SNB-Chef schliesst Wachstumsabschwächung für die Schweiz nicht aus

SNB-Chef schliesst Wachstumsabschwächung für die Schweiz nicht aus
SNB-Direktionspräsident Martin Schlegel. (Screenshot)

Bern – Nationalbank-Direktionspräsident Martin Schlegel schliesst angesichts des Zollstreits eine Abschwächung der Konjunktur in der Schweiz nicht aus. «Das Wachstum dürfte tiefer ausfallen als noch vor wenigen Wochen erwartet», sagte er am Freitag an der SNB-Generalversammlung in Bern.

«Die gegenwärtige handelspolitische Situation schafft grosse Unsicherheit für alle betroffenen Länder – auch für die Schweiz», sagte Schlegel laut Redetext. Die Unsicherheit betreffe sowohl die konjunkturellen Aussichten als auch die längerfristigen Auswirkungen wie etwa eine mögliche Fragmentierung der Weltwirtschaft. «Als kleine, offene Volkswirtschaft spürt die Schweiz den Protektionismus besonders stark.»

Die Auswirkungen auf die hiesige Wirtschaft sowie die Inflation könnten zwar erst grob abgeschätzt werden, so Schlegel. Es sei noch sehr unsicher, wie Inflation und Konjunktur sich in der Schweiz weiterentwickeln werden.

SNB beobachtet Lage
Die SNB beobachte daher die Lage und die weitere Entwicklung genau und werde sie in ihren Analysen und Prognosen berücksichtigen. «Wenn nötig, werden wir unsere Geldpolitik anpassen, um die Preisstabilität auch in Zukunft zu gewährleisten», betonte Schlegel.

Die Erhaltung der Preisstabilität ist die Hauptaufgabe der Schweizerischen Nationalbank. Der SNB-Leitzins sei dafür das Hauptinstrument, bei Bedarf seien auch Interventionen am Devisenmarkt möglich, betonte Schlegel einmal mehr. «Preisstabilität ist der zentrale Beitrag, den die Nationalbank zur Stabilität der Schweiz leisten kann. Das gilt auch im heutigen Umfeld.»

Beobachter gehen allerdings davon aus, dass die Nationalbank derzeit wenn immer möglich auf Interventionen am Devisenmarkt verzichtet, obwohl der Franken zuletzt wieder massiv von seinem Status als sicherer Hafen profitiert und zum Dollar innert kurzer Zeit mehrere Rappen zugelegt hat.

Ansonsten läuft die Schweiz nämlich Gefahr, dass sie von der Administration Trump als Währungsmanipulator an den Pranger gestellt wird. Und dies könnte die derzeitigen Verhandlungen der Schweiz mit der US-Regierung um günstige Zollkonditionen erschweren.

SNB-Präsidentin erteilt Idee eines Staatsfonds Absage
Derweil erteilte SNB-Bankratspräsidentin Barbara Janom Steiner der Schaffung eines Staatsfonds aus den umfangreichen Devisenreserven der SNB erneut eine Absage. Dies sei keine gute Idee. Ein solcher Fonds würde die Geldpolitik erschweren, sagte sie in Bern.

Der hohe Jahresgewinn 2024 der SNB habe dazu beigetragen, das Eigenkapital der Nationalbank zu stärken, sagte die Bankratspräsidentin in ihrer Rede. Die SNB habe die Ausschüttungsreserve auffüllen und die «Hypothek der beiden schlechten Vorjahre» abtragen können. Der Bilanzgewinn habe der SNB auch ermöglicht, eine Dividende auszurichten und einen Gewinn an Bund und Kantone auszuschütten.

Die Bilanzrisiken der SNB aus den Schwankungen am Devisen-, Kapital- und Goldmarkt seien allerdings hoch und seit den US-Zollankündigungen noch unberechenbarer geworden. «Es gibt also keine Garantie für jährliche Ausschüttungen der Nationalbank», mahnte die Bankratspräsidentin. Es liege in der Verantwortung des Bundes und der Kantone, dies bei der Budgetplanung zu berücksichtigen. (awp/mc/pg)

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