SNB-CEO Philipp Hildebrand.
Bern – 2010 hat sich die Schweizer Wirtschaft erholt, wie die Zahlungsbilanz der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ausweist. Der Ertragsbilanzüberschuss stieg um 18 Mrd auf 80 Mrd CHF. Im Schlussquartal verblieb der Überschuss aber auf Stand des Vorjahresquartals.
Im Aussenhandel legten im ganzen Jahr die Exporte von Waren um 8% und jene von Dienstleistungen um 3% zu. Die Warenimporte wuchsen um 8%. Insgesamt resultierte im Aussenhandel mit Waren und Dienstleistungen ein Überschuss von 66 Mrd CHF, 7 Mrd mehr als 2009. Bei den Kapitaleinkommen wuchs der Einnahmenüberschuss von 29 Mrd auf 41 Mrd CHF. Dabei stiegen die Einnahmen aus Kapitalanlagen im Ausland von 102 Mrd auf 109 Mrd CHF. Die Ausgaben auf ausländischen Einlagen in der Schweiz sanken gleichzeitig von 73 Mrd auf 69 Mrd CHF.
Erträge auf Direktinvestitionen ausschlaggebend
Ausschlaggebend waren die Erträge auf Direktinvestitionen: Die verbesserte Gewinnsituation der Tochterunternehmen im Ausland führte zu höheren Einnahmen, die Ausgaben gingen zurück. Der Ausgabenrückgang bei den ausländischen Einlagen war durch tiefere Gewinne der ausländischen Finanz- und Holdinggesellschaften in der Schweiz bestimmt.
Währungsreserven um 138 Mrd Franken erhöht
Im Kapitalverkehr resultierte ein Nettoexport von 115 Mrd CHF nach 31 Mrd 2009. Massgebend dafür waren Transaktionen der Nationalbank, etwa die Interventionen auf den Kapitalmärkten zur Stützung des Euro: Sie erhöhte die Währungsreserven um 138 Mrd CHF. Andererseits flossen ihr aus dem Abbau von Swap- und Repogeschäften 31 Mrd zu. Auch die hohen Nettokapitalimporte von 31 Mrd CHF bei den Portfolioinvestitionen kamen wegen der SNB zustande, weil ausländische Investoren in grossem Umfang Geldmarktpapiere der SNB (SNB-Bills) erwarben.
Nettokapitalexport bei Direktinvestitionen
Bei den Direktinvestitionen gab es mit 68 Mrd CHF nach 7 Mrd im Vorjahr einen grossen Nettokapitalexport. Die schweizerischen Unternehmen statteten ihre Töchter im Ausland mit Zusatzkapital aus, zum anderen zogen ausländische Investoren Geld aus der Schweiz ab. Die Geschäftsbanken schliesslich importierten für ihr Kredit- und Einlagengeschäft 15 Mrd CHF. Im Schlussquartal 2010 entwickelten sich Waren und Dienstleistungen gegensätzlich, weist die SNB weiter aus. Während im Warenhandel die Exporte (+6%) und die Importe (+8%) höher waren, sanken bei den Dienstleistungen sowohl die Einnahmen (-5%) als auch die Ausgaben (-14%).
Exportüberschuss von 16 Mrd Franken
Im Aussenhandel resultierte damit ein Überschuss von 16 Mrd CHF wie im Vorjahresquartal. Unverändert blieb auch der Überschuss von 10 Mrd CHF bei den Kapitaleinkommen. Der Ertragsbilanzüberschuss von 19 Mrd CHF blieb ebenfalls gleich. Den Kapitalverkehr prägten im vierten Quartal hohe Exporte bei den Direktinvestionen und Importe bei den Portfolioinvestitionen. Bei den Direktinvestitionen flossen netto 30 Mrd CHF ins Ausland nach 5 Mrd im Vorjahresquartal. Die SNB führt das auf den konzerninternen Kreditverkehr zurück. Bei den Portfolioinvestitionen gab es netto Importe von 19 Mrd CHF, nachdem im vierten Quartal 2009 noch ein Export von 11 Mrd resultiert hatte.
Verpflichtungen abgebaut
Die Geschäftsbanken bauten Verpflichtungen ab. So flossen 9 Mrd CHF ins Ausland, nachdem vor Jahresfrist noch 22 Mrd importiert worden waren. Im Gegensatz zu den Vorquartalen hatten Nationalbank-Transaktionen nur noch einen geringen Einfluss. Insgesamt belief sich der Nettokapitalexport auf 27 Mrd CHF nach 1 Mrd im Vorjahresquartal. Die Zahlungsbilanz zeigt die Geldströme auf, die über die Grenzen fliessen. Waren, Dienstleistungen, Kapital- und Arbeitseinkommen sowie unentgeltliche Übertragungen bilden zusammen die Ertragsbilanz. Die Kapitalverkehrsbilanz ist quasi ihr Gegenstück und zeigt, wie diese Gelder angelegt wurden. Beide Bilanzen zusammen bilden die Zahlungsbilanz. (awp/mc/upd/ss)