Bern – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat vom guten Finanzmarktumfeld profitiert und in den ersten neun Monaten 2019 einen Gewinn von über 50 Milliarden Franken erzielt. Für das Gesamtjahr sagt dies aber noch nicht allzu viel aus, da das Ergebnis von der weiteren Entwicklung der Finanzmärkte abhängt.
Insgesamt verdiente die Nationalbank in der Periode von Januar bis September 2019 51,5 Milliarden Franken, wie sie am Donnerstag mitteilte. Nach einem Plus von 38,5 Milliarden in der ersten Jahreshälfte kamen damit im dritten Jahresviertel nochmals 13,0 Milliarden dazu.
Der Löwenanteil des Neunmonats-Gewinns stammt wie schon zum Halbjahr von den Fremdwährungspositionen mit 42,7 Milliarden Franken. Auf dem Goldbestand der SNB resultierte derweil ein Bewertungsgewinn von 7,3 Milliarden und auf den Frankenpositionen erzielte sie einen Gewinn – hauptsächlich dank Negativzinsen – von 1,7 Milliarden.
Hohe Kursgewinne bei Aktien, Obligationen und Gold
Der hohe Gewinn bei den Fremdwährungspositionen war geprägt von starken Kursgewinnen bei den von der SNB gehaltenen Finanzpapieren. So resultierte auf Beteiligungspapieren (Aktien etc.) ein Gewinn von 22,4 Milliarden und auf Zinspapieren (Obligationen etc.) einer von 19,5 Milliarden Franken, wobei allein im dritten Quartal vor allem die Zinspapiere zulegten. Dazu kamen Erträge aus Zinszahlungen und Dividenden von zusammen knapp 10 Milliarden.
Wechselkursbedingte Verluste
Etwas getrübt wurde das Ergebnis allerdings von wechselkursbedingten Verlusten in diesem Bereich von 8,9 Milliarden. Grund ist vor allem, dass der Franken per Ende September 2019 zum Euro, der für die SNB wichtigsten Währung, mit knapp 1,0864 deutlich höher stand als Ende 2018 (1,1283). Im Vergleich zum US-Dollar, der zweitwichtigsten Währung, gab der Franken hingegen rund 1 Rappen nach auf 0,9965 Franken Ende September.
Auf dem mengenmässig unveränderten Goldbestand von 1040 Tonnen resultierte ein Bewertungsgewinn von 7,3 Milliarden Franken. So wurde das Kilo Gold per Ende September 2019 zu 47’620 Franken gehandelt und damit gut 17 Prozent höher als noch Ende 2018.
Der Gewinn von 1,7 Milliarden Franken auf den Frankenpositionen stammte im Wesentlichen aus den Negativzinsen, welche die Banken auf ihren Girokontoguthaben bei der SNB bezahlen müssen. Dieser dürfte in Zukunft tendenziell etwas abnehmen, da die SNB ihre diesbezügliche Politik vor kurzem etwas angepasst hat. Den Banken wird ein höherer Freibetrag gewährt, auf welchem sie keine Negativzinsen zahlen müssen.
Folge der Geldpolitik
Das Ergebnis war in etwa so erwartet worden und deshalb keine grosse Überraschung. Die Ökonomen der Grossbank UBS etwa hatten den Gewinn auf knapp 50 Milliarden und diejenigen der Credit Suisse auf 51 Milliarden Franken geschätzt.
Für das Gesamtjahr heisst der hohe Gewinn allerdings noch nichts. Die SNB weist in ihrer Mitteilung wie üblich darauf hin, dass das Ergebnis von der Entwicklung der Gold-, Devisen- und Kapitalmärkte abhängig ist. Starke Schwankungen seien deshalb die Regel und Rückschlüsse auf das Jahresergebnis nur bedingt möglich.
Devisenreserven stark erhöht
Das SNB-Ergebnis ist vor allem eine Folge ihrer Geldpolitik. Um den Franken zu schwächen bzw. nicht zu stark werden zu lassen, hat die Nationalbank neben der Einführung der Negativzinsen vor allem ihre Devisenreserven in den vergangenen Jahren stark erhöht und damit Anleihen und Aktien in verschiedenen Währungen gekauft. Per Ende September 2019 beliefen sich die Devisenanlagen der SNB auf umgerechnet knapp 800 Milliarden Franken.
Die Hauptwährungen bei den Devisenreserven der SNB sind dabei der Euro und der US-Dollar. Die Gemeinschaftswährung machte per Ende September 39 Prozent aus, der Greenback 35 Prozent. Grössere Bestände gab es ausserdem noch in Yen (9%), britischen Pfund (7%) oder kanadischen Dollar (3%), die restlichen Währungen machten sieben Prozent aus.
In Bezug auf die Anlageklasse waren 68 Prozent in Staatsanleihen angelegt, 12 Prozent in anderen Anleihen und 20 Prozent in Aktien. Bei den zinstragenden Anlagen haben knapp drei Fünftel das Top-Rating von ‹AAA›.
Ausschüttung hängt vom Ganzjahresergebnis ab
Die Ausschüttung des SNB-Gewinns an Bund und Kantone hängt dann vom Ganzjahresergebnis ab. Laut der Gewinnausschüttungsvereinbarung erhalten Bund und Kantone jeweils maximal 2 Milliarden pro Jahr, wenn die Ausschüttungsreserve nach Gewinnverwendung mindestens 20 Milliarden Franken beträgt.
Dies sollte aber auch für dieses Jahr der Fall sein. Die Ausschüttungsreserve liegt – ohne den Neunmonatsgewinn gerechnet – derzeit bei 45,0 Milliarden. Von der Ausschüttung fliessen jeweils zwei Drittel an die Kantone und ein Drittel an den Bund. (awp/mc/ps)