SNB bleibt unverändert expansiv und führt Leitzins ein

SNB-Direktionspräsident Thomas Jordan. (Foto: SNB)

Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bekräftigt ihre seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses geltende Politik ein weiteres Mal und bleibt unverändert expansiv. Sie führt ausserdem einen Leitzins ein und ändert damit ihr geldpolitisches Konzept.

Die SNB orientiert sich neuerdings nicht mehr am Libor-Zielband. Sie werde fortan die geldpolitischen Entscheide durch die Festlegung der Höhe des SNB-Leitzinses treffen und kommunizieren, teilte sie am Donnerstag im Rahmen ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung mit. Dieser betrage aktuell -0,75 Prozent und liege damit in der Nähe des Libors.

Das Libor-Zielband wurde vor knapp zwei Jahrzehnten eingeführt. «Wir haben beschlossen, unser geldpolitisches Konzept leicht anzupassen», sagte dazu SNB-Präsident Thomas Jordan vor den Medien.

Der Grund für die Einführung des Leitzinses sei, dass die Zukunft des Libors nicht gesichert sei. Die britische Finanzmarktaufsicht wird das Bestehen des Libors bekanntlich nur bis Ende 2021 sicherstellen.

Die SNB strebt an, kurzfristig besicherte Geldmarktzinssätze in Franken nahe am SNB-Leitzins zu halten. Der heute aussagekräftigste solche Zinssatz sei der Saron.

Franken hoch bewertet
Den Zins auf Sichteinlagen bei der Nationalbank belässt die SNB bei -0,75 Prozent und damit auf der Höhe des neuen Leitzinses. Gleichzeitig bleibt sie bei Bedarf weiterhin am Devisenmarkt aktiv, wobei die gesamte Währungssituation berücksichtigt werde. Dadurch stabilisiere man die Preisentwicklung und unterstütze die Wirtschaftsaktivität, so die SNB in ihrer Mitteilung.

Bestätigt wird ausserdem die Wortwahl. Der Franken sei zwar handelsgewichtet etwas stärker als im März, damit aber nach wie vor «hoch bewertet», so die Notenbanker. Die Lage am Devisenmarkt bleibe fragil.

Der Negativzins sowie die Bereitschaft der SNB, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren, seien damit «unverändert notwendig». Sie würden die Attraktivität von Anlagen in Franken tief halten und den Aufwertungsdruck auf die Währung reduzieren.

Unveränderte Wachstumsprognose
Abgesehen davon belässt die SNB ihre Wachstumsprognose unverändert. Sei geht damit für 2019 weiter von einem Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) von «rund 1,5 Prozent» aus». Zu Jahresbeginn habe sich die Wirtschaftsdynamik belebt und die Konjunkturindikatoren deuteten auf eine weiterhin günstige Dynamik hin, hiess es dazu. Konkret schätzt die SNB das Wachstum für das erste Quartal auf +2,3 Prozent.

Die Risiken blieben jedoch nach unten gerichtet. So seien die weltwirtschaftlichen Risiken ausgeprägter als an der letzten Lagebeurteilung im März. Im Vordergrund stünden politische Unsicherheiten sowie die handelspolitischen Spannungen. Eine unerwartet starke Abschwächung der internationalen Wirtschaft würde sich rasch auf die Schweiz übertragen, wurde betont.

Die kurzfristigen (bedingten) Inflationsprognosen für die Schweiz wurden gegenüber März leicht nach oben angepasst, was primär mit einem Anstieg der Preise für Importgüter begründet wurde. Für 2019 geht die SNB neu von einer Inflation von +0,6 Prozent aus (alt: +0,3%). Für 2020 werden nun +0,7 Prozent (alt: +0,6%) und für 2021 +1,1 Prozent (alt: +1,2%) prognostiziert. (awp/mc/ps)

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