit der letzten Lagebeurteilung im September deutlich aufgewertet hat.
Immobilienmarkt unter Beobachtung
Gleichzeitig hätten die Verzerrungen auf den Hypothekar- und Immobilienmärkten weiter zugenommen. Dennoch verzichtete die SNB auch darauf, den Bundesrat aufzufordern, den antizyklischen Kapitalpuffer wieder zu aktivieren.
Ist der Kapitalpuffer aktiviert, sind die Banken verpflichtet, ihr Eigenkapital aufzustocken, wenn sich Fehlentwicklungen am Kreditmarkt aufbauen.
Immerhin: Die meisten Banken in der Schweiz würden derzeit auch grosse Verwerfungen an den Märkten überstehen, sagte SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg.
Die Vokabel «vorübergehend»
Andere grosse Notenbanken dagegen planen angesichts einer stark anziehenden Inflation eine Straffung ihrer Geldpolitik. So signalisierte die amerikanische Fed am Mittwoch für 2022 mehrere Zinserhöhungen. Zuletzt stieg die Inflation in den Vereinigten Staaten auf 6,8 Prozent.
Davon ist die Schweiz meilenweit entfernt. Die SNB geht für 2021 von einer Teuerung von 0,6 Prozent aus. Für 2022 werden 1,0 Prozent vorhergesagt. Die Inflation befindet sich aber noch immer im Wohlfühlbereich der SNB, die einen Wert zwischen null und zwei Prozent anpeilt.
Und es wird noch besser: Die Inflation werde schon bald ihren Höhepunkt erreichen, sagte SNB-Präsident Jordan am Donnerstag. Daher rechnen die Währungshüter in 2023 bereits wieder mit einem Rückgang der Teuerung auf 0,6 Prozent. (awp/mc/ps)